Voerde. Nachdem Leonard während der Pandemie unter strikten Vorschriften eingeschult wurde, ging es jetzt ungewohnt normal zu. Nur einer ließ ihn hängen.

Es weht kein Lüftchen an diesem Tag, so kurz vor den großen Ferien. Die Schalke-Fahne hängt schlapp am Fahnenmast im Garten; ein Sinnbild des Abstieg des Revierklubs. „Hör damit auf!“, sagt Leonard zur Reporterin und winkt ab. Vor einem Jahr noch hat der achtjährige Schalkefan den Aufstieg des FC bejubelt, ein Stück vom Rasen erhascht. Und jetzt das: abgestiegen! Das war das Schlimmste am Schuljahr, denn sonst lief für den Zweitklässler der Regenbogenschule in Voerde alles bestens.

Es gab keine Pooltests mehr, keinen Distanzunterricht, keine Maskenpflicht. Und die Eltern durften ganz normal an Veranstaltungen teilnehmen. St. Martin, Weihnachtsaufführung, endlich! Nach der Einschulung inmitten der Corona-Hochphase kehrte bei Leonard im zweiten Schuljahr etwas ein, was er so kaum kannte: Normalität.

Leonard packt seine Sachen in den Tornister, macht ihn zu und stellt ihn in die Ecke. Die nächsten sechs Wochen steht er dort gut. Endlich Ferien!

Ein gutes Zeugnis

Die hat er sich verdient, denn sein Zeugnis – in der zweiten Klasse gibt es noch keine Noten – bescheinigt ihm auf zwei DIN-A-4-Seiten tolle Leistungen, vor allem in seinem Lieblingsfach Mathe. Auch in Sprache, Sachkunde, Musik und Kunst haben die Lehrerinnen nichts zu meckern. Wobei: Kunst und Deutsch mag er nicht einmal besonders gern, „langweilig“ findet er das Fach.

Wenn sein Klassentisch sich durch gutes Verhalten zehn Perlen verdient hat, dürfen sich die Kinder der Fuchsklasse aussuchen, welche eine Hausaufgabe sie weglassen möchten. Leonard hat sich schon zweimal für das Rechtschreibheft entschieden. Trotzdem lernt er viel, erreicht bei der Abfrage von „Merkwörtern“ immer die volle Punktzahl. Und mit seiner Mutter Tanja liest er „fast jeden Abend“. „Er liest gut, flüssig und richtig mit Betonung“, sagt Vater Maic, der sich freut, dass sich sein Sohn so gut auch in Deutsch entwickelt hat.

Was im ersten Schuljahr zunächst noch unter dem Einfluss der Pandemie vorsichtig erst wieder in der Regenbogengrundschule anlaufen musste, war dieses Jahr schon wieder fast selbstverständlich: Leonard und die anderen Kinder konnten Ausflüge unternehmen, Sportfeste feiern, ein weihnachtliches Theaterstück und eine Zirkusvorstellung mit Publikum aufführen, an Arbeitsgruppen wie Handball, Judo oder der Harry-Potter-AG teilnehmen. Auf den Schwimmunterricht hat er sich besonders gefreut – und prompt sein Bronzeabzeichen geschafft.

Material für die Plaudertasche

„Er steht kurz vor Silber“, sagt Mutter Tanja. Doch in der dritten Klasse, in die Leonard nach den Sommerferien versetzt wird, gibt es keinen Schwimm-, sondern dafür mehr Sportunterricht. Also muss Leo das Silberabzeichen außerhalb der Schule ablegen. Außerdem steht die erste Klassenfahrt an. Es geht zur Burg Bilstein; den einen oder anderen Streich werden sich die Kinder sicherlich noch überlegen, vermutet Mutter Tanja.

Ein neues Fach kommt auch auf den Schuljungen zu: Englisch. Zwar kann Leonard schon auf Englisch bis zehn zählen, dennoch glaubt er, dass Englisch ähnlich „langweilig“ wie Deutsch werden könnte …

Eins aber wird ganz sicher nicht langweilig: die Ferienzeit. In den nächsten Tagen stehen die Kinderbibeltage in der Kirche Götterswickerhamm an, dann will Leonard mit seinem Opa das offene Schalketraining besuchen, denn schließlich muss das Trikot von Rodrigo Zalazar noch unterschrieben werden, er gehört nämlich wie Kylian Mbappé und Simon Terodde zu Leonards Lieblingsfußballspielern. Von Terodde hat er sogar schon ein unterzeichnetes Trikot.

Das wird er gut gebrauchen können, denn nach den Sommerferien geht der Achtjährige zum Fußballtraining bei SGP Oberlohberg. Und weil er so ein gutes Zeugnis hat, „bekomme ich von Papa und Opa Stollen und Schienbeinschoner“, freut sich Leonard, rennt in sein Zimmer und kehrt mit einem Schiedsrichterset, einer gelben und roten Karte, zurück.

Ein Besuch im Kölner Dom

In den Ferien steht ein Besuch in Köln auf dem Programm. Selbstverständlich möchte der Achtjährige den Kölner Dom mal sehen, aber auch die Fernsehstudios von „Ninja Warrior“ und „Grill den Henssler“.

Spätestens am Wochenende baut Papa Maic den Pool auf, dann wird Leonard mit seinem Freund Henri wieder nach Herzenslust planschen, wie im vergangenen Sommer. Und Urlaub steht auch noch an. Die ganze Familie – Mutter Tanja, Vater Maic, Opa und Oma und Freunde aus Thüringen – reist nach Norddeich an die Nordsee.

An der Küste wird Leonard sicherlich genug Material für die „Plaudertasche“ finden, die er von seiner Lehrerin bekommen hat. In der Papiertüte kann er Dinge, die er findet oder kauft, sammeln. „Die sollen mich erinnern“, sagt er. Damit er nach den Ferien von all seinen Erlebnissen in der Schule erzählen kann. Dann schon in der dritten Klasse.