Anholt. Die Tiere im Wildpark Anholter Schweiz bei Rees haben keine Probleme mit den Minusgraden. Ihr Pfleger Maik Elbers hat dafür umso mehr Arbeit. Weil alles sofort einfriert, muss er die Tiere mehrmals am Tag füttern.
Muck und Lilli haben keine Probleme mit der Kälte. Im Gegenteil: Die beiden Fischotter im Biotopwildpark Anholter Schweiz lassen es sich richtig gut gehen bei den klirrenden Temperaturen. Am Rande des zugefrorenen Sees in ihrem Gehege haben sich die beiden Fischotter ein paar Löcher eisfrei gehalten. Durch die können die Tiere ins bitterkalte Wasser schlüpfen und unter der Oberfläche tauchen. 50.000 Haare haben Fischotter auf einem Quadratzentimeter Haut. Da kann einem auch das kälteste Wasser nichts anhaben.
Wenn Fisch und Fleisch einfrieren
Zwei bis drei Mal pro Tag kommt Maik Elbers vorbei, um Muck und Lilli zu füttern. Normalerweise bekommt das Pärchen nur einmal täglich Futter – das es dann über den ganzen Tag verteilt frisst. Normalerweise. Doch weil bei Minustemperaturen auch Fisch, Rindfleisch und Eintagsküken schnell einfrieren, muss der 33-jährige Tierpfleger eben öfter vorbei kommen und frischen Fraß bringen.
„Den Tieren, die wir hier haben, machen die tiefen Temperaturen nicht viel aus, aber ich habe mehr Arbeit als sonst”, so Elbers lachend. Kein Wunder, denn fast alle der 40 Tierarten im Biotopwildpark stammen aus Mitteleuropa, sind mithin Minusgrade gewohnt. Einige Bewohner wie die Rentiere, die ursprünglich aus der nordischen Tundra stammen, blühen sogar auf, wenn es frostig wird: „Die fühlen sich dann wie zu Hause”, sagt Elbers.
Nässe für Tiere gefährlicher als Kälte
Schon im Herbst wird die Grundlage gelegt, damit die Tiere gut über den Winter kommen: Damhirsche und Kamerunschafe etwa bekommen Eicheln und Kastanien vorgesetzt; das ist Powerfutter und setzt an. Geschützt durch die dicke Speckschicht kann dann auch bei einem plötzlichen Kälteeinbruch wie jetzt nicht mehr viel passieren.
Viel gefährlicher als Kälte sei die Nässe für die Tiere, berichtet Elbers. Wenn es tagelang regne und die Tiere gar nicht mehr richtig trocken würden, könnten sie sich erkälten – und das könne tödlich enden. „Aber solche Regenfälle kommen in unseren Breiten eigentlich nicht vor.”
Und selbst wenn: Fast alle Tiere im Biotopwildpark haben Schutzhütten, in die sie sich bei widrigem Wetter verkriechen können. Viele der Unterkünfte sind sogar beheizt – doch nur bei Muck und Lilli ist die Fußbodenheizung bisher auch eingeschaltet. „Das ist nötig, damit das Fell der Fischotter schneller trocknet”, erklärt Elbers die Sonderbehandlung des Otterpärchens. Wenn es noch kälter wird, will der Tierpfleger die Infrarotlampe im Schutzhaus für die Störche anschmeißen. „So bei minus 15, minus 20 Grad wird das nötig, denn normalerweise sind die Störche ja um diese Jahreszeit im Süden.”
Fütterung von von acht bis halb fünf
Von morgens acht bis abends halb fünf ist Elbers jeden Tag im Tierpark unterwegs, „aber pünktlich raus komme ich eigentlich nie.” In seinem weißen Auto fährt er das Futter von Gehege zu Gehege und hat für jeden seiner Schützlinge ein paar Worte parat. Bei so einem Aufwand bei der Fütterung ist er froh, dass er die Tiere derzeit nicht auch tränken muss. Die Tiere fressen den Schnee, brauchen also wenigstens kein Wasser.