Oberhausen. 3000 Fans rannten ihren "Helden der Arbeit" die Bude ein. Die schrieben, schrieben und schrieben.
Es ist Sommer, der Samstag war trocken und die Laune gut. "Wir drücken die Damen" meinte Norbert Lamb, der die RWO-Saisoneröffnung moderierte. Er meinte "die Daumen", aber da die Laune so gut war, hätte man auch gut und gern die Damen drücken können. Es waren genug da, denn der Aufgalopp des Zweitligaaufsteigers auf dem SSB-Freizeitgelände neben dem Stadion war ein Treffen für die ganze rot-weiße Familie. Alle hatten sich lieb und am Ende wurden Autogramme geschrieben. "Ich glaub, ich habe heute 1000 Karten verteilt", sagt David Müller nach der Marathonsitzung. Die wurde wegen des großen Andrangs deutlich verlängert, um wirklich alle Wünsche zu erfüllen. Auffallend dabei: Das Werben der Rot-Weißen um neue Fan-Generationen scheint zu fruchten. Die Jugend war richtig wuschig auf Autogramme und ließ sich alles beschriften: T-Shirts, Poster, Bälle und eben Autogrammkarten.
Die sind echte Hingucker geworden. Auf den Fotos hocken die Spieler in einer Waschkaue, völlig verschmiert nach getaner Arbeit und gucken ernst in die Kamera. Maloche ist nicht immer Spaß, muss aber erledigt werden - gelungen und witzig, die Karten. Und die mitunter morbide Atmosphäre auf den Bildern unterstreicht, dass Leistungssport nicht das pure Vergnügen ist, sondern anstrengend und gefährlich.
Freibier für einen Euro
Gelungen, weil kompakt, war auch die Präsentation der Neuen sowie die vorhergehenden Gesprächsrunden mit dem Vorstand. Die gute Laune wurde noch nicht mal dadurch getrübt, dass Norbert Lamb sich wieder in der Unübersichtlichkeit der Städte verstrickte, die Rot-Weiß oder Rot-Weiss im Namen tragen oder als er ankündigte, dass es von 17 bis 18 Uhr endlich das beim Union-Spiel versprochene Freibier geben würde - für einen Euro pro 0,25 Liter. Frei kostet bei RWO einen Euro - diesen Widerspruch schluckten die Fans in bekannter Ergebenheit.
Bei der Präsentation wurden die Saisonziele wiederholt und die Zusammenstellung des Kaders erläutert. "Wir haben uns gern in der Nachbarschaft bedient", meinte Sportvorstand Thomas Dietz. Mit Sören Pirson, Ferhat Kiskanc und Moritz Stoppelkamp wechselten bekanntlich drei Essener zur Landwehr. "Ich hätte den Aufstieg schon gern mitgefeiert", sagte Moritz Stoppelkamp, der bereits in der Winterpause wechseln wollte, von RWE aber nicht freigegeben wurde. Nun ist er da und freut sich wie alle weiteren Zugänge auf das Pokalspiel und den Saisonstart. Kim Falkenberg, der gute Chancen hat, Sonntag im Pokal gegen seinen vorherigen Club Bayer Leverkusen aufzuzulaufen, freut sich auch darüber: "Man kann mit allen hier sprechen." Amtssprache in der Truppe von Jürgen Luginger ist deutsch und nicht brasilianisch oder französisch, wie bei Bayer und vielen anderen Bundesliga-Clubs, die meinen, ihre Zugänge von weit her rekrutieren zu müssen.
Auch die verletzten Spieler stimmten in den Chor der Frohgemuten ein und verkündeten mutig, schnellstmöglich um Heilung und Anschluss zu kämpfen. Thomas Schlieter (Bandscheibenvorfall) will in drei Wochen an Bord sein, Christopher Nöthe (Innenbandanriss, Meniskuseinriss) sieht sich in zwei Monaten einsatzfähig. Benny Reichert (Schulteroperation) muss sechs Wochen seine Schultermanschette tragen. "Das ist nicht so doll." Aber Fahrrad- und Muskelaufbautraining könnten früher starten.
Dann gab es Stars zum Anfassen, die Kicker mischten sich unters Volk und ließen sich fotografieren, herzen und schmusen. Nett war das und auch die sichtlich strapazierten Langzeitverletzten zogen das volle Programm durch. "Jetzt kann ich aber nicht mehr", meinte Benny Reichert acht Stunden später nach dem Schlusspfiff des Testspiels gegen Kleve - und schrieb wie Dimi Pappas und Thomas Schlieter doch weiter Autogramme. Ein langer Tag für den Kern der RWO-Familie, aber ein guter.