Umweltschützer testen Luxuskleidung und Schuhe für Kinder und entdecken dabei zahlreich krebserregende Stoffe. Die Chemikalien verseuchten laut Greenpeace zudem Flüsse und Trinkwasser in den Produktionsländern.
Hamburg. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat im Rahmen ihrer Detox-Kampagne erneut Kinderkleidung ausgemacht, die mit zum Teil hochgradig giftigen Chemikalien hergestellt wurde. Besonders pikant in den aktuellen Fällen: Bei den getesteten Kleidungsstücken handelt es sich ausnahmslos um Produkte internationaler Luxusmarken.
So fand Greenpeace in Kleidung und Schuhen der Marken Dior, Dolce & Gabbana, Giorgio Armani, Hermès, Louis Vuitton, Marc Jacobs und Versace Chemikalien, die teilweise hormonell wirksam oder krebserregend sind. Lediglich bei Trussardi hatten die Umweltschützer nichts zu beanstanden. Insgesamt wurden 22 Kleidungsstücke und fünf Paar Schuhe getestet.
Die verwendeten Stoffe kontaminierten laut Greenpeace außerdem Flüsse und Trinkwasser vor allem in den Produktionsländern. „Luxusmode mag exklusiv sein – sauber ist sie deswegen nicht. Der Säuglingsschuh von Hermès war genauso mit gefährlichen Chemikalien belastet wie das Kinder-Shirt von Dior oder die Jacke von Versace, sagte Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace, in Hamburg.
Am stärksten mit Nonyphenolethoxylaten (NPE) verunreinigt gewesen sei mit 760 Milligramm pro Kilo ein Ballerina-Schuh der Marke Louis Vuitton. Dies überschreite laut Greenpeace den branchenüblichen Vergleichswert deutlich, einen gesetzlichen Grenzwert gebe es nicht. Weitere Kleidungsstücke, wie etwa drei Dior-Oberteile, enthielten hohe NPE-Konzentrationen. NPE baut sich in der Umwelt zu Nonylphenol ab, das hormonell wirksam und besonders schädlich für Wasserorganismen ist.
Bedenkliches „Made in Italy“
Sieben von zwölf mit NPE kontaminierten Kleidungsstücke sind laut Etikett „Made in Italy“. Die sehr hohen NPE-Werte bei vier Artikeln legen die Vermutung nahe, dass während der Produktion in Europa illegale NPE-Mengen eingesetzt wurden. Dies deute darauf hin, dass diese Kleidung teilweise außerhalb Europas hergestellt wurde. „Das ’Made in Italy’-Etikett garantiert nicht, dass die Kleidung unter den strengeren europäischen Bestimmungen produziert wurde,“ sagte Santen.
Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace 20 Textilhersteller von Burberry bis H&M überzeugt, sich bis zum Jahr 2020 auf eine Produktion ohne Risiko-Chemikalien zu verpflichten.
Erst kürzlich hatte Greenpeace 82 Kinderkleidungsstücke von zwölf internationalen Modefirmen getestet und dabei bei jeder Marke Weichmacher, NPE oder per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) gefunden.