Der aus der Sonne gewonnene Strom ist auf dem Weg, auch ohne Subventionen konkurrenzfähig zu werden – und zwar viel schneller als erwartet. Das lässt Anlagenbetreiber jubeln.
München. Solaranlagen sind billig wie nie. Seit dem Herbst 2008 sind die Preise massiv gefallen – von 20 Prozent reden Experten. In Einzelfällen ist es sogar noch mehr. Was die Renditen der Hersteller schmelzen lässt, lässt Installateure und Anlagenbetreiber jubeln: Der aus der Sonne gewonnene Strom ist auf dem Weg, auch ohne Subventionen konkurrenzfähig zu werden – und zwar viel schneller als erwartet.
In einigen Regionen in Italien und Kalifornien etwa wird schon in diesem Jahr damit gerechnet, dass Solarstrom nur noch so viel kostet wie der Strom vom Versorger aus der Steckdose. Netzparität (grid parity) nennen das die Fachleute und dies ist eines der beherrschenden Themen der weltweit größten Solarmesse, der Intersolar in München, die am Mittwoch begonnen hat. In Deutschland rechnen Experten inzwischen 2012 damit, dass der aus der Sonne gewonnene Strom konkurrenzfähig ist.
Das Thema elektrisiert: Ist der Zeitpunkt der Netzparität erreicht, dann – so die Vision der Branche – gibt es fast grenzenloses Wachstum. „Statt weiter von den steigenden Stromkosten der großen Versorgungsunternehmen abhängig zu sein, werden viele Hausbesitzer sich mit einer Solarstromanlage unabhängig machen wollen“, sagt der Chef der Bonner SolarWorld AG, Frank Asbeck.
Der bisherige Verkäufermarkt ist im vergangenen halben Jahr in einen Käufermarkt gedreht. Dafür gibt es mehrere Gründe: So hat die Wirtschaftskrise die Nachfrage einbrechen lassen. Gerade für Großanlagen hatten Investoren wegen der Kreditklemme Probleme, das nötige Geld zusammenzubekommen. Hinzu kommt, dass der im vergangenen Jahr größte Solarmarkt Spanien wegen einer begrenzten Förderung praktisch zum Erliegen gekommen ist. Auf der anderen Seite stehen zuletzt massiv ausgebaute Produktionskapazitäten. Das führt dazu, dass Hersteller die Preise senken müssen. Einen Teil können sie dabei durch verbesserte Produktionsverfahren und erhöhte Effizienz der Solarzellen wettmachen.
„Aufgrund der starken Preissenkung sind Investitionen in Solarstromanlagen derzeit besonders attraktiv“, sagt Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar). In diesem Jahr bekommen die Anlagenbetreiber garantiert 43 Cent je Kilowattstunde als Einspeisevergütung. Das sind zwar acht Prozent weniger als im Vorjahr, die Anschaffungspreise sind aber noch stärker gefallen, so dass die Renditen für Solaranlagen steigen. Von bis zu zwölf Prozent reden Experten. Doch der Solarverband bremst – spricht selbst lediglich von mehr als sechs Prozent. Von vielen Seiten wird ihm längst vorgeworfen, die eigenen Erfolge kleinzureden – und zwar aus Angst vor Einschnitten bei der Förderung.
Denn die Förderung wird nach dem Gesetz über Erneuerbare Energien von den Stromverbrauchern bezahlt. Die Vergütung ist festgeschrieben und sinkt pro Jahr um acht bis zehn Prozent. Eine Novelle des Gesetzes mit einer Senkung der Solarförderung ist zwar erst im Januar in Kraft getreten, doch die Diskussion über die Subvention hält an. Je mehr Photovoltaik-Anlagen in Betrieb gehen, desto höher wird die vom Verbraucher zu bezahlende Vergütungsverpflichtung.