Hamburg (dpa/tmn). Handwerkliches Geschick, wissenschaftliches Know-how: Restauratorinnen und Restauratoren müssen vielseitig begabt sein - nicht selten arbeiten sie mit wertvollen Stücken.

Vielleicht mal einen echten „van Gogh“ restaurieren? Ob Gemälde oder archäologische Kulturgüter - Restauratorinnen und Restauratoren bringen geschichtsträchtige Stücke wieder auf Vordermann und sorgen für deren langfristigen Erhalt.

Bianca Floss ist Chefrestauratorin am Museum für Hamburgische Geschichte. Im Job-Protokoll erzählt sie, wie sie zu ihrem Beruf gekommen ist - und warum der neben Begeisterung für Kunst und Kulturgut auch Geduld und Mut erfordert.

Mein Weg in den Beruf:

Ein Zufall brachte mich zum Beruf: An einem Bild in der Schule war ein Schaden entstanden und die Kunstlehrerin sagte, da bräuchte man jetzt eine gute Restauratorin. Das brachte mich auf die Idee, mich mit dem Beruf auseinanderzusetzen.

Ich suchte etwas, das Wissenschaft, Kunstgeschichte und mein technisches Verständnis verbindet. Schon immer habe ich mich in den Gemäldeabteilungen der Museen am wohlsten gefühlt - auch, weil ich selbst ein gewisses künstlerisches Talent habe. Die Maltechnik hat mich sehr interessiert.

Ich habe diesen Weg dann eingeschlagen: Studienvoraussetzung ist ein Jahr Praktikum in einer Restaurierungswerkstatt. Das ist ähnlich einem Ausbildungsjahr. Erst danach startet man ins Studium.

Man kann aber auch auf anderen Wegen Restaurator werden. Bei Möbelrestauratoren geht beispielsweise oft eine handwerkliche Ausbildung voraus, etwa als Tischler.

Das sollte man mitbringen:

Man braucht Geduld, einen gewissen Hang zur Perfektion, sollte wissenschaftlich interessiert sein und eine handwerkliche Begabung haben - es muss von allem ein bisschen vorhanden sein.

Wer Restaurierung studieren will, muss in der Regel erst seine künstlerische Eignung und die Absolvierung des Vorpraktikums nachweisen. Dann wird man zu einer mehrtägigen Eignungsprüfung eingeladen und die besten Teilnehmer bekommen am Jahresende einen Studienplatz. Das Studium selbst ist sehr breit gefächert und vereint Naturwissenschaften, Kunstgeschichte und einen großen praktischen Arbeitsanteil.

Mein Berufsalltag:

Grundsätzlich unterscheiden Restauratoren zwischen der präventiven Konservierung, der Konservierung und der Restaurierung. In den ersten beiden Fällen geht es darum, die richtigen Umgebungsbedingungen für das Objekt zu schaffen, um es in seinem aktuellen Zustand zu erhalten. Bei der Restaurierung geht es einen Schritt weiter. Hier retuschiere ich zum Beispiel Schäden.

Abhängig vom Kontext, in dem man als Restaurator arbeitet, gestaltet sich der Berufsalltag allerdings sehr unterschiedlich. Ich selbst arbeite als Gemälderestauratorin und Leiterin des Fachbereichs Restaurierung am Museum für Hamburgische Geschichte und bin insofern ein Sonderfall, als dass ich zusätzlich viele administrative Aufgaben erledige. Wir setzen gerade eine große Modernisierung um und die Objekte müssen alle verpackt werden und auf Reisen gehen. Da muss man sich auch mit der Frage beschäftigen: Wie verpacke ich Kunst und Kulturgut?

Parallel leite ich Praktikanten und Mitarbeiter an und habe aktuell ein paar Leihgaben zu bearbeiten. Als Leiterin des Hamburger Praxisjahrs für Restaurierung konzipiere und begleite ich außerdem theoretischen Unterricht für angehende Restauratoren, der sie auf die Aufnahmeprüfung an den Hochschulen und Universitäten vorbereiten soll.

Als Freiberufler würde man hingegen zum Kunden fahren, Kundenakquise betreiben, Aufträge annehmen, sie bearbeiten und dokumentieren. Auch beim Auf- oder Abbau von Ausstellungen können Freiberufler mitarbeiten.

Die schönste Seite des Berufs:

Mir gefällt, dass man seinen eigenen Interessenschwerpunkt selber wählen kann - ob die praktische oder forschende Seite des Berufs.

Und ich mag die Besonderheit, dass kein Alltag entsteht. Selbst wenn ich die 48. Oberflächenreinigung mache, ist sie immer anders als die vorherige, weil jedes Objekt unterschiedlich ist. Das macht den Beruf abwechslungsreich und interessant. Es gibt kein Schema F, nach dem man arbeitet. Und man muss sich immer wieder selbst hinterfragen und neue Methoden erarbeiten.

Die Herausforderungen:

Restauratoren haben berufsethische Grundsätze, zum Beispiel, dass wir allen Werken mit dem gleichen Respekt begegnen und sie mit derselben Sorgfalt behandeln. Wenn man plötzlich Werte vor sich liegen hat, die das eigenen Lebenseinkommen um ein Vielfaches übersteigen, überlegt man dennoch dreimal, wie man die Aufgabe handhabt.

Am Anfang des Berufslebens ist die Hürde, an das Objekt zu gehen, natürlich noch ein bisschen größer, weil man vieles zum ersten Mal tut. Es gibt immer wieder neue Methoden und Techniken, die man ausprobieren muss. Dabei kann man sich aber auch mit Testobjekten behelfen.

Die Aussichten:

Solange es Kultur gibt, wird es auch Restauratoren geben. Es ist unsere Kernaufgabe, Kulturgut zu erhalten und dafür zu sorgen, dass sich nachfolgende Generationen mit unserer Kultur auseinandersetzen können. Es macht einen großen Unterschied, ob ich mir ein Foto eines Kunstwerkes anschaue oder tatsächlich vor dem Gemälde oder historischen Objekt stehe.

Das Einkommen:

Abhängig vom Fachbereich, der Berufserfahrung und der Tätigkeit in Festanstellung oder Freiberuflichkeit kann das Einkommen eines Restaurators sehr unterschiedlich ausfallen.

Für Hochschulabsolventen des Fachbereichs Restaurierung liegt der monatliche Bruttoverdienst laut Agentur für Arbeit, auf Grundlage des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst der Länder, zwischen 3939 und 6037 Euro.