Beim Aktionstag Wi mook dat! helfen Mitarbeiter Hamburger Firmen bei sozialen Projekten. Im September findet er zum dritten Mal statt.

Die Beine stecken in kniehohen Gummistiefeln, das trübe Wasser schwappt am Schaft empor, die Jeans ist schmutzig, der Schweiß rinnt die Stirn hinunter, mit beherztem Schwung werden Kies und Steine geschippt. Und schon wird eine weitere Fuhre Steine und Kies herbeigekarrt. Die Arbeit soll fertig werden, alle packen an, sind mit Feuereifer dabei.

Die Männer und Frauen, die hier Strömungslenker aus Holz, Kies und Geröll zur Renaturierung des Alsterlaufs bauen, haben normalerweise herzlich wenig mit Kies zu tun und kennen Alsterwasser wohl eher im Bierglas. Es sind Mitarbeiter Hamburger Firmen, die beim Aktionstag „Wi mook dat!“ mitmachen.

Seit 2014 organisiert die Agentur Making Sense diesen Tag, bei dem Beschäftigte an einem Tag gemeinnützige Einrichtungen unterstützen. Am 15. September findet „Wi mook dat!“ zum dritten Mal statt.

Die Mitarbeiter werden für den Tag freigestellt

Die Mitarbeiterteams sind bei unterschiedlichen Projekten dabei. Mal bauen sie Sandkiste und Schuppen für Kinder, verschönern einen heruntergekommenen Raum für ein Jugendzentrum, machen Ausflüge mit behinderten Menschen, bauen Fahrradkeller für und mit Flüchtlingen in der Flüchtlingsunterkunft, helfen bei der Apfelernte oder eben bei der Renaturierung der Alster. Für diesen Tag werden sie von ihren Firmen freigestellt – aber normal weiterbezahlt. Etwa 12 bis 15 Mitarbeiter bilden ein Team.

Zusammen bringen die beiden Seiten für „Wi mook dat!“ Claudia Seehusen und Anja Engelke. „Wi mook dat! ist ein Herzensprojekt“, sagt Seehusen. Die 51-Jährige ist Diplom-Kauffrau und hat lange in Marketingabteilungen gearbeitet.

„Um meinen 40. Geburtstag herum habe ich mir die Sinnfrage gestellt“, sagt sie. Mit einer Partnerin gründete sie vor zehn Jahren die Agentur Making Sense. Vor fünf Jahren stieg Diplom-Soziologin Anja Engelke, 50, mit ein.

Die Agentur übernimmt die gesamte Organisation

In anderen Städten gibt es bereits ähnliche Aktionstage. Das wollten die Beiden auch in Hamburg. Zwölf Unternehmen waren im Startjahr von „Wi mook dat!“, 2014, überzeugt. Und zwar von dem Konzept, dass Making Sense die gesamte Organisation für den Aktionstag übernimmt.

„In Unternehmen hat man dafür nicht die Zeit und auch nicht immer das Wissen, wie man so was angeht“, sagt Engelke. 20 Projekte filtern die Initiatorinnen immer für den Tag heraus. Die Unternehmen können sich das für sie passende heraussuchen.

Engelke und Seehusen planen stets haargenau mit den Einrichtungen, wie viele Einsatzkräfte in einem Projekt benötigt werden, was an einem Tag geschafft werden kann, welche Materialien in welcher Menge benötigt werden und wer wann wo zu sein hat. In den Firmen organisieren sie Meetings zur Vorbereitung, außerdem bekommt jeder Teilnehmer Infounterlagen.

Doch nicht jeder ist kreativ oder handwerklich begabt. „Wir haben immer verschiedene Aufgaben in einem Projekt, sodass jeder mitmachen kann“, sagt Seehusen.

Unternehmen übernehmen Kosten für Materialien

Dieses „corporate volunteering“, wie das Engagement genannt wird, hat für alle Beteiligten Vorteile. Die Einrichtungen bekommen Hilfe, die sie nicht selbst stemmen können, weil freiwillige Helfer oder finanzielle Mittel fehlen.

Die Unternehmen allerdings müssen investieren: Sie stellen ihre Mitarbeiter frei, die an dem Tag nicht für die Firma arbeiten. Zudem bezahlt die Firma alle Materialien, die an dem Tag benötigt werden. Die Kosten liegen laut Seehusen bei 800 bis 1200 Euro.

Und doch überwiegt offenbar der Nutzen. Viele Menschen unterstellen der Wirtschaft, dass es dort ausschließlich um Umsatz und Macht geht. „Die Unternehmen wissen, dass soziales Engagement zu ihrer Verantwortung gehört“, sagt Anja Engelke.

Mancher mag das aus Imagegründen machen, doch erleben die beiden Initiatorinnen von „Wi mook dat!“, dass kaum ein beteiligtes Unternehmen darauf aus ist, sein Engagement öffentlichkeitwirksam darzustellen.

Engagement vor der eigenen Haustür

Viele Unternehmen, gerade Konzerne, bringen sich in internationalen Aktionen ein, spenden für Regenwald oder Impfungen in armen Ländern. Dies in allen Ehren – bei „Wi mook dat!“ helfen sie vor ihrer eigenen Haustür, in der eigenen Stadt. Gern wählen Firmen zum Beispiel ein Projekt, das im gleichen Stadtteil liegt wie der Firmensitz.

Was auch den Mitarbeitern etwas bedeutet: „Alle Kollegen haben schwer gearbeitet an dem Tag“, erinnert sich Ingo Briechel, Unternehmenssprecher der Hauni Maschinenbau GmbH, die von Anfang an jedes Jahr dabei ist. „Wir haben gesehen, dass man an einem Tag viel bewegen kann mit einem Team, das anpackt und motiviert ist.“

Teambuilding vom Feinsten also. Die gemeinsame Arbeit schweißt zusammen, die Mitarbeiter schauen über den Tellerrand. Denn die Mitarbeiter in einem Team kommen aus allen möglichen Abteilungen des Unternehmens – über alle Hierarchien hinweg.

Mitarbeiter aus allen Hierarchien arbeiten zusammen

Da malert der CEO neben dem Azubi, dort werkelt der Kaufmann neben dem Ingenieur. „Sie erfahren mehr über das Unternehmen und was andere Abteilungen machen, lernen sich kennen“, sagt Christoph Boneberg, Sprecher und CSR-Manager von Carlsberg Deutschland.

Das Unternehmen ist in diesem Jahr zum ersten Mal mit von der Partie. Zudem treffen sich nach getaner Arbeit alle Teilnehmer zum gemeinsamen Grillen – so knüpft man auch noch mit anderen Firmen und Projekten Kontakte.

Bei den Mitarbeitern kommt es gut an, dass sich ihr Arbeitgeber bei einem solchen Aktionstag einbringt – bei einem Unternehmen, das seine Verantwortung sieht und der Belegschaft die Möglichkeit gibt, an einem Arbeitstag soviel Gutes zu tun, arbeitet man doch gern. In Zeiten, in denen Konzepte zur Mitarbeiterbindung und Employer Branding gefragt sind, ein angenehmer Nebeneffekt für die Firmen.

Warum auch nicht – alle haben offenbar etwas von einem Aktionstag wie „Wi mook dat!“. Daher sind einige Firmen auch Wiederholungstäter, darunter Hauni Maschinenbau. Im zweiten Jahr war man schon mit zwei Projekten vertreten, in diesem Jahr sind es drei Teams für drei Projekte.

Manche Teilnehmer engagieren sich auch privat weiter

Auch endet der Einsatz oft nicht bei dem einen Tag im Jahr. „In manchen Firmen wird zu Weihnachten eine Spendenaktion gemacht, das Geld kommt dem Projekt, in dem man mitgeholfen hat, zugute“, sagt Engelke. Ein Tag wie „Wi mook dat!“ ist, so das Feedback vieler Teilnehmer, eine Inititalzündung, sich auch privat weiter zu engagieren.

Wie oft macht man sich Gedanken, wenn man in den Nachrichten von Elend, Krieg, Schicksalen von Menschen liest? Gern würde man etwas tun – doch es bleibt meist bei dem Vorhaben, denn es ist unsicher, wo man Informationen bekommt, was das Richtige für einen wäre. Der Einsatz bei „Wi mook dat!“ ist eine Gelegenheit, ein Projekt zu finden und weiter dranzubleiben.

Vielleicht wird das auch wieder dem einen oder anderen so gehen, der am 15. September Sandkisten baut, Räume malert – oder mit Gummistiefeln im Morast der Alster steht.

Nach dem Aktionstag ist vor dem Aktionstag – Unternehmen können sich über „Wi mook dat!“ im kommenden Jahr informieren und sich anmelden. Tel:: 040/38 08 73 72, E-Mail: info@makingsense.de, Internet: www.wimookdat.de