Mit einer fundierten Ausbildung sind die Chancen für eine Übernahme im Ausbildungsbetrieb gut. Sprachkenntnisse und Praktika sind immer von Vorteil.

Soll ich studieren oder lieber eine Ausbildung machen nach dem Abitur? Das fragten sich Jale Maria Mumme und Dimitri Knorr. Beide entschieden sich schließlich für die Ausbildung zum Betriebswirt im Außenhandel beim Unternehmern Wulf Gaertner Autoparts. Das ist eine Kombination aus einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und einer Zusatzqualifikation zum Betriebswirt im Außenhandel.

Die 21 Jahre alte Jale Maria hatte schon zwei Praktika in der Modebranche sowie ein Jahr in Spanien vorzuweisen. Vor allem mit ihren Sprachkenntnissen konnte sie im Bewerbungsgespräch bei Wulf Gaertner überzeugen. Auf das Unternehmen kam sie durch einen Tipp ihres Vaters, der eine Autolackierwerkstatt betreibt. Mit Autos und deren Zubehör ist Jale Maria seit ihrer Kindheit vertraut.

Seit vergangenem August macht Jale Maria Mumme eine dreijährige Ausbildung. Von den insgesamt 14 Abteilungen des Unternehmens hat sie bereits einige kennengelernt, darunter die Zentrale, das Lager, Logistik und Vertrieb. Dieser ist in acht Teams nach Regionen aufgeteilt. So hat es Jale besonders gut im Vertrieb für Südamerika gefallen. „Hier konnte ich meine Sprachkenntnisse einsetzen. Man lernt hier viel Neues kennen und wird gleich in die Arbeit mit eingebunden“, sagt die junge Frau. An zwei Tagen in der Woche wird Mumme zudem am Institut für Außenhandel in Fächern wie Rechnungs- und Personalwesen, Volkswirtschaftslehre, Recht, Wirtschaftsenglisch und Betriebswirtschaft unterrichtet.

Jale Maria Mumme und Dimitri Knorr nehmen außerdem an Wochenendworkshops teil, in denen Fallstudien im Außenhandel oder Übungen in Kommunikation und Präsentation behandelt werden. Ferner gehört zu ihrer Ausbildung ein zweiwöchiger Lehrgang „Export and Foreign Trade“ in London. Die Ausbildung zum Betriebswirt im Außenhandel setzt das Abitur voraus. Das Unternehmen bietet ferner die duale Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann an, die auch für Realschüler offen steht und ebenfalls drei Jahre dauert.

Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung ist die Ausbildung zum Betriebswirt bundesweit nicht einheitlich geregelt. Es werden mehr Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt als in der dualen Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Zudem soll der Abschluss auf Leitungs- und Führungspositionen in Außenhandelsunternehmen vorbereiten.

Dimitri Knorr konnte bei seiner Bewerbung Kenntnisse der russischen Sprache nachweisen. Den 21-Jährigen brachte ein Freund auf die spezielle Ausbildung zum Betriebswirt im Außenhandel. „Bei einem Besuch der Messe ‘Einstieg’ habe ich dann mit einem Azubi von Wulf Gaertner gesprochen und mich daraufhin bei dem Unternehmen beworben“, berichtet Dimitri. Er begann seine Ausbildung im August 2013 und konnte im Februar bereits selbst am Stand der Einstiegsmesse junge Menschen informieren und beraten. Seit drei Wochen arbeitet Dimitri eigenverantwortlich und mit großem Einsatz an einem Pilotprojekt, bei dem Autoteile für Oldtimer aus dem 3D-Drucker entstehen. Dabei wird ein Teil eingescannt, am Computer bearbeitet und zu einem 3D-Modell weiterentwickelt. Danach wird das Modell mit einem 3D-Drucker dreidimensional reproduziert und mit UV-Licht ausgehärtet. Die Ergebnisse stellt Dimitri auf der Messe Techno-Classica in Essen vor, die noch bis zum Sonntag, 19. April läuft.

Die Chance auf Übernahme nach der Ausbildung steht gut

„Die Ausbildung zum Betriebswirt im Außenhandel ist härter als die duale Ausbildung zum Außenhandelskaufmann“, sagt Ausbildungsleiterin Tatjana Gerlitz. Außerdem bestehe nach dem erfolgreichen Abschluss die Option, ein verkürztes berufsbegleitendes Bachelorstudium aufzusatteln.

Da im Außenhandel die Kundenbetreuung bis zu 80 Prozent der Tätigkeit ausmache, werde viel Wert darauf gelegt, die Kunden in Gesprächen und ­E-Mails in ihrer Muttersprache zu betreuen. „Wir haben weltweit 1000 Mitarbeiter, davon arbeiten am Standort Hamburg 400 aus 26 verschiedenen Nationalitäten“, erklärt Gerlitz. Die Chance, nach der Ausbildung in den neun Ausbildungsberufen übernommen zu werden, stehe für die jungen Leute sehr gut. „Wir bilden in allen neun Berufen für unser Unternehmen aus, gestalten die Ausbildungsstationen auch nach individuellen Präferenzen. Alle Azubis haben die Möglichkeit, an Sonderprojekten mitzuwirken.“

Später bietet das Unternehmen den Absolventen die Chance, nach der Ausbildung im Ausland zu arbeiten, sowie weitere Karrierewege. So ist eine Mitarbeiterin, die auch Betriebswirtin im Außenhandel gelernt hat, heute in Shanghai im Projektmanagement tätig. Eine Kollegin aus Ungarn arbeitet in Hamburg im Vertrieb Balkan, und ein Mitarbeiter, der die Ausbildung zum Betriebswirt im Außenhandel absolviert hat, ist heute Teamleiter Vertrieb Indien und Mittlerer Osten.