Nach sechs Jahren in einem Bürojob kehrt Gastronomin Tanja Niewollik in ihr Metier zurück. In Winterhude hat sie das „Kaffee Frohlein“ eröffnet und setzt auf Individualität.
Die „gute alte Zeit“ hatte Tanja Niewollik im Sinn, als sie den Businessplan für ihr „Kaffee Frohlein“ in Winterhude schrieb. „Es gibt viel zu viele Ketten, die alle das Gleiche anbieten“, sagt die Gründerin. Sie setzt lieber auf Individualität.
Haus- und handgemacht soll es sein, vom Frühstück bis zum abendlichen Snack. So gibt es bei Niewollik zum Beispiel selbst gebackenen Kuchen und Pancakes, frisch gepresste Säfte und deutsche Hausmannskost wie zum Beispiel Eier in Senfsoße oder Frikadellen. „Die Gerichte nach alten Rezepten finden reißenden Absatz.“ Abends veranstaltet sie ab und zu Konzerte. „Ich habe schon zig Anfragen von Hamburger Künstlern.“
Das Frohlein öffnete vor genau einem Jahr zum ersten Mal seine Tür. Dass die vergangenen zwölf Monate gut gelaufen sind, will die Gründerin gebührend würdigen: am Sonnabend, 9. August, „mit einer Riesengeburtstagsparty mit DJ“, wie sie ankündigt. Wer mag, soll vorbeikommen und mir ihr in den Sonntag hineinfeiern.
Dass Tanja Niewollik ihr lange geplantes Vorhaben gerade am Mühlenkamp 48 umsetzen konnte, freut die Gründerin besonders. „Hier habe ich vor zehn Jahren, als ich nach Hamburg gezogen bin, meinen ersten Chai Latte getrunken“, erzählt sie. Als sie selbst auf der Suche nach einem Ladenlokal war, schrieb sie den Inhaber an – er solle ihr Bescheid geben, wenn er sein Café irgendwann abgeben wolle. „Und es gab diesen unglaublichen Zufall, der Laden wurde frei“, erinnert sich Niewollik, noch immer restlos begeistert über ihr Glück.
Winterhude statt Barmbek
Die Finanzierung eines Standorts in Barmbek – „eigentlich eine tolle Lage“ – hatten die Banken inzwischen abgelehnt: Dort habe nach deren Auffassung kein individueller Laden hingepasst, sagt Niewollik. Gegen den Standort Mühlenkamp hatten die Geldgeber nichts einzuwenden.
Aber warum eigentlich „Frohlein“? Tanja Niewollik lacht: Das sei eine Abwandlung von „Fräulein“, wie sie selbst noch in der Ausbildung genannt worden sei, erklärt sie. Und schließlich sei sie genau das die meiste Zeit: froh. In Sachen Namenswahl sei sie sogar ein bisschen in Stress gekommen, erinnert sich Niewollik: „Den Pachtvertrag hatte ich unterschrieben, 1000 Ideen, aber keinen richtigen Namen.“ Ein Freund gab schließlich den entscheidenden Anstoß.
Vor ihrer Gründung hatte die Fachfrau aus der Hotellerie einen sechs Jahre währenden Abstecher in eine Hamburger Marketingagentur und in den Immobilienbereich gemacht. „Aber ich bin einfach nicht glücklich in einem Bürojob“, sagt sie rückblickend. Jetzt sei sie als Gründerin wieder so richtig in der Gastronomie angekommen. „Ich bin Mitte 30. Und habe mir gesagt: wenn nicht jetzt, wann dann?“
Ihren wichtigsten Werbekanal sieht die Gründerin in der Mundpropaganda. „Winterhude ist ja eigentlich ein Dorf“, findet sie. Momentan fehlt Niewollik ohnehin die Zeit, sich um Werbung zu kümmern. „Ich schraube hier ja alles selbst an die Wand. Erst wenn der Laden zu 100 Prozent fertig ist, dann werbe ich.“ Immerhin: „Die Abläufe im Service stehen jetzt, und ich habe jemanden gefunden, der mich in der Küche unterstützt“, erzählt sie.
Und die Pläne für die Zukunft? Erst einmal die Öffnungszeiten verlängern: ab 12. August wird bis 22 Uhr geöffnet sein. Das Abendgeschäft möchte Tanja Niewollik dann aber gern abgeben. Sonst müssen ihre Freunde sie noch häufiger warnen, dass sie gerade dabei sei, sich zu übernehmen. „Ich bin so eine Arbeitsmaus“, sagt Tanja Niewellik lachend. „Und wenn man mit Leidenschaft dabei ist, merkt man gar nicht, dass man eigentlich hundemüde ist.“