Gerade Mütter versäumen es oft, sich finanziell abzusichern – für eine eventuelle Scheidung ebenso wie fürs Alter. Eine Expertin rät zur monatlichen Familienkonferenz zum Thema Geld.
Als Matthias und Bianca Klewer ihr erstes Kind erwarteten, wurde Excel ihr bester Freund. „Spätestens mit dem Schwangerschaftstest haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie unsere finanzielle Situation in Zukunft aussehen soll“, sagt Klewe, heute Papa der sechsjährigen Paula und des zweijährigen Moritz. „Ich glaube, dass sich die wenigsten so umfangreich Gedanken darüber machen wie wir“, sagt er. Vielleicht weil sich Zahlenmenschen leichter mit solchen Aufgaben tun: Beide Eltern arbeiten im Controlling, Matthias Klewer als Abteilungsleiter bei der Otto Group, Bianca Klewer als Senior Controllerin bei Philips.
Fragt man Kris Hauf, haben es die Klewers genau richtig gemacht. Die 54-Jährige ist Expertin bei den Finanzfachfrauen, einem Zusammenschluss von Finanzdienstleisterinnen, und bietet Beratungen rund um das Thema Anlage und Vorsorge für Frauen und Mütter an. „Das Potenzial für Missverständnisse in Sachen Finanzen ist groß, deshalb sollte man sich gut absprechen und das bestenfalls sogar schriftlich festhalten“, sagt sie.
Und: „Erfahrungsgemäß sind es eher die Mütter, die den Kürzeren ziehen.“ Sie steigen zu lange aus dem Beruf aus, wechseln in einen Teilzeit- oder in einen Minijob – und versäumen es, die Lücke in der Altersvorsorge zu kompensieren und sich privat abzusichern. Teils flüchten sie sich in Sätze wie „Meine Familie füllt mich aus“ oder „Mein Mann sorgt für mich“.
Für gleichberechtigte Finanzen
Matthias Klewer und seine Frau haben sich deshalb bewusst gegen das klassische Rollenmodell entschieden, bei dem die Frau weniger arbeitet und der Mann den Vollzeitjob hat. Stattdessen arbeiten beide 30 Stunden pro Woche. „Vor allem aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus“, wie Matthis Klewer sagt. Sie seien beide in einem Scheidungshaushalt aufgewachsen und wüssten, dass das Thema Geld schnell zu Streitigkeiten führen könne.
Warum ausgerechnet 30 Stunden? „Ganz einfach, wir haben simuliert, wie viel wir arbeiten müssen, um unseren Lebensstandard zu halten“, sagt er. „Und wir haben beide anspruchsvolle Stellen, die wir weiter ausführen wollten.“
Steuerberater Jan-René Borkowski hat folgenden Rat: „Grundsätzlich sollten Eltern, wenn beide arbeiten und der Gehaltsunterschied nicht zu groß ist, Steuerklasse vier wählen.“ Das sorgt im Gegensatz zur Konstellation III/V dafür, dass das Paar bei der jährlichen Steuererklärung in der Regel keine oder nur wenig Steuern nachzahlen muss.
Von der IV/IV-Empfehlung gibt es allerdings eine Ausnahme: „Das Elterngeld berechnet sich immer nach dem Nettogehalt der letzten zwölf Monate“, sagt Borkowski. Geht also nur die Mutter in die Elternzeit – oder zumindest zum größten Teil –, dann bemisst sich das Elterngeld ganz oder über weite Strecken nach ihrem Gehalt. Da dies aber oft unter dem Verdienst des Mannes liegt, empfiehlt Borkowski: „Wenn die Frau ein Jahr vor der Geburt des Kindes in die Steuerklasse drei wechselt und der Mann in die Steuerklasse fünf, werden die beiden davon finanziell profitieren.“
Wenn beide Elternteile ihr Gefühl für finanzielle Unabhängigkeit behalten wollen, rät Finanzfachfrauen-Expertin Hauf übrigens zum sogenannten Drei-Konten-Modell: „Dabei behält jeder sein eigenes Konto, auf das das Gehalt eingezahlt wird, gleichzeitig gibt es ein gemeinsames drittes Konto, auf das das Paar monatlich einen bestimmten Betrag überweist.“
Mini-Job hat Vor- und Nachteile
Nach der Elternzeit entscheiden sich viele Frauen für einen Teilzeitjob. Kann sich auch das steuerlich lohnen? Borkowski: „Nur, wenn man einen 450-Euro-Job ausübt, die Option der Rentenversicherungsfreiheit wählt und dadurch keine Abgaben zahlt.“ Der finanzielle Vorteil wirkt sich aber nur kurzfristig im Hier und Jetzt aus. Der große Nachteil: Mit einem Mini-Job werden keine Rentenansprüche aufgebaut.
Nathalie Aulbach, Beraterin der FrauenFinanzGruppe, empfiehlt beiden Partnern zunächst einmal eine Berufsunfähigkeitsversicherung. „Denn die ist noch wichtiger als die Altersvorsorge“, sagt die 39-Jährige. Außerdem lohne sich eine Riester-Rente, bei der es pro Kind und Jahr 300 Euro und für Erwachsene 154 Euro gibt. „Bei einer vierköpfigen Familie sind das 908 Euro pro Jahr vom Staat geschenkt“, sagt sie.
Matthias Klewer und seine Frau haben zudem in Eigentum investiert und sich ein Haus gekauft. „Das ist unsere Altersvorsorge“, sagt er. Außerdem hätten beide eine Risikolebensversicherung und eine betriebliche Altersvorsorge. Abgeschlossen ist die Finanzplanung des Ehepaars damit aber noch lange nicht: „Wir setzen uns anlassbezogen immer wieder zusammen.“
„Das Thema Finanzen und Vorsorge ist in jeder Familie ein fortlaufender Prozess und sollte immer wieder neue thematisiert werden“, findet auch Kris Hauf. Sie rät zur monatlichen Familienkonferenz. „Denn wenn das Kind erst einmal geboren ist, besteht die Gefahr, dass alles so toll ist, dass unangenehme Themen wie Finanzen schnell in den Hintergrund treten.“