Ein Kommentar von Jon Christoph Berndt
Wer im Berufsleben so glücklich wie im Privatleben und im Privatleben so glücklich wie im Berufsleben sein möchte, der muss wissen, dass im Alltag alles eins ist: Es gibt nicht die Büro-Paula und die Freizeit-Paula, und vor jedem Gong setzt man schnell die andere Mütze auf. Das zu versuchen wäre mühsam, unecht, es laugt aus. Man sollte sich stattdessen so geben wie die Menschen, die man besonders anziehend findet und mit denen man sich genau deshalb gern umgibt: Es sind die echten.
Wer noch Zweifel hat an dem So-sein-Können, wie er ist, kann sich ein Beispiel nehmen; am Fußball, eine härtere Berufswelt gibt es nicht. Selbst da ziehen neue Offenheit und neue Weichheit ein. Thomas Hitzlsperger hat ein klares Zeichen gesetzt: „Ich äußere mich zu meiner Homosexualität, weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte.“
Jemand tritt aus dem Schatten von Selbstverleugnung und Duckmäuserei und bezieht klar Stellung: „Homophobe Leute haben jetzt einen Gegner mehr!“ Dadurch gewinnt er an solcher Größe, dass er für eine ganze Generation zum Vorbild wird. So klärt sich dann sofort, wer ein wahrer Freund ist und auf wen man beruhigt verzichten kann. David Cameron, der britische Premier: „Ich habe immer bewundert, was Thomas Hitzlsperger auf dem Feld geleistet hat – aber heute bewundere ich ihn noch mehr.“
Wer in ganz anderen Schatten lebt, die auf Dauer genauso nerven, belasten, sogar krank machen, sollte sich fragen, ob es auch für ihn an der Zeit ist. Dafür, zu seinen Vorlieben, Besonderheiten und, ja, auch Markenzeichen zu stehen. Statt des Versuchs, die ganze große Welt zu ändern, ist die Veränderung der kleinen Welt viel erfolgversprechender – der eigenen. Es ist befreiend und klärend. Dann gibt es nur noch eine Paula, nur noch einen Thomas, und man muss sich nicht mehr verstellen. Und das macht glücklich, im Beruf genauso wie privat. Wer von den anderen damit dann nicht kann, um den ist es nicht schade. Das wäre dann auch geklärt.
Jon Christoph Berndt ist Markenexperte, Management-Trainer und Keynote-Speaker. Im Internet unter www.human-branding.de