Zwei Hamburgerinnen haben 2013 ein Weiterbildungsunternehmen für Mediziner in Führungsjobs gegründet. Mit ihrem Start sind die beiden Coaches zufrieden.

Während Mediziner fachlich bestens ausgebildet von den Hochschulen kommen, haben sie in Sachen Personalführung oft Nachholbedarf. „Ärzte haben dieselben Aufgaben wie Manager, aber nicht die Ausbildung dafür“, sagt Brigitta Wurnig. Gemeinsam mit Volkswirtin Viola Kaltefleiter füllt die Juristin diese Wissenslücke bei Medizinern. Vor allem Chef- und Oberärzte haben die beiden Coaches im Blick, wenn von der Klinikleitung gewünscht, setzen sie aber auch schon bei Assistenzärzten an.

Anfang 2013 haben Wurnig und Kaltefleiter die HFA Hamburger Führungsakademie für Ärzte gegründet. Beide coachten zuvor schon sechs Jahre lang Mitarbeiter und Manager im medizinischen Bereich. „Wenn man einmal einen Fuß in einer Branche hat, nimmt das seinen Lauf“, sagen sie. Nun also auch die Chefärzte. „Dass Sie sich an die herantrauen“, heißt es mitunter noch, wenn sie mit Klinikleitern über ihre Dienstleistung sprechen.

Dafür haben sie Verständnis. Das Thema „Ärzte und Führungsqualität“ sei in den Krankenhäusern eben noch nicht so populär. Da gebe es oft noch eine ausgeprägte Hierarchie, sagt Wurnig.

Doch die Bereitschaft, sich außer mit Medizin auch mit Führungsthemen zu beschäftigen, sei bei Ärzten auf jeden Fall vorhanden. Vorausgesetzt, die Mediziner können sich in Einzelcoachings damit auseinandersetzen. „Für individuelle Formate, zum Beispiel Einzelcoachings, sind sie offener als für klassische Trainings“, sagt Viola Kaltefleiter. Das bieten die beiden jetzt bundesweit Kliniken, Klinikgruppen und Einzelpersonen an.

Wie stößt man eine Veränderung an?

Ihre Erfahrung aus der Wirtschaft – beide waren als Unternehmensberaterinnen für die Consultingfirma McKinsey tätig – werde in Krankenhäusern sehr geschätzt, erzählt Brigitta Wurnig. Themen, die die Coaches mit den Chefärzten angehen, sind etwa der Anstoß und das richtige Tempo von Veränderungsprozessen oder die Dynamik in Teamentwicklungen.

Dadurch, dass sie in einer Branche gegründet haben, in der sie schon vorher tätig waren, standen ihnen viele Türen offen, an denen ein kompletter Neuling lange hätte klopfen müssen. Mit triftigen Argumenten konnten sie schnell erste Auftraggeber gewinnen: „Gute Führung steigert schließlich nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter“, sagt Kaltefleiter. Mit der Führungsqualität wachse auch der Behandlungserfolg in der Patientenversorgung. „Das belegen Studien.“

Aufträge erhalten die beiden zu 90 Prozent über Empfehlungen. „Erst in diesem Jahr fangen wir an, uns gezielt bekannt zu machen“, sagt Wurnig. Richtiggehend akquirieren wollen sie aber nicht, sondern indirekt über Inhalte für sich werben. „Dazu stellen wir auf Konferenzen und Tagungen Themen vor, die uns wichtig sind“, erzählen die beiden. „Zum Beispiel mit Vorträgen über das Management von Veränderungen.“

Schwierige Namensfindung

Während Brigitta Wurnig und Viola Kaltefleiter der wirtschaftliche Start dank ihres guten Netzwerks also relativ leicht gemacht wurde, hakte es an anderer Stelle: bei der Namensfindung. „Akademie“ dürfe nur eine Anstalt des öffentlichen Rechts heißen, habe das Amtsgericht vor dem Eintrag ins Handelsregister reklamiert. „Dabei gibt es in Deutschland unzählige Firmen, die sich so nennen“, sagt Wurnig. Erst als sie der Akademie ein „für Ärzte“ angehängt hatten, ging der Name durch. Doch aufgrund des Zusatzes musste dann wiederum die Ärztekammer prüfen, ob die angebotenen Weiterbildungen nicht medizinischer Natur sind.

„Das zweite große Abenteuer war unsere Website“, erinnern sich die Gründerinnen. „Viele treten im Gesundheitsbereich sehr konservativ auf“, sagt Brigitta Wurnig. „Davon wollten wir uns abgrenzen.“ Herausgekommen ist eine moderne Seite mit kräftigen Farben und Formen. Das Feedback der Kunden sei durchweg positiv. „Aber wir haben wirklich sehr lange darüber diskutiert, bis wir uns das getraut haben.“

Fürs Jahr 2014 planen Wurnig und Kaltefleiter gemeinsam mit einem Forschungsteam eine Studie über Weiterbildungsmodelle für Chefärzte umzusetzen. Außerdem wollen sie aktive und pensionierte Chefärzte als Mentoren gewinnen. Und überhaupt, ihr Thema immer bekannter machen. „Wir sind mit einer Mission unterwegs“, sagt Brigitta Wurnig.

www.hfa-aerzte.de