Zu viel Alkohol trinken, über Kollegen lästern, mit dem Chef knutschen – auf der Weihnachtsparty im Unternehmen warten viele Fettnäpfchen. Das Abendblatt verrät Tipps, wie man sie umgehen kann.

Die Weihnachtsfeier steht an. Und was für den einen pure Vorfreude auf einen schönen Abend mit Kollegen ist, gilt dem anderen als rotes Tuch. „Nicht hinzugehen wäre aber der erste Fehltritt, den man begehen kann, wenn wir von Fettnäpfchen rund um die Weihnachtsfeier sprechen“, sagt Astrid Fiedler, Hamburger Expertin für Stil und Etikette. „Das wird einem schnell als Desinteresse ausgelegt.“

Jeder, der eingeladen ist, sollte also teilnehmen, wenigstens kurz. Will man höflich bleiben, ist ein Abgang nach Ansicht der Inhaberin von Image Konkret eine halbe Stunde nach Ende des Essens möglich – aber auch das am besten nur mit einer glaubhaften Entschuldigung. Fiedler rät jedoch dazu, der Feier eine Chance zu geben: „Vielleicht bekommt man ja noch Lust darauf – wenn man selbst etwas dafür tut. Jeder trägt mit seiner eigenen Haltung dazu bei, ob ein Abend gelingt oder nicht.“

Etwas dafür tun kann ein Mitarbeiter etwa dadurch, dass er nicht bei den Kollegen seines eigenen Teams hängen bleibt, sondern sich auch um Gespräche mit Leuten aus fremden Abteilungen bemüht. „Andere kennenzulernen ist immer eine Bereicherung“, sagt Astrid Fiedler. „Nur mit den Kollegen zu reden, mit denen ich sowieso jeden Tag spreche, erweitert nicht meinen Horizont.“

Und dient auch nicht der Karriere: „Heute macht keiner für immer denselben Job“, sagt die Etikette-Beraterin. Da sei es gut, sich zu vernetzen. Als Themen für Smalltalk eignen sich Hobbys, Urlaub, Kinofilme oder die Feier an sich. Tabu ist alles, was die Stimmung herunterzieht: Beziehungsprobleme, Krankheiten, allgemeines Jammern.

Einer benimmt sich immer daneben

Doch die Weihnachtsfeier wäre keine Weihnachtsfeier, wenn sich nicht der eine oder andere wenigstens ein bisschen danebenbenehmen würde. In der Regel passiert das, wenn genug Alkohol geflossen ist. Darum rät Astrid Fiedler pauschal, sich damit zurückzuhalten. „Man darf nicht vergessen, das ist immer noch eine Firmenveranstaltung.“

So mancher vergisst es aber doch. Und mit steigendem Alkoholpegel plaudert es sich auch über Privates leichter. Was aber, wenn man am nächsten Tag das Gefühl hat, zu viel verraten zu haben? „Hier würde ich das Vieraugengespräch suchen“, sagt Karriere-Coach Carolin Lüdemann. Am besten nimmt der Mitarbeiter seine Gesprächspartner am nächsten Morgen einzeln zur Seite und appelliert an ihre Verschwiegenheit. Sätze wie „Das hätte ich nicht jedem anvertraut“ geben dem Kollegen das Gefühl, besonders geschätzt zu werden – und sie erhöhen die Chance, dass er das Gespräch für sich behält.

Auch wer einem anderen verfrüht das „Du“ angeboten hat, kann auf diese Art einen Rückzieher machen. Eine elegante Variante wäre zum Beispiel: „Gestern Abend hatten wir ja alle ein bisschen viel getrunken... Und da war das ‚Du‘ auch o.k., aber jetzt im Arbeitsmodus passt das doch nicht so gut, finde ich. Können wir da beim ‚Sie‘ bleiben?“

Auch ein beliebtes Thema auf der Weihnachtsparty: die Arbeitsatmosphäre und was im Betrieb alles schiefläuft. Eine Feier ist zwar nicht der richtige Ort für Kritik. Aber immerhin: Ein Mitarbeiter, der zu später Stunde über die Arbeit meckert, riskiert in der Regel keine Abmahnung. Auch auf einer Weihnachtsfeier gilt das Recht auf freie Meinungsäußerung, sagt Nathalie Oberthür, Anwältin für Arbeitsrecht.

Im Extremfall gibt’s eine Abmahnung

Andererseits sind Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber zur Loyalität verpflichtet. Wer auf der Weihnachtsfeier jedem damit in den Ohren liegt, wie schrecklich er den Betrieb findet, handelt sich im Extremfall doch eine Abmahnung ein. Deshalb lautet der Tipp der Fachanwältin: „Nicht lästern!“

Am besten halte man sich mit einem „Dazu möchte ich nichts sagen“ aus dem Gerede heraus und wechsele das Grüppchen, empfiehlt Stil-Beraterin Astrid Fiedler. „Wer mitlästert, macht sich selbst angreifbar und verschlechtert das Klima.“ Sich zurückhalten gilt auch für die Versuchung, einem Kollegen endlich einmal die Meinung zu sagen. Mit einem Streit können sich Arbeitnehmer sogar richtig Ärger einhandeln. Wer einen Kollegen vor anderen lauthals anbrüllt und ihm Beleidigungen an den Kopf wirft, stört den Betriebsfrieden. „Das könnte auch abmahnungsrelevant sein“, sagt Arbeitsrechtlerin Oberthür.

Und was ist mit dem Klassiker der Weihnachtsfeier-Fettnäpfchen, Knutschen mit dem Chef? Da sei auch viel Klischee dabei, sagt Etikette-Trainerin Fiedler. „Die Menschen sind heute insgesamt vorsichtiger geworden.“ Und die Partys nicht mehr so ausufernd wie früher, als noch sehr viel mehr getrunken und auch geraucht wurde.

Kommt es dennoch zu diesem Fauxpas, rät Karriere-Expertin Carolin Lüdemann auch hier zum Vieraugengespräch – mit dem Vorgesetzten sowieso, aber auch mit Kollegen, die die Szene gesehen haben. Nach der Feier könnte sonst schnell der Verdacht keimen, man sei beim Chef plötzlich bessergestellt als andere, erklärt sie. Da sollten Beschäftigte rasch gegensteuern.