IT-Spezialist Guido Mülfarth baut gerne. Als IT-Architekt sorgt er dafür, dass bei seinen Kunden alle digitalen Systeme Hand in Hand arbeiten.
Wenn Guido Mülfarth gerufen wird, geht es um Bebauungspläne und Fragen der Infrastruktur. Der 44-Jährige ist Architekt. Doch seine Ideen kreisen nicht um Gebäude, sondern darum, wie er die IT-Strukturen in den Unternehmen seiner Kunden verbessern kann. Einige der Fachbegriffe, die IT-Architekten benutzen, seien aber tatsächlich der Bauwirtschaft entliehen, sagt Mülfarth, der fürs Systemhaus Bechtle arbeitet.
Für IT-Architekten gibt es Spezialisierungen. Zur Abgrenzung steht auf Mülfarths Visitenkarten: IT-Infrastruktur-Architekt. "Ich kümmere mich in erster Linie um das Lösungsdesign im Server", erklärt der Informatiker. So müssen etwa in Handelsfirmen Verkauf, Einkauf, Buchhaltung und Lager digital miteinander vernetzt werden.
Der Gabelstapler erfasst den Bestand im Lager - auch das wird integriert
Solche Systeme sehen immer wieder anders aus: je nach Anzahl der Arbeitsplätze und Server, die vernetzt werden müssen, nach der gewünschten Kapazität der Rechner, nach Art der Betriebssysteme. Auch Anwendungen wie etwa, dass Gabelstapler automatisch die Lagerbestände erfassen, müssen eingebunden werden - sodass auf diese Daten von Rechnern, Laptops und iPads aus zugegriffen werden kann. Und nicht zuletzt müssen IT-Architekten berücksichtigen, dass das Netzwerk in Zukunft noch weiter ausgebaut werden kann.
Gründe, jemanden wie Guido Mülfarth zu beauftragen, gibt es viele: Ein Rechenzentrum soll verkleinert werden, Strom muss gespart werden, eine Firmenübernahme - und damit die Zusammenlegung unterschiedlicher IT-Strukturen - steht an. Auch wenn Arbeitsschritte outgesourct werden oder alte Systeme neuen Anforderungen angepasst werden sollen, kommt der IT-Architekt ins Haus. Rund 20 Projekte pro Jahr betreut Mülfarth. Seine Kunden, vom Mittelständler bis zum Konzern, kommen aus allen Branchen. "Die Datenmengen wachsen rasant, deshalb steht in vielen Firmen eine Erneuerung der Systeme an." Dieser Bereich mache etwa die Hälfte des Geschäfts aus. Insgesamt gibt es viel zu tun: Darum sucht Bechtle derzeit weitere IT-Architekten.
Beginnt ein neues Projekt, sondiert Mülfarth zuerst Bedarf und Anforderungen beim Kunden. Dazu organisiert er Meetings mit technisch Verantwortlichen und Vorständen der Kundenfirma. Diese Phase kann vier Stunden oder 20 Tage dauern. Oft kommt auf Berater-Seite noch ein IT-Business-Architekt dazu, um ein Auge auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte zu haben. "Aber ein betriebswirtschaftliches Verständnis für die Abläufe muss grundsätzlich jeder IT-Architekt mitbringen."
Seine Entwürfe und Visionen präsentiert Mülfarth dann vor der Geschäftsführung. Als Projektleiter führt er ein Team aus Fachleuten unterschiedlicher Bereiche, kontrolliert die Fortschritte der Arbeit und treibt sie voran. Alle Fäden laufen bei ihm zusammen. "Man muss Druck aushalten können, viele Entscheidungen treffen und bereit sein, Verantwortung zu übernehmen", sagt Mülfarth. Fehler können dramatische Wirkung haben: Hakt das IT-System auch nur an einer einzigen Stelle, kann zum Beispiel ein Händler seine Aufträge nicht mehr bearbeiten. Oder Bankkunden erhalten Kontoausdrucke mit falschen Buchungen.
"In größeren Projekten arbeite ich hauptsächlich beim Kunden vor Ort", sagt Mülfarth. Das bringt immer wieder neue Einblicke in unterschiedlichste Firmen und viel Abwechslung. Englisch muss ein IT-Architekt können. Dies ist in einigen Firmen auf Projektebene die gängige Sprache - auch in Hamburg.