1000 Baubiologen arbeiten in Deutschland. Sie halten Schadstoffe aus den Häusern ihrer Kunden fern. Besuch in einer beruflichen Nische.
Bisher besetzen Baubiologen nur eine berufliche Nische. Doch sie werden immer gefragter. Denn das Umweltbewusstsein in Deutschland nimmt zu. Waren es vor einigen Jahren noch ein paar grüne Aktivisten, die für ihre Haltung belächelt wurden, so ist Umweltbewusstsein heute längst Mainstream-Thema geworden. Viele sorgen sich deshalb auch um die eigenen vier Wände. "Die Hauptaufgabe von Baubiologen besteht darin, möglichst alle Störfaktoren in der Wohnung oder am Arbeitsplatz zu identifizieren und Möglichkeiten zur Beseitigung zu empfehlen", sagt Frank Mehlis, Vorsitzender des Verbandes Baubiologie in Bonn.
"In vielen Gebäuden ist noch Asbest, Holzschutzmittel und Formaldehyd zu finden", sagt Rupert Schneider, Geschäftsführer des Instituts für Baubiologie + Ökologie (IBN) in Neubeuern. Gerade Baubiologen, die auf Messtechnik spezialisiert sind, sind in diesen Fällen gefragt.
Baubiologe ist noch keine geschützte Berufsbezeichnung
"In Deutschland gibt es zurzeit etwa 1000 praktizierende Baubiologen", sagt Schneider. Pro Jahr wächst die Zahl um fünf Prozent. "Die meisten kommen aus der Baubranche, aber auch immer mehr Heilpraktiker und Ärzte lassen sich in diesem Bereich weiterbilden." Baubiologe ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Auch Wünschelrutengänger, Pendler und andere Esoteriker dürfen sich so nennen. Zwar bemühen sich die Interessenverbände um eine entsprechende Anerkennung ihres Berufsbildes. Bis dahin sei es wichtig, bei der Ausbildung auf die staatliche Anerkennung des gewählten Instituts zu achten, sagt Sabine Müller-Dietrich, Geschäftsführerin des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen (VDB) in Jesteburg.
In Deutschland bietet das IBN seit 1977 einen Fernlehrgang Baubiologie an (s. Kasten). Dieses Institut habe die Zulassung von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht in Köln bekommen, erklärt IBN-Geschäftsführer Schneider.
Auf dem Lehrplan stehen Themen wie Ökobilanz der Baustoffe, Holzschutz, Hausschädlinge und Pilze. Es geht auch um Möglichkeiten, Wasser zu sparen. Die Teilnehmer lernen Energiesparkonzepte kennen, werden über Strahlung, ökosoziale Raumordnung und Baurecht informiert. Zur Weiterbildung bietet das IBN Aufbau-Seminare in Messtechnik und Raumgestaltung an. Zulassungsvorschriften für das Studium am IBN gibt es derzeit keine.
"Von Vorteil ist eine abgeschlossene Ausbildung aus den Bereichen Umwelttechnik, Biologie, Chemie, Medizin, Elektrotechnik, Bauwesen oder aus einem verwandten Fachgebiet", erklärt Verbandschefin Sabine Müller-Dietrich. Als persönliche Eigenschaften sollten Interessierte analytischen Verstand und Flexibilität in den Arbeitszeiten mitbringen. Und nicht zuletzt ein sicheres und kompetentes Auftreten - denn auch Kundenberatung und Eigenwerbung gehören zu ihren Aufgaben.
In der Praxis sehen sich die Baubiologen vor allem mit den Einflüssen von Schadstoffen auf die Menschen konfrontiert, wie Sabine Müller-Dietrich erläutert. "Baubiologische Untersuchungen werden mit dem Ziel durchgeführt, in Innenräumen vorhandene Umweltbelastungen zu erkennen und effiziente Sanierungsmaßnahmen zu erarbeiten."
Bauingenieuren hilft die Spezialisierung bei der Akquise von Aufträgen
Entsprechend gefragt ist ihr Fachwissen deshalb auch bei der Planung von Neubauten. Bauingenieure etwa können bei der Auftragsvergabe mit diesem Zusatzwissen punkten. "Gerade in der Haus- und Lüftungstechnik sind zur Verbesserung des Wohnklimas neue Konzepte gefragt", sagt Rupert Schneider. Bauingenieure könnten sich mit einem durch die Baubiologie gestärkten Portfolio besser auf einem durch wachsenden Konkurrenzkampf geprägten Markt profilieren.
Baubiologen sind aber nicht nur weitergebildete Ingenieure und Architekten. In diesem Bereich arbeiten Menschen mit den verschiedensten Vorbildungen. Ein grundlegendes Interesse für Gesundheitsthemen und Freude am permanenten Weiterlernen sind aber immer wichtig.
Baumärkte und Baufirmen sind potenzielle Arbeitgeber
Zum Einsatz kommen Baubiologen auch als Angestellte, etwa in Biobaumärkten oder in Baufirmen. Die meisten Baubiologen sind jedoch freiberuflich tätig. Wie gut sich diese Einzelkämpfer am Markt positionieren, hängt erheblich von ihrem Engagement, gezielter Werbung und einer guten Vernetzung mit Berufskollegen ab. Deshalb sollten an dem Beruf Interessierte vor allem Durchhaltevermögen und Beständigkeit mitbringen. Sie müssen unternehmerisch denken und sollten sich nicht so schnell entmutigen lassen.