Gelegenheit macht Liebe. Deshalb funkt es so oft am Arbeitsplatz. Schmetterlinge im Bauch sind mit voller Konzentration auf den Job allerdings nicht immer leicht zu vereinbaren.

Hamburg. Zwischen Aktenbergen und Kopiergerät, Kantine und Besprechungszimmer ergeben sich nicht nur dienstliche Gespräche. Viele Paare lernen sich am Arbeitsplatz kennen. Das hat durchaus Vorteile: Die Beziehung baut auf einer gemeinsamen Basis auf, man kennt den anderen gut und sieht sich auch in stressigen Zeiten häufiger.

Beim Betriebsausflug fängt es an zu kribbeln

Das gemeinsame Arbeiten kann aber auch zur Belastung werden – für die Liebe und den Job. Der Sozialpsychologe Manfred Hassebrauck von der Universität Wuppertal erklärt, warum sich Paare häufig bei der Arbeit finden: "Im Beruf komme ich mit vielen Menschen in Kontakt und lerne sie auf unverkrampfte Weise kennen." Außerdem erlebe man den anderen in den verschiedensten Situationen. "Ich habe also eine breitere und zuverlässigere Basis, auf der ich eine Entscheidung treffen kann."

Oft ist es nicht die Liebe auf den ersten Blick, die einen am Arbeitsplatz trifft. "Häufig fängt es erst dann an zu kribbeln, wenn ich jemanden in einer neuen Situation kennenlerne, bei einem Betriebsfest oder Ausflug." Wenn der graue Büroalltag plötzlich rosarot erscheint, ist das zunächst zwar ein tolles Gefühl. Hassebrauck warnt aber davor, gleich abzuheben: "Die Leidenschaft ist nicht von Dauer."

Am besten, man trennt Beziehung und Job

Der Psychologe rät, das Beziehungs- und Arbeitsleben zu trennen. "Es ist ganz wichtig, dass man bei der Arbeit nicht immer zusammengluckt." Das kann nämlich nicht nur für die Beziehung problematisch werden, sondern auch für den Job. "Man wird nicht mehr als Individuum wahrgenommen, sondern nur noch als Paar", erläutert Meike Müller, die als Coach in Berlin arbeitet. "Das kann zum Karrierekiller werden."

Müller trifft häufig auf Chefs, die nicht wissen, wie sie mit Beziehungen zwischen Untergebenen umgehen sollen. "Gerade bei kleineren Unternehmen kann es zum Beispiel schwierig werden, wenn zwei Mitarbeiter immer zusammen Urlaub nehmen wollen." Auch die Beziehung zu den anderen Kollegen kann darunter leiden, dass ein Paar nur noch zusammen auftritt. "Ich rate deshalb dazu, nicht immer gemeinsam Mittagessen zu gehen, sondern auch mal alleine mit den Kollegen."

"Was, wenn die vier Augen ein Paar sind?"

Händchenhalten und Knutschen sind bei der Arbeit ohnehin tabu. Solche Liebesbeweise haben nur außerhalb des Büros Platz. Je enger Paare im Betrieb zusammenarbeiten, umso mehr Probleme können sich dabei ergeben. "Bei Banken gibt es beispielsweise bei vielen Vorgängen das Vier-Augen-Prinzip", sagt der Rechtsanwalt Armin Franzmann aus Frankfurt/Main. "Wenn die vier Augen nun ein Paar sind, was macht man da?" Auch wenn ein Partner Geschäftsinformationen hat, die der andere Partner in seiner Position nicht wissen sollte, kann es Schwierigkeiten geben. Oft hilft da nur der Wechsel in verschiedene Abteilungen – das ist für alle Seiten gut.

Verbieten darf der Arbeitgeber die Liebe nicht

Eines aber ist klar: "Verbieten darf der Arbeitgeber die Liebe am Arbeitsplatz nicht", erklärt Franzmann. Einige Firmen versuchen zwar, durch "Ethikrichtlinien" ihren Angestellten zu untersagen, untereinander ein Verhältnis einzugehen. Solche Richtlinien seien aber nichtig, erklärt Franzmann. So hat das Landesarbeitsgericht Düsseldorf entschieden, dass sie gegen das Allgemeine Persönlichkeitsrecht verstoßen (Az.: 10 TaBV 46/05). (dpa)

Buchtipp:
Manfred Hassebrauck, "Alles über die Liebe", mvg Verlag, 233 Seiten, 14,90 Euro.