Hamburg. Die Hamburger mischen nun auch im hart umkämpften Mittelmeer-Markt mit. Dazu soll ein zweistelliger Millionenbetrag geflossen sein.

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) investiert an der Adria. Das Unternehmen übernimmt mit 50,01 Prozent die Mehrheit am Multifunktionsterminal Piattaforma Logistica Trieste (PLT) im italienischen Seehafen Triest. Die Transaktion wurde am Montagabend besiegelt und soll Anfang des Jahres 2021 erfolgen, wie die HHLA am Dienstag mitteilte. Nach Odessa, dem Hafen am Schwarzen Meer in der Ukraine, und Tallinn (Estland) ist dies die dritte Hafenbeteiligung der HHLA außerhalb Hamburgs. Dem Vernehmen nach soll ein zweistelliger Millionenbetrag geflossen sein.

Die neu erworbene Terminalanlage liegt innerhalb der Freihafenzone von Triest und verfügt über eine Gesamtfläche von rund 28 Hektar. Im Norden der Anlage werden vorrangig Stückgutladung abgefertigt und logistische Dienstleistungen erbracht. Im Süden entsteht derzeit das Herzstück des Terminals: ein neu erschlossenes Areal, eine Kai­anlage, die im ersten Quartal 2021 den Betrieb aufnehmen wird. Diese ist auf den Umschlag von Container- und RoRo-Verkehren ausgelegt.

Die Kapazität des PLT-Terminals umfasst dann insgesamt etwa 300.000 Standardcontainer (TEU), 700.000 Tonnen allgemeines Frachtgut und rund 90.000 Tonnen Roll-on-Roll-off-Ladung. Damit ist die PLT-Triest ein eher kleines Terminal etwa von der Größe des HHLA-Hafens im estnischen Tallin. Alle drei Hamburger Containerumschlag-Plätze der HHLA, Burchardkai, Altenwerder und Tollerort, sind wesentlich größer und können jeweils ein Vielfaches der Kapazitätsmengen des Adria-Hafens umschlagen.

HHLA macht Heimathafen Hamburg Konkurrenz

Dennoch ist die Beteiligung bemerkenswert: Die HHLA steigt damit in den hart umkämpften Mittelmeer-Markt ein. Hier bemühen sich zahlreiche Häfen derzeit um die Vorherrschaft. Das Mittelmeer ist Europas erste Anlaufstelle für die großen Containerdienste im Asien-Europa-Verkehr. Von hier aus werden – mit finanzieller Unterstützung der EU – Verkehrswege ins Hinterland ausgebaut, auf den Balkan und ins mitteleuropä­ische Festland, das eigentlich bisher über die Westhäfen Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam und Antwerpen bedient wurde. Somit macht die HHLA, die mehrheitlich der Stadt gehört, mit dem Einstieg in Triest ihrem eigenen Heimathafen Hamburg Konkurrenz.

Allerdings ist auch die zweite große Hamburger Terminalbetreiber Eurogate an zahlreichen Mittelmeerhäfen beteiligt. Zusammen bilden sie einen Gegenpol zu den Expansionszielen Chinas, das den Hafen im griechischen Piräus gekauft hat und von dort aus die maritime Vorherrschaft im Mittelmeerraum übernehmen will.

Hafen von Triest hat eigenen Bahnanschluss

Vorstandschefin Angela Titzrath bezeichnete die Beteiligung als eine strategische Erweiterung des bestehenden Hafen- und Intermodal-Netzwerks der HHLA. „Die Adria-Region hat sich in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt. Als nördlichster Hafen im Mittelmeer ist Triest das südliche Tor für Zentral- und Osteuropa. Das Terminal eröffnet uns die Möglichkeit, an neuen und sich verändernden Ladungsströmen zu partizipieren und diese aktiv mitzugestalten“, sagte Titzrath.

Dabei profitiert die HHLA von den bereits bestehenden Verbindungen zum Weitertransport der Seegüter ins Hinterland. Sie sind bei Triest gut ausgebaut. Der Hafen verfügt über einen eigenen Bahnanschluss. Die HHLA-eigene Bahntochter Metrans hat bereits eine Verbindung nach Triest. Wie erfolgreich die Beteiligung ist, muss sich noch erweisen. Läuft es besonders gut, besteht die Option, den Hafen durch angrenzende Flächenerweiterungen auszubauen.