Cuxhaven/Hamburg. Testergebnisse aller Besatzungsmitglieder liegen vor. Entgegen anderer Mitteilungen spricht Tui von ruhiger Situation an Bord.

Erleichterung bei Tui Cruises: An Bord des seit vergangenen Freitag unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiffes „Mein Schiff 3“ sind von 2899 Crew-Mitgliedern nur neun positiv auf das Coronavirus getestet worden. Einer befindet sich bereits in der Isolierstation einer Cuxhavener Klinik, die weiteren acht sind laut am Donnerstags ebenfalls in eine Klinik gebracht worden.

„Sie werden dort in Isolation untergebracht und versorgt“, teilte Tui Cruises mit. Den acht Patienten gehe es in der Klinik in Geestland im Kreis Cuxhaven gut, sie seien ohne Symptome. Tui Cruises zufolge hat auch das am 30. April als erstes positiv getestete Crewmitglied, das auf der Isolierstation einer Klinik in Cuxhaven liegt, keine Symptome mehr.  Sie werden vom psychosozialen Dienst der Deutschen Seemannsmission betreut, bei der sich Tui-Cruises-CEO Wybcke Meier "für die Unterstützung bei der Betreuung der Besatzungsmitglieder" bedankt.

Corona-Fälle auf Tui-Schiff: Lage ist "sehr belastend"

Nach Bekanntwerden des ersten Corona-Falls hatte sich die Lage auf der "Mein Schiff 3" von Tui Cruises offenbar zugespitzt. Weil ein Crewmitglied an Covid-19 erkrankt war, wurde die gesamte Besatzung auf dem Schiff unter Quarantäne gestellt und am Sonntag einem Massentest auf Sars-CoV-2 unterzogen.

Wie der NDR berichtete, musste auch die Polizei anrücken, weil auf dem Schiff Mobiliar zerschlagen wurde. In einem Handyvideo, das die Bild veröffentlicht  hatte, ist zu sehen, wie ein Crew-Mitglied randaliert und von Kollegen beruhigt werden muss.

Zu Meldungen über "knastähnliche Zustände" in fensterlosen Kabinen an Bord, schwangeren und psychisch angeschlagenen Besatzungsmitgliedern teilte Tui Cruises auf Abendblatt-Anfrage mit: „Wir sind uns darüber bewusst, dass die Situation für die Besatzung an Bord derzeit sehr belastend ist und bedanken uns bei der Crew für ihre Geduld", so Wybcke Meier, die auch am Donnerstag von einer im Großen und Ganzen ruhigen Situation an Bord spricht. 

Corona auf der "Mein Schiff 3": Rückreise für Crew schwierig

"Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um die Rückreisen trotz weltweiter Reiserestriktionen und Auflagen so schnell wie möglich zu organisieren", teilte Meier weiter mit. Die große Herausforderung sei es, die Besatzungsmitglieder aus vielen verschiedenen Ländern von Bord und dann nach Hause zu bekommen. Die Einreisebeschränkungen vieler Heimatländer seien eine große Hürde. Es werde weiter an einer Lösung gearbeitet.

1200 Besatzungsmitglieder sollen am 8. und 11. Mai mit Charterflügen nach Indonesien, in die Ukraine, nach Tunesien, in die Türkei und nach Mauritus zurückgeflogen werden können. Zudem seien Plätze für chinesische Besatzung auf einem Linienflug gesichert worden. Es reisen nur Crew-Mitglieder, die negativ auf Covid-19 getestet wurden. Ob und wann die Quarantäne für das Schiff aufgehoben werden kann, entscheiden die Behörden.

"Mein Schiff 6" nimmt doch keine negativ getesteten Personen auf

Zunächst war geplant, dass das Schwesterschiff „Mein Schiff 6“ mit 254 Besatzungsmitgliedern anlegen und als „reine Vorsichtsmaßnahme“ negativ getestete Personen von „Mein Schiff 3“ aufnehmen sollte, um die Situation an Bord zu entlasten und die Klinik-Kapazitäten des Landkreises Cuxhaven zu schonen.

Am Dienstag hatte die Reederei die Situation jedoch neu bewertet und setzte den Crew-Wechsel aus. "Die 'Mein Schiff 6' bleibt aber in der Nähe", teilte eine Sprecherin mit. Wegen der reduzierten Besatzung auf dem Schwesterschiff könne die Versorgung zusätzlicher Crew-Mitglieder nicht gewährleistet werden.

Kreuzfahrtschiff ist eine Art Sammeltransport für Crew

Die "Mein Schiff 3" befindet sich seit vergangenem Dienstag (28. April) ohne Gäste am Steubenhöft in Cuxhaven. Das Schiff sollte als eine Art Sammeltransport für Besatzungsmitglieder der Tui-Flotte eingesetzt werden. Wegen der Reiseeinschränkungen wurden weltweit Häfen geschlossen und Crew-Ausstiege verwehrt. Daher habe die Reederei für ihre Beschäftigten die Rückreise in Heimatländer selbst organisiert.

Nach dem Anlauf in Cuxhaven hatten sich laut Tui Cruises 15 Besatzungsmitglieder mit leichten grippeähnlichen Symptomen an das Bordhospital gewandt. Um eine Corona-Infektion auszuschließen, seien vom Gesundheitsamt und vom hafenärztlichen Dienst des Landkreises umgehend Tests angeordnet worden. Ein Ergebnis fiel damals positiv aus.

Zunächst wurde nur ein Teil der Crew auf das Coronavirus gestestet

Daraufhin hatten Gesundheitsamt und der hafenärztliche Dienst angeordnet, dass zunächst die Besatzungsmitglieder getestet werden sollten, die direkten Kontakt zu dem Erkrankten hatten, oder "einer Tätigkeit nachgehen, bei der sie generell viel Kontakt zu anderen Crewmitgliedern haben." Das betraf vor dem Wochenende 229 weitere Menschen, deren Testergebnisse seit Sonnabend vorliegen: Alle waren negativ.

Um weitere Ansteckungen auszuschließen, hatte Tui dann mit den Behörden abgestimmt, dass die gesamte restliche Crew am Sonntag ebenfalls getestet werden sollte.

Pikant: Einige Crewmitglieder der "Mein Schiff 3" auf Heimweg

Nach Angaben des Landkreises hatten "einige Crewmitglieder" das Schiff jedoch bereits am vergangenen Donnerstag verlassen, um selbstständig nach Hause zu reisen. Zu ihnen sei Kontakt aufgenommen worden. Sie seien angewiesen worden, sich gemäß den gesetzlichen Bestimmungen in Quarantäne zu begeben.

"Eine Gefährdung für die Bevölkerung der Stadt und des Landkreises Cuxhaven besteht nicht", betonten Landrat Kai-Uwe Bielefeld (parteilos) und Oberbürgermeister Uwe Santjer (SPD) in einer Mitteilung. "Der Personenkreis, der für die behördliche Abwicklung der Ausschiffung an Bord gegangen ist, ist genau abgrenzbar und war mit persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet."

Tui beteuert: Zuvor keine Corona-Fälle

An Bord der "Mein-Schiff"-Flotte hatte es nach Angaben von Tui Cruises zuvor keinen nachgewiesenen Fall von Covid-19 gegeben. Die gesamte Besatzung aller Schiffe befinde sich seit mehr als vier Wochen im Isolationszustand an Bord: Der letzte Kontakt der "Mein-Schiff"-Flotte zur Außenwelt an Land sei am 23. März gewesen – an dem Tag seien die letzten Gäste von Bord gegangen.

Das internationale Reisegeschäft von Tui ruht wegen der Corona-Pandemie seit Wochen. Zur Überbrückung der Krise hat der Konzern einen Staatskredit in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erhalten. Am Donnerstag verlängerte Tui Deutschland seinen Reisestopp ins Ausland angesichts der weltweiten Reisewarnung der Bundesregierung bis Mitte Juni.

Allerdings hofft Tui, dass das Urlaubsgeschäft innerhalb Deutschlands schon Mitte Mai wieder anlaufen könnte. Zudem stehe der Konzern mit Ländern wie Griechenland, Zypern, Portugal und Bulgarien im Austausch über eine schrittweise Öffnung europäischer Urlaubsregionen.