Luxusyachthersteller Drettmann bietet im Hemelinger Hafen Schiffe mit Sehnsuchtsfaktor an. Bis zu 30 Millionen Euro kosten die Schmuckstücke.
Bremen. Die „weißen Träume“ liegen jetzt im Sommer vor Malaysia, Grenada, Griechenland oder auch an der Küste von Rostock Warnemünde. Begonnen haben sie möglicherweise einmal in Bremen. Denn der Luxusyachthersteller Drettmann bietet im Hemelinger Hafen Schiffe der gehobenen Preisklasse an. Von einer bis zu 30 Millionen Euro kostet so eine Yacht. „Dafür kann der Eigner nur im Schlüpfer an Bord kommen“, sagt Firmenchefin Claudia Drettmann. „Alles andere, vom Motor bis zur Kuchengabel und modischer Bekleidung, übernehmen wir.“
„Ein Service, den vor allem russische Kunden gern in Anspruch nehmen“, weiß die 33-Jährige mit den kurzen blonden Haaren. Sie führt das Unternehmen an der Seite von Ehemann Albert Drettmann. Im firmeneigenen „Showroom“ mit Panoramablick auf das Weserstadion und die dahinterliegenden Domspitzen präsentiert Claudia Drettmann unter dem Namen „Yacht Glamour“ ihre eigene Kollektion aus Kaschmir-Bekleidung, Bademode, Porzellan und Handtücher. Hier bespricht sie mit den Kunden bei Espresso oder Latte Macchiato auch die Details der Inneneinrichtung. Eine Auswahl an Leder-, Stoff- und Fliesenmustern soll die Entscheidung an Ort und Stelle erleichtern.
Die Motoryacht eines Schönheitschirurgen gestaltete die gelernte Bankkauffrau mit dem Faible für Mode beispielsweise im Innern ganz in Weiß und Lila. Naturfarben und verrückte Accessoires hat sie unter dem Thema Afrika für Ralf und Cora Schumacher ausgesucht. „Die beiden haben gesagt, mach' mal“, erzählt die 33-Jährige lächelnd. Die 23 Meter lange „Bandido“ ist das dritte Schiff, das der Rennfahrer und seine Frau bei Drettmann in Auftrag gegeben haben. „Eine Yacht ist wie ein Haus etwas sehr persönliches. Daher sollte auch die Persönlichkeit des Besitzers in ihr zum Ausdruck kommen“, beschreibt die Chefin die Firmenphilosophie.
2006 ist die Drettmann Group von dem niedersächsischen Ort Weyhe in den Hemelinger Hafen nach Bremen umgezogen. „Luftlinie sind das nur so um die vier, fünf Kilometer“, sagt Firmenchef Albert Drettmann und grinst jungenhaft, „aber wir wollten unbedingt direkt ans Wasser.“ Auf 13 000 Quadratmetern entstand ein moderner gläserner Büro- und Werfthallenkomplex – Ausdruck des Wachstumskurses der vergangenen Jahre. Das 1970 als Gebrauchtboothandel gegründete Familienunternehmen lässt seit 1993 eigene Luxusyachten in Taiwan bauen.
„Im vergangenen Jahr haben wir 30 neue Schiffe bestellt“, erzählt der 40-Jährige. „Anders als bei Serienfertigungen steckt bei uns extrem viel Handarbeit drin“, erklärt er. Das schlägt sich nicht nur auf den Preis nieder. „Die Bauzeit beträgt je nach Größe zwischen vier und 30 Monate“, sagt der Firmenchef, der sich nach eigenen Worten statt eines Schiffs selbst lieber den Luxus einer teuren Armbanduhr gönnt. Der gelernte Kfz-Mechaniker bespricht mit den zukünftigen Eignern vor allem technische Fragen wie Motorisierung oder Nautik.
Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage erwarten die Firmeninhaber in diesem Jahr ein stagnierendes Auftragsvolumen. Geplatzt sei bislang aber erst ein Auftrag, berichtet Albert Drettmann. Die 15 Millionen Euro teure Yacht, die derzeit auf einem Frachter von Taiwan nach Kroatien gebracht wird, sei ursprünglich für einen deutschen Reeder gebaut worden. Jetzt will Drettmann das 41 Meter lange Schiff auf Bootsmessen anbieten. „Trotz der Krise glauben wir, dass wir weiterhin 30 reiche Menschen finden können“, fügt Claudia Drettmann hinzu.
Die jüngste Bestellung eines ukrainischen Geschäftsmannes, eine 52-Meter-Yacht mit Sauna, Fischtanks und einem 600 000 Euro teuren handgefertigten Beiboot, spreche für sich. Doch auch, wenn das Geschäft mit Neubooten etwa 65 Prozent des Umsatzes ausmache, sei der Gebrauchtboothandel nach wie vor eine zentrale Säule, betonen die Firmeninhaber und Eltern zweier Kinder. Damit auch weniger Betuchte in Luxus schwelgen können, wurde vor einiger Zeit das Label „Refit by Drettmann“ entwickelt. „Früher haben wir Gebrauchtboote vor dem Verkauf nur geputzt“, sagt Albert Drettmann. „Heute bringen wir vorher alle technischen Systeme auf den neuesten Stand und modernisieren das Interieur.“