Der Leitzins steigt von einem Prozent auf 1,25 Prozent, wie die Europäische Zentralbank entschied. Abendblatt.de erklärt die Konsequenzen.

Frankfurt/Main. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt auf 1,25 Prozent angehoben. Solche Zinsentscheidungen der Notenbanker beeinflussen die Arbeit der Banken und haben somit auch indirekt Auswirkungen auf die Bankkunden.

Diesmal werden die Verbraucher aber vermutlich nicht viel von der Leitzinsänderung mitbekommen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie funktioniert der Leitzins?

Der Leitzins bestimmt die Konditionen, zu denen sich Kreditinstitute Geld bei der EZB leihen können. Außerdem richten sich die Banken auch bei ihren Geldgeschäften untereinander nach den Entscheidungen der EZB. Erhöht sich der Leitzins, ziehen in der Regel auch die Interbankzinssätze nach.

Da höhere Zinsen am Geldmarkt wiederum höhere Kosten für die Banken bedeuten, gibt sie die Zinsen über kurz oder lang an ihre Kunden weiter. Die Kreditzinsen liegen dabei eher über dem Leitzins, die Sparzinsen oft darunter. Mit der Spanne verdienen die Banken ihr Geld.

Wie stark wird sich der Zinsentscheid der EZB auswirken?

Experten gehen davon aus, dass sie die Entscheidung der EZB, den Leitzins um 25 Basispunkte anzuheben, nicht wesentlich auf den Verbraucher auswirken wird. Dafür sei der Anstieg zu schwach. Es handele sich dabei eher um eine „symbolische Erhöhung“, um der Inflation entgegenzutreten, sagt Max Herbst von der FMH Finanzberatung.

Gibt es fürs Ersparte nun mehr Zinsen?

Die durchschnittlichen Zinssätze für Tagesgeld- und Festgeldkonten haben sich bereits im vergangenen halben Jahr langsam wieder nach oben gearbeitet. Seitdem Anfang März bekannt wurde, dass bald die Leitzinserhöhung kommt, haben einige Festgeld-Angebote merklich zugelegt. Im Kampf um neue Kunden scheint es, „als haben einige Banken die Entscheidung der EZB schon vorweggenommen“, sagt Marcus Preu vom Finanzportal Biallo.

Unklar ist, wann es für Sparer, die bei ihrer Hausbank bleiben wollen, höhere Zinsen geben wird. Finanzberater Herbst vermutet, dass sie noch etwas länger auf bessere Konditionen warten müssen. Sparbuchkunden würden von der Leitzinserhöhung vermutlich gar nichts mitbekommen.

Werden Kredite wieder teurer?

Ratenkredite haben sich seit fast zwei Jahren kontinuierlich verbilligt. Die EZB-Entscheidung wird vermutlich keine Trendwende einleiten. Aber: „Die deutliche Abwärtsbewegung bei den Ratenkrediten wird bei einer Leitzins-Erhöhung gestoppt“, vermutet Preu.

Das Baugeld bleibt davon wohl unberührt. Dort steigen die Zinsen aber bereits seit Sommer kräftig an, seit September um knapp einen Prozentpunkt laut Biallo-Index. „Diese Tendenz wird anhalten“, sagt Preu. Noch nicht absehbar ist laut Experten, wie sich die teilweise schon außergewöhnlich hohen Dispokredite entwickeln.