Das deutsche Unternehmen soll 1,3 Milliarden Dollar an den US-Wettbewerber Oracle zahlen. SAP von Urteil enttäuscht .

Los Angeles. Der deutsche Softwarekonzern SAP hat im Schadenersatzprozess im kalifornischen Oakland eine herbe Schlappe erlitten. Die Geschworenen entschieden am Dienstag, dass SAP 1,3 Milliarden Dollar an den US-Wettbewerber Oracle zahlen muss. Der Walldorfer Konzern hatte in dem Prozess eine Schadenersatzzahlung in Höhe von lediglich rund 40 Millionen Dollar für angemessen gehalten, während Oracle die entstandenen Schäden auf mehrere Milliarden Dollar bezifferte. Auch nach Abschluss des Zivilprozesses ist das letzte Wort in dem Fall möglicherweise noch nicht gesprochen, da auch die Strafverfolgungsbehörden in den USA den Datendiebstahl noch unter die Lupe nehmen könnten.

Ein Sprecher von SAP zeigte sich nach Bekanntgabe des Urteils enttäuscht und sagte, das Unternehmen werde seine Optionen prüfen. Dies schließe ein mögliches Berufungsverfahren ein.

Der Aufsehen erregende Prozess hatte Anfang November in den USA begonnen. Dabei ging es neben Industriespionage auch um Schadenersatz für Diebstahl von geistigem Eigentum. Oracle hatte die Vorwürfe erstmals vor dreieinhalb Jahren öffentlich erhoben. SAP hatte die Verfehlungen grundsätzlich eingeräumt, eine von Oracle geforderte Milliardensumme aber als völlig überhöht bezeichnet.

Auslöser für Oracle-Klage war die Softwarefirma TomorrowNow, ein kleines Unternehmen aus Texas. SAP hatte den auf die Wartung von Software spezialisierten Dienstleister Anfang 2005 für zehn Millionen Dollar gekauft, um Oracle nach dessen Übernahme von PeopleSoft möglichst viele lukrative Firmenkunden abspenstig zu machen. SAP und TomorrowNow lockten verunsicherte Nutzer von PeopleSoft mit Dumping-Angeboten für Software-Wartung. Letztlich sollten die Kunden mit hohen Rabatten ins SAP-Lager wechseln. TomorrowNow schoss aber deutlich über das Ziel hinaus, wie SAP später – nach anfänglichen Dementis – einräumte. Denn im Rahmen der Wartungstätigkeit für gut 200 Kunden kam es durch TomorrowNow-Mitarbeiter zu umfangreichen und unzulässigen Datentransfers von Oracle-Rechnern, was der US-Konzern als Software-Diebstahl, Spionage und Betrug im großen Stil wertete und Klage erhob.