Bandwurmsätze und Fachchinesisch: Viele Banken in Deutschland informieren ihre Kunden nach Ansicht von Experten nicht verständlich genug.

Stuttgart. Das Fazit ist nicht nur eindeutig, sondern auch ein Armutszeugnis für die Mehrheit der deutschen Geldinstitute: „Zahlreiche Bankunterlagen sind nicht für die Kunden geschrieben, obwohl sie sich an sie richten“, sagte Kommunikationsexperte Frank Brettschneider von der Stuttgarter Universität Hohenheim.

„Eigentlich sollten die Kunden das, was sie unterschreiben, nicht nur kennen, sondern auch verstehen. Aber häufig können sie das gar nicht“, resümiert Brettschneider. „Die Banken verwenden Fachsprache, Fremdwörter und Anglizismen, die nicht erklärt werden.“

Dies gelte für die Allgemeinen Geschäftsbedingungen genauso wie für Kontoeröffnungsunterlagen oder auch Datenschutzerklärungen. „Es werden viel zu lange Sätze gebildet, gelegentlich mit über 50 Wörtern“, sagte Brettschneider. Ein Grund für das Fachchinesisch sei aber auch, dass die Unterlagen rechtssicher sein müssten. „Sie müssen einer Klage standhalten und gewisse Aspekte müssen darin genannt werden.“

Brettschneider hat gemeinsam mit einem Forscherteam Dokumente von 39 Geldhäusern in Deutschland untersucht. Die großen Banken haben dabei nicht besser abgeschnitten als kleine Institute. In dem Ranking, das die Forscher erstellt haben, landeten die Stadtsparkasse München, die Sparkasse Nürtingen-Esslingen und die Volksbank Stuttgart in Sachen Verständlichkeit auf den ersten drei Plätzen. Am schlechtesten schnitt die Sparkasse Aachen ab.

Inzwischen sei bei den Banken ein Umdenken spürbar. Einige Geldhäuser würden nach der Finanz- und Wirtschaftskrise, durch die ihr Ruf enorm gelitten habe, auch mit Transparenz und Verständlichkeit um Kunden werben. „Das ist ein Wettbewerbsvorteil, solange das nicht alle machen“, meint Brettschneider.

Bemühen sich die Banken nicht verstärkt um eine verständliche Sprache, könnten nach Ansicht des Stuttgarter Professors strengere gesetzliche Vorgaben die Folge sein. „Auf europäischer Ebene wird sehr intensiv darüber diskutiert, ob man einzelne Branchen zu einer verständlichen Kommunikation verpflichtet“, sagte der Experte. In der Pharmaindustrie sei dies schon umgesetzt worden.