Berlin. Wird beim Einbau von Solaranlagen gepfuscht, kann das nicht nur teuer, sondern auch gefährlich werden. Worauf Kunden achten sollten.

Seit der Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs sind Verbraucher zu großen Fans von Solaranlagen geworden. Ob auf Dächern von Eigenheimen und Mietshäusern oder als Balkonkraftwerke – immer mehr Mieter und Immobilienbesitzer versuchen, einen Teil ihrer Stromversorgung durch eigene Photovoltaikanlagen zu sichern.

2023 wurden laut Bundesregierung mehr als eine Million Anlagen mit einer Leistung von 14,6 Gigawatt installiert, doppelt so viele wie im Jahr davor. Mehr als die Hälfte davon wurde in privaten Haushalten installiert. Bis Ende des Jahrzehnts soll Solarenergie 215 Gigawatt Leistung zur Stromversorgung beisteuern. Insgesamt sind rund 563.000 Balkonkraftwerke installiert. Doch gerade bei der Montage auf Dächern werden Dinge manchmal falsch gemacht. Mit fatalen Folgen.

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„Beschädigte PV-Anlagen können nicht nur Leistungseinbußen zur Folge haben, sondern auch ein Sicherheitsrisiko darstellen”, sagt Peter Knuth, Mitbegründer der Photovoltaikfachbetriebskette Enerix und rät, einen Fachbetrieb mit der Montage zu beauftragen. Der Energieexperte, der seit gut 20 Jahren in der Branche tätig ist, verrät die wichtigsten sieben Fehler, die beim Einbau unterlaufen können – und wie diese verhindert werden können.

1. Mangelnde Traglast des Daches

Ein wichtiger Aspekt, der bei der Installation einer Photovoltaikanlage oft übersehen wird, ist die Tragfähigkeit des Dachs. Auch wenn jedes Modul der Anlage nicht besonders schwer erscheinen mag, kann ihr Gesamtgewicht erheblich sein. Daher ist es unerlässlich, sicherzustellen, dass das Dach diese zusätzliche Last sicher tragen kann.

Peter Knuth, Geschäftsführer Enerix
Peter Knuth ist Geschäftsführer der Photovoltaikkette Enerix. Die 109 Franchise-Betriebe in Deutschland und Österreich planen und installieren Photovoltaikanlagen. © Beate Knuth | Beate Knuth

Besonders in Regionen mit hohen Schneelasten oder starkem Wind kann die Gesamtlast ein ernsthaftes Problem darstellen. „Es ist enorm wichtig, die statischen Gegebenheiten des Dachs bei der Planung und Installation genau zu überprüfen“, so Knuth. Im Zweifelsfall kann eine statische Überprüfung Klarheit liefern.

2. Anlage mit falscher Größe eingebaut

Die Größe der Solaranlage muss richtig geplant sein, um eine maximale Effizienz für den individuellen Bedarf sicherzustellen. Eine überdimensionierte Anlage kann langfristig unwirtschaftlich sein, da die anfänglichen Investitionskosten und die laufenden Wartungskosten nicht durch die erzeugte Energie gedeckt werden können. Eine zu kleine Anlage hingegen produziert nicht genug Strom, um den Bedarf zu decken, was zusätzliche Kosten für Netzstrom nach sich zieht.

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Bei der Planung sollte deshalb zunächst der durchschnittliche Jahresstromverbrauch ermittelt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen. So lassen sich potenzielle Schwankungen und Spitzenlastzeiten einbeziehen, was eine möglichst bedarfsgerechte Planung der Anlage ermöglicht.

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3. Schatten fällt auf die Solarmodule

Eine Solaranlage sollte so auf dem Dach installiert werden, dass die Module nicht durch Bäume, Gebäude oder andere Hindernisse verschattet werden. Denn schon Teilverschattungen einzelner Module können die Gesamtleistung mindern. Schornsteine, Gauben oder Antennen können die Möglichkeiten, die Solarmodule optimal und ohne Verschattung zu platzieren, einschränken und somit den Ertrag der Anlage reduzieren. „Für Dächer mit Einschränkungen gibt es aber technische Möglichkeiten, die Nachteile von Teilverschattungen ein wenig zu kompensieren.”

4. Unterkonstruktion falsch dimensioniert

Bei Flachdächern ist vor allem die Unterkonstruktion entscheidend. Diese Dächer dürfen möglichst nicht durchdrungen werden. Deshalb sind spezielle selbsttragende Unterkonstruktionen entwickelt worden. Der Dachaufbau und das Material der Dachhaut müssen genau geprüft werden: Zu leicht dimensionierte Unterkonstruktionen können bei starkem Wind abheben, während zu schwere Konstruktionen die Dachhaut beschädigen können. „Die richtige Auslegung des Haltesystems ist entscheidend für die Langlebigkeit und Stabilität der Anlage“, so Knuth.

Immer mehr Hausbesitzer lassen sich Solarpanele auf ihrem Dach montieren.
Immer mehr Hausbesitzer lassen sich Solarpanele auf ihrem Dach montieren. © Nestor Bachmann/dpa-tmn | Unbekannt

5. Falsche Verlegung der Kabel

Werden Kabel bei der Verlegung beschädigt, ist höchste Vorsicht geboten. Denn unsachgemäße Kabelverlegung kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Es drohen Lichtbögen, die Brände auslösen und zu schweren Verletzungen führen können. Kabelschäden können unter anderem entstehen durch zu starkes Knicken, Einführen der Kabel ohne Schutz unter den Ziegeln oder unzureichende Befestigung am Dachgestell, wodurch sie am Dach scheuern können. „Als Kunde sollte man bei der Abnahme mal unter die Module schauen, ob die Kabel sauber am Gestell befestigt wurden und auf welche Art die Kabel ins Dach eingeführt wurden“, empfiehlt Knuth.

6. Instabile Dachhaken

Die richtige Befestigung der Dachhaken ist entscheidend. „Dachhaken, die nur in den Ziegel eingelegt werden, bieten keine ausreichende Stabilität und können die Dichtheit des Daches gefährden“, warnt Knuth. Ziegelbruch und eindringende Feuchtigkeit sind die möglichen Folgen, die nicht nur die Photovoltaikanlage, sondern auch die Bausubstanz des Gebäudes gefährden können. „Dachhaken müssen sicher an den Sparren befestigt werden, um die notwendige Stabilität zu gewährleisten”, empfiehlt der Experte. Das erfordert zwar mehr Aufwand und Fachwissen, ist aber entscheidend für die Langlebigkeit und Sicherheit der Anlage.

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7. Zu geringe Abstände zum Dachrand

Der korrekte Abstand zwischen den Solarmodulen und den Dachrändern ist entscheidend. „Werden die Module zu nah am Dachrand montiert, besteht die Gefahr, dass sie Luftströmungen ausgesetzt sind, die die Stabilität der Anlage beeinträchtigen können“, weiß Knuth. Bei starkem Wind können solche Luftströmungen die Befestigungen langfristig lockern. Auch der richtige Abstand zwischen den Modulen und den Dachziegeln ist wichtig.

„Dachhalter müssen mit einem Mindestabstand von fünf Millimetern über den Ziegeln angebracht werden, da sich sonst die Hitze unter den Modulen staut und die Ziegel platzen können.“ Dieser Mindestabstand gewährleistet eine ausreichende Luftzirkulation, die eine Überhitzung der Module und der darunterliegenden Dachziegel verhindert.

FAQ Balkonkraftwerk

Wann kommt die 800 Watt Grenze für Balkonkraftwerke?

Sobald das Solarpaket I in Kraft getreten ist und die Produktnorm für Balkonkraftwerke vom Verband Elektrotechnik Elektronik (VED) Informationstechnik angepasst wurde, sind die 800 Watt erlaubt. Bis dahin können Wechselrichter mit 800 Watt Leistung trotzdem genutzt werden – die Leistung muss aber gedrosselt werden.

Kann ich einen 600 Watt Wechselrichter auf 800 Watt umstellen?

Viele Hersteller bieten Wechselrichter mit 800 Watt oder mehr an, die gedrosselt werden können. Das funktioniert manuell direkt am Wechselrichter oder über eine App, die viele Hersteller anbieten. Ein Wechselrichter mit einer Maximalleistung von 600 Watt kann in der Regel nicht einfach umgestellt werden. Hier muss dann in einen Neuen investiert werden.

Was passiert, wenn ich mehr als 800 Watt einspeise?

Der Elektromeister und YouTuber Karl Helmut warnt 2023 in einem Video davor, dass ein 800-W-Balkonkraftwerk zu einer Überlastung der Hauselektronik führen könnte. Das würde vor allem Altbauten mit einer veralteten Elektronik betreffen.

Was sind die Bauteile von einem Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk besteht aus mehreren Schlüsselkomponenten. Diese ermöglichen es, Sonnenlicht direkt auf dem eigenen Balkon in elektrische Energie umzuwandeln, die entweder selbst genutzt oder ins öffentliche Netz eingespeist werden kann.

Solarpaneele: Das Herzstück jedes Balkonkraftwerks. Diese Paneele fangen die Sonnenstrahlen ein und wandeln sie in Gleichstrom (DC) um. Sie sind speziell dafür konzipiert, auch auf kleinem Raum maximale Energie zu erzeugen.

Wechselrichter: Diese Komponente ist entscheidend für die Umwandlung des von den Solarpaneelen erzeugten Gleichstroms in Wechselstrom (AC), der von Haushaltsgeräten genutzt werden kann. Für Balkonkraftwerke eignen sich besonders Mikro-Wechselrichter, da sie direkt an einzelne Solarpaneele angeschlossen werden können, was eine effiziente Energieausbeute und einfache Installation ermöglicht.

Montagesystem: Eine stabile und sichere Montage ist entscheidend, um die Solarpaneele optimal zur Sonne auszurichten und sie sicher am Balkon zu befestigen. Die Montagesysteme sind so gestaltet, dass sie auch bei begrenztem Platz und unterschiedlichen Balkonkonstruktionen eine maximale Sonneneinstrahlung gewährleisten.

Anschluss- und Sicherheitstechnik: Kabel, Stecker und Sicherheitseinrichtungen wie ein Überlastschutz sorgen dafür, dass das Balkonkraftwerk sicher mit dem häuslichen Stromnetz oder dem öffentlichen Netz verbunden werden kann. Sie schützen zudem vor elektrischen Fehlern und garantieren die sichere Funktion des Systems.

Was ändert sich für Balkonkraftwerke ab 2024?

Mit dem Solarpaket I treten 2024 wichtige Änderungen für Balkonkraftwerke in Deutschland in Kraft, die deren Nutzung erheblich vereinfachen sollen. Hier sind einige der wichtigsten Neuerungen im Überblick:

Mehr Leistung: Die maximale Ausgangsleistung von Wechselrichtern für Balkonkraftwerke wird von 600 Watt auf 800 Watt angehoben. Außerdem wird die zulässige Gesamtnennleistung der Anlagen auf bis zu 2000 Watt erhöht.

Vereinfachte Anmeldung: Die Registrierung von Balkonkraftwerken im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur wird vereinfacht, indem die Anzahl der erforderlichen Angaben reduziert wird. Eine separate Anmeldung über den Netzbetreiber soll wegfallen.

Bauliche und technische Vorschriften: Es gibt Lockerungen in den baulichen Anforderungen. Beispielsweise entfällt die Pflicht zur statischen Berechnung für kleinere Anlagen unter 200 Watt, und auch die Brandschutzauflagen sowie die Optik der Module betreffende Regelungen sollen flexibler gestaltet werden.

Stärkung der Rechte von Mietern und Eigentümern: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) setzt sich dafür ein, die Installation von Balkonkraftwerken als privilegierte Maßnahme im Mietrecht und Wohneigentumsgesetz zu verankern, was es Mietern und Eigentümern erleichtert, solche Anlagen zu installieren.