Berlin. Der kriselnde Modekonzern kämpft ums Überleben. Jetzt zeigt ein bekannter Konkurrent Interesse – doch es gibt eine besondere Hürde.
Die kriselnde Modekette Esprit sucht einen neuen Investor – Rettung könnte nun ausgerechnet von einem Unternehmen kommen, das selbst erst kürzlich ein Insolvenzverfahren hinter sich gebracht hat.
Informationen dieser Redaktion zufolge beschäftigt sich der Düsseldorfer Modehändler Peek & Cloppenburg mit einem Einstieg oder der Übernahme von Teilen von Esprit. „P&C guckt sich Zahlen und Waren an und überlegt dann, ob und was man bietet“, sagte eine mit dem laufenden vorläufigen Insolvenzverfahren vertraute Person dieser Redaktion. Peek & Cloppenburg dementierte auf Anfrage ein Interesse an Esprit nicht.
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„Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Transaktionen“, teilte eine Sprecherin des Modeunternehmens mit, das in Deutschland 69 Geschäfte betreibt. P&C hatte sich erst im vergangenen Jahr in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung saniert. Zuvor war das Unternehmen auch wegen der Pandemie und der Auswirkungen des Ukraine-Krieges in Schieflage geraten. Hinter P&C steht die Eigentümerfamilie Cloppenburg, die laut „Manager Magazin“ zu den reichsten Familien Deutschlands zählt.
Esprit: Übernahme durch P&C hätte laut Experte viele Vorteile
Handelsexperte Nils Busch-Petersen sagte, er könne dem Gedanken einer Übernahme von Esprit durch P&C durchaus etwas abgewinnen. Es bestehe für P&C die Chance, einen Konkurrenten zu übernehmen und neue Standorte, zum Beispiel in Shoppingcentern, zu erschließen. Gleichzeitig warnte er: „Zwei Hinkende ergeben noch keinen Sprinter.“ Insider halten es auch für denkbar, dass die Düsseldorfer in ihren eigenen Häusern mittels Shop-in-Shop-Konzepten künftig Esprit-Mode anbieten könnten.
Die bekannte Modekette Esprit hatte Mitte Mai Insolvenz angemeldet. Das Verfahren läuft derzeit in Eigenverwaltung ab. Die Gehälter der rund 1500 Beschäftigten in Deutschland werden noch bis Ende August von der Arbeitsagentur übernommen. Konkret in Schieflage geraten war die Esprit Europe GmbH, die als Obergesellschaft für Esprit-Firmen in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, die skandinavischen Länder, Polen und Großbritannien fungiert.
Der gesamte Esprit-Konzern ist in mehr als 40 Ländern aktiv. Der Hauptsitz der Holding ist in Hongkong; das Unternehmen ist dort auch an der Börse gelistet. Esprit betreibt eigenen Angaben zufolge in Deutschland derzeit 56 Filialen. „Alle Shops sind unverändert geöffnet“, sagte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage. Als Gründe für die Insolvenz verweist er unter anderem auf „seit Jahren deutliche Erlösrückgänge“.
Was den Einstieg eines Investors bei Esprit erschweren könnte
Hinzu komme laut dem Sprecher eine „allgemeine Unsicherheit und Kaufzurückhaltung der Verbraucher durch politische Konflikte, Inflation und Energiepreise.“ Es gebe derzeit mehrere Interessenten für das europäische Geschäft, sagte der Sprecher weiter. Namen kommentierte er nicht. Als eine Hürde für den Einstieg eines neuen Investors sehen Beobachter, dass die Namens- und Markenrechte von Esprit nicht Teil des insolventen Unternehmens sind, sondern dem Konzern gehören.
„Voraussetzung für jeden Investor ist, dass eine Regelung über die Rechte an der Marke Esprit für Europa gefunden wird“, so der Sprecher. Gespräche mit etwaigen neuen Geldgebern würden deshalb mit der Esprit Holdings Ltd. in Hongkong koordiniert. Die Zeit drängt dabei durchaus. Sollte das reguläre Insolvenzverfahren Anfang August eröffnet werden müssen, müsste Esprit die Gehälter der Angestellten wieder selbst tragen.
Darüber hinaus müsste eigentlich zeitnah neue Ware bestellt werden – für das Herbstgeschäft dieses und das Frühjahrsgeschäft des kommenden Jahres. „In den nächsten zwei bis vier Wochen muss klar sein, ob jemand bereit ist, zu investieren“, so ein Insider. „Ansonsten muss man die Hebel umlegen auf Abwicklung.“