Berlin. Familien brauchen Wohnungen mit vielen Zimmern, in den Großstädten eine Rarität. In den Metropolen wird es für Familien dramatisch eng.
Für Familien wird es in den Großstädten eng. Sie finden nicht genügend Wohnraum. In Metropolen wie Berlin oder Hamburg sucht mittlerweile jede zweite Familie ihr Glück jenseits der Stadtgrenze eine größere, bezahlbare Mietwohnung- oder ein Haus. In Stuttgart oder München gilt dies sogar für drei von vier Familien.
Das geht aus einer Studie des Portals „ImmoScout24“ hervor. Geschäftsführerin Gesa Crockford sagt: „Eltern mit Kindern werden häufig aus den Großstädten gedrängt.“ Vor allem dort, wo es ohnehin teuer ist.
Lesen Sie dazu: Fehlende Wohnungen: „Stärkster Einbruch seit Finanzkrise“
Das Portal wertete die Suchprofile und Ansichten der Inserate für Mietwohnungen im ersten Quartal 2024 aus. Der Anteil der Mietwohnungen mit vier oder mehr Wohnräumen wurde anhand der Inserate für die Jahre 2023 und 2012 berechnet. Vom Statistischen Bundesamt stammen die Angaben über die durchschnittliche Anzahl der Räume pro Wohneinheit im Neubau.
Jede sechste Wohnung in deutschen Städten überbelegt
Laut „ImmoScout24“ gilt jede sechste Wohnung in deutschen Städten als überbelegt. 2012 war es nicht mal jede zehnte Wohnung. Der Trend ist eindeutig. Es werden schlicht weniger familiengerechte Wohnungen seltener gebaut und angeboten:
- Die durchschnittliche Anzahl von Wohnräumen in fertiggestellten Wohneinheiten sank von 3,5 Zimmern im Jahr 2012 auf 2,8 Zimmer im Jahr 2023.
- Der Anteil von Wohnungsangeboten mit vier oder mehr Zimmern ist 2023 auf 9,9Prozent gesunken. Zum Vergleich: 2012 hatten noch 12,2 Prozent aller bei ImmoScout24 inserierten Mietwohnungen vier oder mehr Zimmer.
- Neue oder schon genehmigte Wohnungen haben im Schnitt immer weniger Räume. 2012 hatten fertiggestellte Wohnungen in Mehrfamilienhäusern durchschnittlich 3,6 Wohnräume, so das Statistische Bundesamt. 2023 waren es nur noch 2,8 Räume.
Familien haben nicht nur wie alle anderen allgemein damit zu kämpfen, dass der Wohnungsbau erlahmt ist. Wenn gebaut wird, blieben ihre Bedürfnisse laut der Analyse obendrein oft unberücksichtigt.
Überbelegung in deutschen Städten: Negativer Trend
Die Überbelegung in den Städten ist mit einem Anteil von 16,6 Prozent zwar weniger stark als im Durchschnitt der Europäischen Union (19,5 Prozent). Doch der Trend ist besorgniserregend: In der EU sinkt die Überbelegung in den Stadtwohnungen von Jahr zu Jahr – in Deutschland hingegen steigt sie.
Aktuell wird in häufigen Urteilen der Rechtsprechung argumentiert, dass für jede Person etwa acht bis zehn Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung stehen sollten. heißt: Sind diese Werte sind unterschritten, liegt eine Überbelegung vor.
Auch interessant: Gold, Immobilien, Schulden: Was die Deutschen wirklich erben
Ein ähnlicher Trend zeichnet sich laut Studie auch in den Vororten und Kleinstädten ab. Hier habe sich der Anteil überbelegter Wohnungen von 4,8 Prozent im Jahr 2012 auf 9,3 Prozent im Jahr 2023 nahezu verdoppelt.
„Stadtflucht“ in Stuttgart und München krass
ImmoScout24 stellt eine verstärkte Suche nach größeren Wohnungen im Umland fest; wo die Preise folgerichtig stärker als in den Metropolen steigen, wenngleich es dennoch Einsparpotentiale gebe.
Das Suchinteresse in den acht größten Städten nach einer größeren Wohnung jenseits der Stadtgrenzen ist besonders auffällig. Darunter fallen fast drei von vier Familien in Stuttgart (74 Prozent) und München (72 Prozent). In Frankfurt am Main sind es 70 Prozent, in Köln und Düsseldorf jeweils 65 Prozent, in Hamburg 56 Prozent, in Leipzig 53 Prozent und in Berlin 52 Prozent.
Laut dem Portal leiden nur 3,6 Prozent aller Eigentümerinnen und Eigentümer unter Überbelegung. Bei Mieterinnen oder Mieter sind es 18,7 Prozent. Eine frühere Analyse des Portals zeigt, dass die Konkurrenz bei Kaufimmobilien mehr als 20 mal geringer ist.
Das könnte Sie auch interessieren: Jetzt ein Haus oder Wohnung kaufen? Wozu Experten raten