Berlin. Seit heute werden keine Plastik-Bahncards mehr verkauft. Das müssen Sie wissen, um die Rabattkarte weiter zu nutzen. Kritik wird laut.
Schluss mit der Plastik-Bahncard: Seit dem heutigen Sonntag bietet die Deutsche Bahn das Rabatt-Abo nur als digitale Variante an. Bestehende Chipkarten bleiben gültig, bis sie abgelaufen sind. Für das Bahncard-Abo 100 bleibt die Plastikkarte erhalten.
An der Digitalisierung gibt es allerdings Kritik, vor allem von Sozialverbänden. So sagte Michael Stiefel, Leiter des Projekts „Beteiligung von Menschen mit Armutserfahrung“ bei der Diakonie Deutschland: „Die Deutsche Bahn zeigt, wie es nicht gehen sollte.“
Senioren und Armee bleiben auf der Stecke?
Zwar sei das Vorhaben ökologisch gut. Doch berücksichtige das Unternehmen nicht die sozialen Folgen. Digitale Angebote stellten insbesondere für von Armut betroffene Menschen häufig Hürden dar: „Menschen, die keine digitalen Endgeräte besitzen oder schlicht mit digitalen Anwendungen überfordert sind, werden künftig von der Nutzung ausgeschlossen.“ Und: Nicht jeder könne zudem digitale Zahlungsmittel nutzen.
Ähnlich hatte sich in der Vergangenheit auch die Verbraucherzentrale geäußert. Es sei „ärgerlich“, dass die Bahn damit Kundinnen und Kunden ohne digitalen Zugang von den Tarifvorteilen ausschließe.
Für den früheren Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) schießt die Bahn übers Ziel hinaus. Er verweist vor allem auf die ältere Generation. Die Senioren würden „regelrecht diskriminiert“.
Zur Not: Bahncard auf Papier
Jetzt müssen Kunden ihre Bahncard in der Bahn-Navigator-App auf dem Smartphone hochladen und beim Schaffner bei Kontrollen vorzeigen. Dafür sind dann ein Kundenkonto bei bahn.de und die Smartphone-App DB Navigator nötig.
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Wer kein Smartphone besitzt, kann freilich auch künftig eine analoge Bahncard bekommen. Im Kundenkonto auf bahn.de wird ein Ersatzdokument in Form eines PDF-Dokuments mit QR-Code zur Verfügung gestellt. Dieses sollen sich die Kunden dann zu Hause auf Papier ausdrucken oder kostenlos im DB Reisezentrum. „Zudem erhalten Sie in den DB-Reisezentren und DB-Agenturen wie gewohnt eine vorläufige Bahncard als Papierausdruck. Diese hat eine Geltungsdauer von drei Monaten und dient bei unmittelbarem Reiseantritt als Nachweis im Zug“, teilte die Bahn mit.
E-Mail-Konto zum Kauf von Bahncard notwendig
Der Kauf einer Bahncard wird in Zukunft aber in jedem Fall digitaler. „Der Kauf einer Bahncard ist nur mit einem Kundenkonto auf bahn.de möglich“, so die Bahn. Für das Anlegen eines Kundenkontos ist die Angabe einer gültigen, persönlichen E-Mail-Adresse erforderlich. „Diese benötigen wir zudem, um Ihnen die vertraglich notwendige Kommunikation zu übermitteln, zum Beispiel Informationen zur Nutzung Ihrer digitalen Bahncard oder die Buchungsbestätigung nach Kauf der Bahncard.“ Zu Werbezwecken sollen die Daten ohne weitere Einwilligung jedoch nicht genutzt werden können, verspricht die Bahn.
Schon heute verkauft die Deutsche Bahn 90 Prozent ihrer Fernverkehrstickets nach eigenen Angaben über digitale Kanäle. Vor zehn Jahren waren es noch 51 Prozent. Im Regionalverkehr liegt der Anteil der digital verkauften Fahrscheine bei 78 Prozent. Hier hat vor allem das Deutschlandticket für einen Sprung nach oben gesorgt. Das Deutschlandticket wird seit seiner Einführung offensiv als digitales Ticket beworben und von vielen Menschen in Apps genutzt.