Berlin. Die Regelung greift ab Juli: Porsche und Volkswagen nehmen Modelle aus dem Verkauf in Deutschland. Hintergrund ist der Datenschutz.
Wegen neuer EU-Regeln für die Cybersicherheit in Neuwagen nehmen mehrere Hersteller Modelle aus dem Programm. Volkswagen stellt den Kleinwagen Up und den klassischen Transporter T6.1 ein, Porsche will Macan, Boxster und Cayman in der bisherigen Verbrennergeneration nur noch für den Export bauen, wie die Hersteller mitteilten. Die neuen Regeln gelten ab 7. Juli, bestellen lassen sich die Modelle bereits nicht mehr. Auch Audi, Renault und Smart lassen ältere Modelle vor dem Stichtag auslaufen.
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Eine Nachrüstung der Modelle wäre zu aufwendig
VW-Markenchef Thomas Schäfer begründete den Schritt mit dem hohen Aufwand, den man betreiben müsste, um das Auto an die neuen Regeln anzupassen. „Wir müssten da sonst noch einmal eine komplett neue Elektronik-Architektur integrieren“, sagte Schäfer. Wobei sich Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) nur schweren Herzens vom T6.1 trennt, der bis zuletzt das meistverkaufte Modell der Marke war. „Wir hätten das Auto sicher noch zehn Jahre lang weiter verkaufen können“, sagt Markenchef Carsten Intra. Doch mit den neuen EU-Regeln sei das nicht machbar. Anders als beim Up soll es hier zumindest einen Nachfolger geben, aber nicht nahtlos und nicht mehr aus Hannover: Der neue Transporter, den VWN zusammen mit Ford entwickelt hat und auch dort bauen lässt, wird erst im September enthüllt.
Eine Nachrüstung der Modellreihen „wäre schlichtweg zu teuer“. Nach Einschätzung von Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach würden die Kosten pro Modell bei mehreren Millionen Euro liegen. Für neu entwickelte Modelle gelten die strengeren Anforderungen bereits seit Mitte 2022, für Altmodelle gab es eine zweijährige Übergangsfrist, die jetzt ausläuft. Danach müssen die Hersteller nachweisen, dass es schon bei der Entwicklung der Fahrzeuge ein zertifiziertes Managementsystem zur Abwehr von Hackerangriffen gab. Das sei gerade bei sehr alten Modellen nachträglich nur schwer zu machen, erklärt Autoexperte Bratzel.
Cyberattacken auf Fahrzeuge gab es immer wieder
In der Vergangenheit habe es immer wieder Versuche gegeben, Datensätze zu stehlen oder zu manipulieren. Deshalb stecke in modernen Fahrzeugen eine Vielzahl an Sicherheitsvorkehrungen, erklärt Christoph Krauß, Professor für Netzwerksicherheit an der Hochschule Darmstadt: „Zum Schutz gegen ein im Infotainmentsystem angebundenes, kompromittiertes Smartphone sind beispielsweise Fahrzeugbordnetze in Domänen unterteilt, sodass ein Zugriff auf sicherheitskritische Systeme wie die Bremse nicht einfach möglich ist.“
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Mit der seit Juli 2022 für neue Typzulassungen geltenden UNECE-Regelung R155 (Cybersecurity Management System) und R156 (Software Update and Software Update Management System) hat die EU dafür Richtlinien festgelegt. Dort ist etwa die digitale Trennung von Besitzer und Fahrzeug geregelt. Es werden darin aber auch Vorgaben gemacht, was die Cybersicherheit von Fahrzeugkonzepten oder Mechanismen für sichere Software-Updates betrifft.
EU-Vorgaben steigern Schutzniveau
Fahrzeughersteller müssen zudem ein Cyber Security Management System (CSMS) nachweisen, das Prozesse und Maßnahmen umfasst, die geeignet sind, IT-Sicherheitsangriffe abzuwehren oder schnell zu beheben. Und zwar über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs. Die Maßnahmen der Hersteller, die die UNECE-Regelung R155 anwenden, schützen Fahrzeuge vor unautorisiertem Zugriff. Ab Juli 2024 gilt die Regelung dann für alle neu produzierten Fahrzeuge. An die neuen Regeln müssen sich auch Zulieferer halten.
Und was passiert mit den Daten, wenn man sein Auto verkauft? Der ADAC empfiehlt bei im Infotainmentsystem vorinstallierten Apps, etwa Musikstreaming-Anwendungen, eine gesonderte Abmeldung, bevor das Fahrzeug verkauft wird. Auch sei es wichtig, Verknüpfungen von Remote-Apps zu lösen, über die sich das Auto oder Funktionen des Autos per Smartphone fernsteuern lassen. Das vollständige Löschen persönlicher Daten im Infotainmentsystem sei nur über die Funktion „Zurücksetzen auf Werkseinstellungen“ möglich.