Berlin. Nur ein Viertel der Deutschen hat das Nötigste für den Ernstfall zu Hause. Experten warnen vor Sorglosigkeit – und geben wichtige Tipps.

Krieg in der Ukraine und in Gaza, Klimawandel, Stürme, Überschwemmungen und Dürren. Trotz zahlreicher Konflikte auf dieser Welt bereiten sich derzeit nur rund 23 Prozent der Bundesbürger auf mögliche Krisen wie Kriege oder Naturkatastrophen vor. Die große Mehrheit von 72 Prozent tun dies nicht. Dies hat eine aktuelle repräsentative Civey-Umfrage für die FUNKE Mediengruppe unter rund 5000 Erwachsenen ergeben. Fünf Prozent beantworteten die Frage mit „Ich weiß nicht“.

Das Krisenbewusstsein unterscheidet sich stark nach Alter: Je jünger die Menschen, desto häufiger bereiten sie sich auf eine mögliche Krise vor. Unter den 18- bis 29-Jährigen stellen sich 34 Prozent auf eine Krise ein, während es unter den befragten über 65-Jährigen nur 17 Prozent tun. Unter den 30- bis 39-Jährigen bereiten sich 27 Prozent vor, unter den 40- bis 49-Jährigen sind es 24 Prozent und unter den 50- bis 64-Jährigen 21 Prozent.

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Das Krisenbewusstsein ist laut Umfrage bei Haushalten mit Kindern deutlich höher. So bereiten sich dort 30 Prozent der Erwachsenen auf mögliche Krisen vor, während das in kinderlosen Haushalten nur 21 Prozent tun. Ein Großteil der erwachsenen Bundesbürger hat aber einige Gegenstände vorrätig, die im Krisenfall nützlich sein können. So gibt die Mehrheit der Befragten an, Taschenlampen (74 Prozent), Verbandszeug (68 Prozent), Batterien (66 Prozent) und Wasser in Flaschen (58 Prozent) zu lagern.

Katastrophen: Das haben die meisten Bürger zu Hause

Zahlreiche Erwachsene haben auch Bargeld (47 Prozent) oder einen Schlafsack (44 Prozent) parat. Eine Karte von der Umgebung besitzen unterdessen nur 23 Prozent – und einen Stromgenerator für Notfälle nur 14 Prozent. Auch bei den Vorräten sind Haushalte mit Kindern etwas besser ausgestattet und verfügen öfter über Wasser, Verbandszeug und Taschenlampen als Kinderlose.

Eine Notfallvorsorge in einem Privathaushalt, nach den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Eine Notfallvorsorge in einem Privathaushalt, nach den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. © picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack

Auch über frische Kenntnisse zur Ersten Hilfe verfügt nur eine Minderheit. Bei 62 Prozent der Befragten liegt ein Erste-Hilfe-Kurs mehr als fünf Jahre zurück, fünf Prozent haben noch niemals einen solchen Kurs besucht. Nur 28 Prozent haben in den vergangenen fünf Jahren einen Kurs besucht – dies gilt insbesondere für jüngere Menschen. Unter den 18- bis 39-Jährigen haben rund 39 Prozent in den vergangenen fünf Jahren einen Ersten-Hilfe-Kurs absolviert, unter den über 65-Jährigen waren es nur zwölf Prozent.

Unabhängig von der drohenden Nähe einer Naturkatastrophe oder eines Krieges empfiehlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) grundsätzlich allen Bürgerinnen und Bürgern, eigene Notfallvorsorgen zu treffen: „Wenn ein Notfall erst eingetreten ist, ist es für Vorsorgemaßnahmen meist zu spät“, sagte ein BBK-Sprecher unserer Redaktion. „Katastrophen gehören zum Leben.“

Experten raten: Das gehört in die Notfallvorsorge

Schon ein örtlicher Starkregen, schwerer Sturm, Stromausfall oder Hausbrand könne für jedes Individuum, jede Familie eine ganz persönliche Katastrophe auslösen, die es zu bewältigen gelte, so der Sprecher: „Wir empfehlen allen Menschen, sich die Zeit zu nehmen, über ihre persönliche Notfallplanung nachzudenken.“

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    Notfallvorräte für Essen und Trinken sind sehr individuell und sollten im Idealfall für zehn Tage reichen, so die Empfehlung des Bundesamtes. „Doch schon ein kleiner Vorrat, zum Beispiel für drei Tage, ist besser als keiner.“ Dazu gehören Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medikamente, Hygieneartikel, Kerzen, Streichhölzer, Batterien und andere wichtige Dinge des persönlichen Bedarfs. Pro Person sollten somit 20 Liter Wasser oder Mineralwasser einkalkuliert werden. Bei Lebensmitteln seien 2200 Kilokalorien (kcal) pro Person und Tag sinnvoll.

    Zu den Vorräten können Brot, Nudeln, Kartoffeln, Getreide, Gemüse, Obst, Nüsse, Milch, Eier, Fette gehören. Über die Internetseite www.ernaehrungsvorsorge.de/private-vorsorge/notvorrat/vorratskalkulator/ kann jeder seinen persönlichen Bedarf in einem Vorratskalkulator errechnen.

    Ukraine: Das befürchten die Menschen am meisten

    Die größte Sorge, die 31 Prozent der Menschen beim Ukraine-Krieg derzeit umtreibt, ist, dass Russland den Krieg gewinnt. Weitere 28 Prozent befürchten vor allem, dass sich der Konflikt zu einem Weltkrieg entwickeln könnte. Als größte Sorge treibt 26 Prozent der Befragten um, dass Deutschland zur Kriegspartei wird. Zwölf Prozent fürchten, dass sich der Krieg über mehrere Jahre hinziehen könnte.

    Die meisten Grünen-Anhänger (60 Prozent) befürchten vor allem, dass Russland den Krieg gewinnt, unter FDP-Wählern sind dies 46 Prozent, bei SPD und CDU-Sympathisanten sind es 36 Prozent. Unter AfD-Anhängern fürchten 48 Prozent am stärksten, dass Deutschland Kriegspartei wird. Mit 42 Prozent fürchten die meisten Befragten der Linken, dass sich der Konflikt zu einem Weltkrieg entwickeln könnte.

    Die Befragungszeit war zwischen dem 6. und 11. November 2023. Die statistische Fehlerquote liegt bei 2,5 Prozent.