Berlin. Das Heizen in Deutschland soll klimafreundlicher werden. Eine wichtige Rolle sollen dabei Wärmepumpen spielen. Die lange Debatte über das neue Heizungsgesetz aber hat Folgen.
Angesichts eines Einbruchs bei der Nachfrage haben Verbände Anstrengungen gefordert, um den Absatz von Wärmepumpen anzukurbeln.
Trotz aller bereits unternommenen Anstrengungen der Branche werde man das gesteckte Ziel deutlich verfehlen, sollte die Politik nicht umgehend nachsteuern, teilten die Spitzenverbände der Heizungsindustrie BDH und des Sanitär-, Heizungs- und Klima-Fachhandwerks ZVSHK aus Anlass eines „Wärmepumpengipfels“ mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit.
Die langwierige Debatte rund um das Gebäudeenergiegesetz und die Verunsicherung der Menschen über die künftig geltenden Förderkonditionen hätten die Nachfrage nach Wärmepumpen stark einbrechen lassen, so die Verbände. Das belegten auch stark rückläufige Anträge auf staatliche Förderung.
Gebäudeenergiegesetz beschlossen
Der Bundestag hatte vor anderthalb Wochen nach langen Streitereien auch innerhalb der Ampel-Koalition eine Reform des Gebäudeenergiegesetzes beschlossen, das auch als Heizungsgesetz bezeichnet wird. Es zielt darauf ab, Öl- und Gasheizungen schrittweise auszutauschen und so das Heizen weniger klimaschädlich zu machen. Der Staat übernimmt von 2024 an unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 70 Prozent der Kosten für eine klimafreundliche Heizung.
Die Wärmepumpenbranche habe stark in den Ausbau von Produktions- und Schulungskapazitäten investiert und sei in der Lage, im kommenden Jahr die vereinbarten 500.000 Wärmepumpen zu installieren, sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe. Ergreife die Bundesregierung allerdings keine Maßnahmen, um der gesunkenen Nachfrage entgegenzuwirken, rücke ihr Ausbauziel in weite Ferne.
Laut Bundesministerien standen bei dem dritten „Wärmepumpengipfel“ die Fachkräftequalifikation und die notwendige Beratung im Fokus. Habeck verwies darauf, dass die Bundesregierung Betriebe unter anderem mit der Förderung von Schulungen fördere. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) nannte den Einbau von Wärmepumpen einen wichtigen Schritt zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung. Die Technologie sei längst aus der Nische herausgekommen und habe sich in kürzester Zeit weiterentwickelt und bewährt.
Ralf Kutzner, für das Handwerk verantwortliches Vorstandsmitglied der IG Metall, sagte, der massenhafte Hochlauf von Wärmepumpen gelinge nur mit gut qualifizierten Fachkräften. Das Handwerk brauche Entlastungen durch eine bessere, digitalisierte Arbeits-Infrastruktur. Dringend nötig sei ein gemeinsames öffentliches Datensystem im Gebäudesektor, das eine bestmögliche gewerke-übergreifende Zusammenarbeit schaffe. „So können noch mehr Kolleginnen und Kollegen schneller raus aus dem Büro und rauf auf die Baustellen.“
Forderung nach besserer Förderung
Die Verbände BDH und ZVSHK forderten, die neue Förderkulisse für den Heizungstausch müsse schnellstens kommen und nachhaltig Bestand haben. Sie müsse eine klare Verbesserung sein und dürfe keine Verschlechterung gegenüber der bestehenden Förderung darstellen. Der in Wärmepumpen genutzte Strom sei gemessen am Gaspreis auch heute noch zu hoch, hieß es weiter. Eine dauerhafte Verringerung der Energiesteuer auf das europarechtliche Minimum bei Wärmepumpentarifen würde bessere Wettbewerbsbedingungen für den Wärmepumpenhochlauf herstellen. Weiterhin fordern die Verbände die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf sieben Prozent.
Laut Prognose des Bundesverbands Wärmepumpe wird der Absatz von Wärmepumpen in diesem Jahr voraussichtlich auf bis zu 350.000 Einheiten steigen. Dies sei ein Ergebnis der sehr guten Nachfrage aus dem vergangenen Jahr und ausgebauter Produktionskapazitäten der Hersteller. Die Nachfrage müsse wieder angekurbelt werden. Ziel der Bundesregierung sind sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030. Laut Prognose des Verbands werden es Ende 2023 etwas mehr als zwei Millionen sein.
Auch der Bundesverband forderte eine Senkung der Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum. Die Menschen bräuchten nach der Heizungsdebatte ein deutliches Zeichen, dass sich der Wechsel von Gas und Öl zur Wärmepumpe durch günstige Betriebskosten schnell rechne. Der Verband fordert außerdem, dass in Wärmepumpen genutzter Strom von einer niedrigeren Mehrwertsteuer profitiert.