Hamburg. Inflation, hohe Energiepreise: Der Industrieverband Hamburg fordert ein „Belastungsmoratorium“ und warnt vor verheerenden Auswirkungen.

Mit Blick auf hohe Energie­preise und maue Konjunkturaussichten hat der Industrieverband Hamburg (IVH) ein „Belastungsmoratorium“ für alle Industriebetriebe in der Stadt gefordert. IVH-Chef Matthias Boxberger sagte im Rahmen der Veranstaltung „Konjunkturperspektiven 2023“ im Hotel Atlantic: „Es darf keine Erhöhung von Standortkosten mehr geben. Zur Stützung der konjunkturellen Möglichkeiten am Standort Hamburg muss der Senat schnellstmöglich ein Belastungsmoratorium für jegliche Steuern, Gebühren und Abgaben für den Industriestandort Hamburg für die beiden kommenden Jahre erklären.“

Inflation und Energiepreise gefährden Hamburger Industrie

Der historische Energiepreisschock dürfte nicht „nur ausgesessen“ werden, so Boxberger. Der Staat müsse jetzt stützend eingreifen. „Andernfalls wird die Gefahr von Deindustrialisierung billigend in Kauf genommen und sogar befördert. In Hamburg sind wir bereits mit Produktionseinstellungen und -verlagerungen in einzelnen Branchen betroffen.“

Inflationsraten und ausufernde Energiepreise infolge des Krieges in der Ukraine, die Pandemie, die Transformation zur Klimaneutralität, Lieferkettenprobleme und Fachkräftemangel setzten den Hamburger Industriebetrieben derzeit mächtig zu.

Deindustrialisierung muss von Regierung verhindert werden

Auch UVNord-Präsident Philipp Mur-mann sprach von großen Herausforderungen mit Blick auf die hohen Energiepreise und schwächelnde Konjunkturaussichten. Die Investitionstätigkeit nehme vor diesen Hintergrund national und international stark ab. Dies berge die Gefahr, dass die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb weiter an Boden verliere.

„Die Energiekrise ist maßgeblicher Auslöser für Inflation, Rezession und Wohlstandsverlust. Es ist jetzt Aufgabe der Bundesregierung, in dieser angespannten Situation wirtschaftliche Perspektive und Zuversicht durch die Sicherung unserer Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen zu schaffen. Nur durch zügige Maßnahmen werden wir eine Deindus­trialisierung auch in Hamburg und Schleswig-Holstein verhindern können“, so Murmann.

"Der Norden müsste mehr denn je zusammenrücken"

Auch die Länderregierungen sollten hier ihren Beitrag leisten. „Der Norden müsste mehr denn je zusammenrücken und Themen wie Hafenschlick, Weiterbau der A 20 und Energiewende gemeinschaftlich lösen, um im Wettbewerb der Standorte künftig gegenüber dem Süden noch eine bedeutende Rolle zu spielen. Für parteipolitische Spielchen besteht in Zeiten einer bevorstehenden Rezession nun einmal überhaupt kein Spielraum.“

Der Präsident der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank im Norden, Arno Bäcker, verwies in seinem Gastbeitrag auf die Herausforderungen durch die stark gestiegenen Verbraucherpreise. In diesem Zusammenhang nahm er Bezug auf die höheren Zinsen der Europäischen Zen­tralbank (EZB). Das Ziel der EZB sei es, „die Inflationsrate in der mittleren Frist zurück auf zwei Prozent zu bringen“.