Hamburg. Sie sollen Öl- und Gasheizungen ablösen – auch in Hamburg. Doch billig ist das nicht: Potenzielle Käufer müssen viel beachten.

Sechs Millionen Wärmepumpen sollen nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bis 2030 in Deutschland installiert sein. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, denn Ende 2020 waren erst rund 1,4 Millionen in Betrieb.

Sowohl die vom Hamburger Senat beschlossene Pflicht, bei einem Heizungstausch auch in Bestandsgebäuden aus der Zeit vor 2009 auf erneuerbare Energien zu setzen, als auch die enormen Preissteigerungen für Gas und Öl haben dazu geführt, dass Heizungsbauer in der Hansestadt mit Anfragen nach dem Einbau von Wärmepumpen bestürmt werden. Doch in vielen Fällen nimmt das Beratungsgespräch einen für den Kunden enttäuschenden Verlauf. Die Gründe.

Energiekrise: Hohe Kosten für Wärmepumpen

Nach der Beobachtung von Branchenkennern haben sich Wärmepumpen im Vergleich zum vorigen Jahr stark verteuert – in Einzelfällen um bis zu 50 Prozent. Verantwortlich dafür sind wohl nicht allein die wegen des Ukraine-Krieges gestiegenen Preise von Rohstoffen und Vorprodukten. Die Anbieter dürften auch die starke Nachfrage ausgenutzt haben. „Wärmepumpen kosten heute zwischen 20.000 und 30.000 Euro“, sagt der Jenfelder Heizungsinstallateur Georg Weigelt. Diese Preise sind aber nur dann relevant, wenn die Anlage bei einem Neubau gleich mit eingeplant wird.

„Grundsätzlich ist eine Wärmepumpe auch für die meisten älteren Häuser geeignet“, sagt Andrea Grimm von den Hamburger Energielotsen, die im Auftrag der Verbraucherzentrale beraten. „Das ist dann eine Frage der Kosten“, so Grimm – denn nur, wenn bestimmte Voraussetzungen im Hinblick auf die Dämmung und die Art der Heizkörper vorliegen, ist eine Wärmepumpe für eine Bestandsimmobilie sinnvoll.

Wärmepumpen sind teuer – trotz staatlicher Förderung

Das liegt daran, dass sie in der Regel deutlich geringere Vorlauftemperaturen (bis zu rund 50 Grad) als etwa eine herkömmliche Gasheizung liefert. Jeder Hausbesitzer kann selbst testen, ob seine Immobilie diese Voraussetzungen erfüllt: Wenn es an einem kalten Wintertag in den Räumen ausreichend warm wird, nachdem man die Vorlauftemperatur des Heizkessels auf 50 Grad geregelt und die Thermostate an den Heizkörpern voll aufgedreht hat, müssen keine wesentlichen Änderungen vorgenommen werden. Ansonsten kann es richtig teuer werden.

„Eine Wärmepumpe benötigt großflächige Heizkörper oder idealerweise eine Fußbodenheizung“, erklärt Weigelt, aber damit ist es womöglich noch längst nicht getan: „Wenn man noch neue Fenster und eine Dämmung braucht, können alles in allem Kosten von 70.000 oder 80.000 Euro zusammenkommen.“ Zwar gibt es eine staatliche Förderung, die beim Austausch einer alten Ölheizung bis zu 45 Prozent der Investition ausmacht, doch selbst dann bleibt noch ein hoher Betrag übrig.

Platzproblem und Geräuschentwicklung

Im Keller benötigt die Wärmepumpe zwar nicht viel mehr Platz als etwa eine Gasheizung. Aber bei der dominierenden Anlagenart, den Luft-Wärmepumpen, benötigt man ein Ventilatorgehäuse, das in der Regel außerhalb des Hauses aufgestellt wird – und dieser Ventilator ist nicht gerade leise. 50 bis mehr als 60 Dezibel sind es bei vielen der Geräte.

„Das ist etwa so laut wie eine normale Unterhaltung“, sagt Weigelt. Tagsüber sei das kaum ein Problem, aber nachts könne dieses Geräusch durchaus stören. Darum muss nach aktueller Rechtsprechung ein Mindestabstand des Ventilators von drei Metern zum Nachbargrundstück eingehalten werden. Außerdem sollte er nicht zu nah am eigenen Haus stehen, um eine Schallweiterleitung zu vermeiden, und möglichst zur Straße hin ausgerichtet werden. Das alles zusammen lässt sich in Neubaugebieten mit dichter Bebauung unter Umständen nicht realisieren.

Wärmepumpen: Streitigkeiten landen vor Gericht

Immer häufiger landen Streitigkeiten über die Geräuschentwicklung von Wärmepumpen vor Gericht – und vielleicht hat es ja auch mit solchen Ärgernissen zu tun, dass einige Hersteller für die Ventilatoren Schutzgitter gegen Vandalismus anbieten. Es gibt zwar andere Arten von Wärmepumpen, die ohne den Ventilator auskommen.

Sie erfordern aber einen erheblich höheren Aufwand für die Installation: Für Erdwärmepumpen muss man auf einer Fläche, die rund doppelt so groß sein muss wie die zu beheizende Wohnfläche, Rohrschlangen in 1,5 Metern Tiefe unter der Erde verlegen. Grundwasser-Wärmepumpen hingegen benötigen eine bis zu 100 Meter tiefe Bohrung – das ist teuer und erfordert eine behördliche Genehmigung, die nicht immer erteilt wird.

Käufer müssen lange auf die Pumpen warten

Die hohe Nachfrage – bei gleichzeitigen Lieferkettenproblemen – hat dafür gesorgt, dass eine neu bestellte Wärmepumpe in vielen Fällen erst nach einem Jahr beim Kunden eintrifft. In einer aktuellen Umfrage der Deutschen Energie-Agentur (dena) unter Energieeffizienz-Experten wurden Lieferengpässe tatsächlich als zweithäufigstes Hemmnis für die Nutzung von Wärmepumpen genannt (siehe Grafik). Aber nicht nur die Verfügbarkeit des Geräts kann zum Problem werden.

Man braucht auch einen Heizungsbauer, der die Anlage fachgerecht plant und installiert. Nach Schätzung des Zentralverbands Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK) ist aber erst höchstens ein Drittel der Betriebe der Branche dafür qualifiziert – und allen fehlt es an Personal. 60.000 Fachkräfte würden von den Betrieben bundesweit gesucht, heißt es vom Verband. So dürfte es zu einer Herausforderung werden, in den nächsten Jahren jeweils mehr als 500.000 Wärmepumpen einzubauen.

Das Risiko der falschen Planung

„Im Schnitt über das gesamte Jahr kann man damit rechnen, dass eine Wärmepumpe mit einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Heizwärme erzeugen kann“, sagt Grimm. „Nur an wenigen Tagen im Winter ist es so kalt, dass man allein mit dem Strom heizen muss.“ In der Praxis kommt es aber manchmal zu kostspieligen Planungsfehlern. So wählen Architekten und Heizungsbauer, die mit dieser Technologie noch nicht so gut vertraut sind, nicht selten ein zu groß dimensioniertes Gerät – aus der Sorge heraus, eine zu schwache Anlage einzubauen.

Das treibt nicht nur die Anschaffungskosten hoch. Eine zu kräftige Wärmepumpe schaltet in kurzen Abständen ein und aus, was einen sehr hohen Verschleiß mit sich bringt und die Lebensdauer des teuren Geräts gegenüber den angepeilten 15 bis 20 Jahren deutlich verkürzen kann. Um dem Risiko zu entgehen, dass die Wärmepumpe bei starkem Frost nicht genug Heizleistung liefert, entscheiden sich manche Besitzer großer Einfamilien­häuser auch für eine Hybridanlage mit integriertem Gasbrenner – oder sie lassen die alte Gasheizung einfach stehen.

„Von einer Kombination aus Wärmepumpe und Gasheizung halte ich wenig, weil man dann weiterhin die Wartungskosten für die Heizung mit Feuerung und die Kosten für die Bereitstellung des Zählers tragen muss“, sagt Grimm.

Energiekrise: Unsicherer Strompreis

Bei einem jährlichen Stromverbrauch einer Wärmepumpe von angenommen 5000 Kilowattstunden wird der zu erwartende Anstieg der Strompreise natürlich auch für die Nutzer dieser politisch erwünschten Heizanlagen zu einer zusätzlichen Belastung. Hinzu kommt aber die Frage nach dem relativen Kostenvor- bzw. -nachteil. Denn noch ist unklar, ob auch die Wärmepumpe von dem geplanten Strompreisdeckel profitieren wird oder nicht.

Ebenfalls von der Politik diskutiert wird aber eine Deckelung des Gaspreises. Würden die Gaspreise merklich subventioniert, ohne dass der Strompreisdeckel auch für Wärmepumpen gelte, dann verlören diese im Wirtschaftlichkeitsvergleich deutlich an Attraktivität, heißt es dazu von dem Onlinefachinformationsdienst energie-experten.org. Dann drohe der Wärmepumpe ein „wirtschaftliches Desaster“.