Hamburg. Arbeitgeber erhalten für fünf Jahre Lohnzuschüsse, aber eine Lösung für den Fachkräftemangel ist das noch nicht.
Peter Redeker ist für viele Jahre aus der Spur eines normalen Erwerbslebens gekommen. Jetzt hat er wieder einen Arbeitsplatz als Kümmerer im Kreativquartier Oberhafen. Um profane Dinge wie Kleinreparaturen und Hecke schneiden kümmert er sich: „Ich mache alles, was anfällt, und schätze die Bewegung bei meiner Arbeit“, sagt Redeker in einem Film, der auf der Landespressekonferenz gezeigt wurde. Thema: die Bilanz des sozialen Arbeitsmarktes in Hamburg.
Redeker ist einer von 1200 Hamburgern, die seit 2019 mit besonderer Unterstützung wieder einen Arbeitsplatz gefunden haben. Denn seit dem Jahr 2019 gibt es für sogenannte Langzeitleistungsbezieher durch das Teilhabechancengesetz neue Fördermöglichkeiten. Das kann sich auch für die Arbeitgeber auszahlen. „Es geht um helfende Hände, der Fachkräftemangel kann dadurch aber nicht beseitigt werden“, sagt Dirk Heyden, Geschäftsführer des Jobcenters.
Arbeitsmarkt in Hamburg: Langzeitarbeitslose werden gefördert
Bis zu fünf Jahre wird der Lohn der ehemals Langzeitarbeitslosen gefördert, in den ersten zwei Jahren sogar komplett. Für Anlaufschwierigkeiten wie pünktlichen Arbeitsbeginn, strukturierten Tagesablauf und andere Probleme nach Jahren der Erwerbsuntätigkeit gibt es für jeden Teilnehmer des Programms noch einen Trainer. Gefördert werden in diesem Programm Menschen, die mindestens sechs Jahre Hartz IV bezogen haben. Auch in manchen Hausbetreuerlogen in Hamburgs Großsiedlungen arbeiten jetzt Langzeitarbeitslose. „Wenn es uns gelingt, dass jemand, der lange ohne Beschäftigung war, nun wieder einen festen Job hat, dann gibt es gleich mehrere Gewinner“, sagt Hamburgs Arbeits- und Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD).
Insgesamt wurden seit 2019 1845 Anträge im Rahmen des Teilhabechancengesetzes gefördert. Bei aktuell noch 1200 geförderten Arbeitnehmern liegt die Erfolgsquote also bei 65 Prozent. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Hamburg bewertet die Zahlen gemischt. „Grundsätzlich begrüßen wir die Bemühungen der Landesregierung, mithilfe des Teilhabechancengesetzes Menschen, die lange ohne Arbeit waren, wieder eine berufliche Perspektive zu eröffnen“, so die Landesvorsitzende Tanja Chawla. „Gleichzeitig leben in Hamburg aktuell 24.228 langzeitarbeitslose Menschen. Vor diesem Hintergrund erscheinen insgesamt 1200 erfolgreich vermittelte Personen nicht so viel.“
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Insgesamt beziehen in Hamburg 90.000 Menschen länger als zwei Jahre Hartz IV. Die Zahl hat sich seit 2014 kaum verändert, nicht alle sind aber erwerbsfähig. Finanzminister Christian Lindner (FDP) drängt im künftigen Bundeshaushalt bei Langzeitarbeitslosen auf deutliche Einsparungen. In Hamburg, wo die Zahl der Hatz-IV-Empfänger gerade um 17.000 Ukrainer stieg, stößt das auf Unverständnis. Leonhard: „Wenn wir wieder hinter die Ansätze von 2019 zurückkehren müssen, wäre das völlig kontraproduktiv.“