Berlin. Die Wirtschaft debattiert, ob die Regelarbeitszeit auf 42 Stunden angehoben werden soll. Nun äußert sich Microsofts Deutschlandchefin.
Zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie ist eine neue Normalität in vielen Unternehmen eingekehrt. Die Straßen und Züge sind voll, die Beschäftigen pendeln wieder in die Büros. Viele Firmen haben Betriebsvereinbarungen geschlossen, sodass die Möglichkeit, einige Tage im Homeoffice zu arbeiten, erhalten bleibt. Die zuletzt ansteigenden Corona-Zahlen sorgen allerdings dafür, dass in ersten Betrieben wieder Diskussionen einsetzen, wie es mit dem Homeoffice weitergehen wird.
Die Deutschlandchefin von Microsoft, Marianne Janik, hält eine starre Regelung für falsch. „Den Beschäftigten nun einen oder zwei Tage Homeoffice pauschal zuzugestehen, ist zu kurz gedacht. Es geht darum, Vertrauensarbeitszeiten und Vertrauensorte zu etablieren“, sagte Janik unserer Redaktion am Rande der von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und Microsoft organisierten Tagung Futurework.
Homeoffice: Microsoft-Deutschlandchefin wirbt für Flexibilität
Es sei „völlig überflüssig“, eine Diskussion darüber zu führen, wie viele Tage Beschäftigte im Homeoffice sein können oder wann sie in den Betrieb kommen müssen. „
In Zeiten des Fachkräftemangels stimmen die Mitarbeiter mit den Füßen ab. Flexibilität bei Arbeitsorten und der Arbeitszeit, aber auch die Gestaltung der Büros wird entscheidend sein, um Talente zu gewinnen und auch zu halten“, führte die Microsoft-Deutschlandchefin aus.
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Janik zeigt sich offen für Diskussion über 42-Stunden-Woche
Bedeutet mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit aber auch, dass man länger arbeiten muss? Ökonom Michael Hüther, Direktor des Instituts der Wirtschaft (IW) aus Köln, hatte im Gespräch mit unserer Redaktion angeregt, die 42-Stunden-Woche als Regelarbeitszeit zu etablieren, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Während Industriepräsident Siegfried Russwurm den Vorschlag begrüßte, hagelte es von Arbeitnehmerseite Kritik.
Janik hingegen wirbt für eine offene Debatte. „Wir müssen uns in der Krise öffnen für neue Vorschläge und sollten auch mal Extremvorschläge diskutieren. Insofern verstehe ich nicht, warum die Reaktionen auf den Vorschlag einer 42-Stunden-Woche so negativ sind“, sagte Janik. Sie verwies auf die Schweiz, die mit einer 42-Stunden-Woche „sehr gut“ zurechtkomme.
Kommt ein Erörterungsanspruch für das Homeoffice?
Im Zuge der Futurework-Tagung forderten Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter die Politik auf, bestehende Arbeitszeitgesetze auf den Prüfstand zu stellen und mehr Flexibilität zu ermöglichen. „Für New Work braucht es nicht mehr Bürokratie, sondern mehr Flexibilität“, sagte etwa BMW-Arbeitsdirektorin Ilka Horstmeier. Sie rief die Ampelkoalition dazu auf, auf einen Erörterungsanspruch beim Homeoffice zu verzichten.
SPD, Grüne und FDP hatten sich im Koalitionsvertrag auf einen solchen Rechtsanspruch verständigt. Arbeitgeber müssten ihren Beschäftigten dann eine betriebliche Begründung liefern, sollten sie den Wunsch nach mehr mobiler Arbeit ablehnen.