Hamburg. Verknappen Reederei ihre Kapazitäten? Rolf Habben Jansen widerspricht: “Jedes verfügbare Schiff ist in Fahrt.“ Die Aussichten für 2022.

Der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, tritt Vorwürfen von Spediteuren und Handelsunternehmen entgegen, wonach die Schifffahrtsindustrie ihre Transportkapazitäten künstlich knapp hält, um hohe Preise zu erzielen. „Bei uns ist jedes verfügbare Schiff in Fahrt, und jeder verfügbare Container wird bewegt“, sagte Habben Jansen bei einem Jahresauftaktgespräch mit Journalisten. „Es gibt keine Verknappung.“

Es seien derzeit kaum Schiffe in Reparaturwerften oder im Leerlauf und die Rate der Verschrottungen gehe gegen Null, fügte der Manager hinzu. Hapag-Lloyd hat im abgelaufenen Jahr vor Abzug von Zinsen und Steuern 9,4 Milliarden Euro verdient. Dabei ist die Transportmenge im Vergleich zum Vorjahr nicht gestiegen. Aber die Frachtraten haben sich von 1115 US-Dollar auf 2003 US-Dollar pro Container erhöht. Im Jahr 2020 hat das Ebit noch 1,32 Milliarden Euro betragen, im Vor-Corona-Jahr 2019 sogar nur 811,4 Millionen Euro.

Hafen Hamburg: Hapag-Lloyd-Chef räumt Beobachtung durch Kartellbehörden ein

Am Spot-Markt hätten sich die Frachtraten verfünffacht, allerdings würde die Reederei den größten Teil ihrer Ladung zu niedrigeren Frachtraten transportieren als am Spotmarkt aufgerufen werden, versicherte Habben Jansen. Die Pandemie habe noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig es sei, langfristige Ratenvereinbarungen zu treffen, um den Markt stabil zu halten.

Zu einer möglichen Änderung der Schifffahrtsgesetze in den USA, zur Eindämmung der Marktmacht der Reedereien wollte sich Habben Jansen nicht äußern. Gleichwohl räumte er ein, dass alle Reedereien -- also auch Hapag-Lloyd -- unter der Beobachtung durch Kartellbehörden stünden – auch in Europa. „Das ist normal.“

Hapag-Lloyd: Habben Jansen stellt sinkende Preise für 2022 in Aussicht

Habben Jansen machte seinen Kunden Hoffnung, dass die Transportpreise im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2022 sinken könnten, wenn auch keinesfalls auf ein Niveau von 2018 oder 2019. „Ich weiß es nicht aber es gibt eine mehr als 50 prozentige Chance dazu“, sagte er. Er gehe davon aus, dass mit einer Abflachung der Omiktron-Welle, mehr Arbeitskapazitäten an den Terminals zu Verfügung stünden und sich die Zahl wartender Schiffe vor den Häfen verkleinern werde. Vor allem in asiatischen Häfen sei eine gewisse Linderung der Schiffs-Staus in den vergangenen Wochen festgestellt worden.

Allerdings verwies er darauf, dass sich die Kosten für die Reedereien deutlich erhöht hätten, etwa zur Anmietung weiterer Schiffe oder zur Treibstoffbeschaffung. Weil die Schiffe aus dem Takt ihrer Fahrpläne geraten seien hätten sich zudem die Lagergeldkosten im vergangenen Jahr gegenüber 2020 um 400 Millionen US-Dollar gesteigert. Weil die Nachfrage nach Transportkapazitäten weiterhin hoch ist, hat Hapag-Lloyd wie berichtet eine Reihe neuer Schiffe geordert. Neben zwölf Riesenfrachtern mit einer Kapazität von 23.500 Standardcontainern (TEU) im Asien-Verkehr, wurden zehn weitere mit einer Kapazität von 13.000 TEU bestellt, die wahrscheinlich auf Amerika-Fahrten eingesetzt werden sollen.