Hamburg. Gewerkschaft droht mit Streiks. Konzern will mit Beluga künftig Hubschrauber, Boote und Laster fliegen – und eigene Airline gründen.
In der Auseinandersetzung um den geplanten Konzernumbau bei Airbus drängt die IG Metall auf die Entscheidung. Nächsten Montag wollen sich die Gewerkschaft und das Management erneut zusammensetzen und über eine Lösung der festgefahrenen Verhandlungen sprechen.
„Der 31. Januar ist die Deadline“, sagte Emanuel Glass, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Hamburg, der Deutschen Presseagentur (dpa). Scheitern die Gespräche, werde die Gewerkschaft die Urabstimmung über einen Streik einleiten. Ab Mitte Februar könnten die Beschäftigten dann die Arbeit niederlegen.
IG Metall fordert Standortsicherung bis 2035
„Wir wollen für alle acht Standorte eine Beschäftigungs- und Standortsicherung bis 2035 sowie eine Beteiligung an dem neuen Flugzeug“, sagte Glass dem Abendblatt. Damit spielt er auf eine Zusage für Arbeitspakete für den Nachfolger der erfolgreichen A320-Familie an, die zu rund der Hälfte auf Finkenwerder endmontiert wird.
Der Konzern will die Rumpfteilefertigung, die bei der Tochter Premium Aerotec Group (PAG) erfolgt, und deren Zusammenbau in einer neuen Aerostructure-Einheit bündeln. In Hamburg sollen rund 4000 Beschäftigte der Struktur- und Ausrüstungsmontage von der Airbus Operations GmbH in die neue Tochter wechseln. Über die Konditionen wird seit Langem gestritten. Auch steht die Abspaltung und ein Verkauf des Einzelteilegeschäfts von PAG zur Debatte.
Airbus will mit den Belugas ST Luftfrachtdienst aufbauen
Airbus selbst verkündete am Dienstag neue Pläne für die Beluga. Fünf dieser Flieger in der ST-Variante, die auf dem A300 basieren, werden seit 1996 im Konzern verwendet, um beispielsweise Flügel oder Rumpfsegmente zwischen Standorten zu transportieren. Allerdings werden auch schon die ersten von sechs Nachfolgern in der XL-Klasse eingesetzt, die größer, moderner sind und auf dem A330 beruhen. Sie werden die ST ablösen.
Mit den Belugas ST soll nun ein neuer Luftfrachtdienst aufgebaut werden. Der riesige Frachtraum, der über dem Cockpit liegt, kann 40 Tonnen Cargo aufnehmen, ist 39 Meter lang, 6,70 Meter breit und 7,10 Meter hoch. „Der größere Querschnitt der Beluga wird den Kunden neue Märkte und neue logistische Möglichkeiten eröffnen“, so Airbus-Manager Philippe Sabo.
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In den Beluga-Bauch passen Hubschrauber und Lastwagen – ganz
Als ersten Auftrag habe man Ende Dezember mit drei Tankstopps einen Hubschrauber von Marignane (Frankreich) nach Kobe (Japan) geflogen. „Das war eine fantastische Erfahrung für uns, aus der wir viel für die Zukunft gelernt haben“, so Sabo. Der Hubschrauber wurde dabei nicht zerlegt, nur die Rotorblätter mussten platzsparend angeordnet werden.
Flugzeugturbinen inklusive Verkleidung, Lastwagen, Boote, große Maschinen oder auch Schiffscontainer könnten in der Beluga ST transportiert werden. Man sieht sich als Anbieter für übergroße Frachttransporte – wohlwissend, dass dies eine Nische ist.
Nächstes Jahr will Airbus neue Airline gründen
Bisher werden die Flüge von der Airbus-eigenen Airline Air Transport International (ATI) durchgeführt. Im nächsten Jahr soll eine neue Airline gegründet werden, für die neues Personal eingestellt werden soll. Der Name der Fluglinie steht noch nicht fest.
„Die neue Fluggesellschaft wird flexibel und agil sein, um auf die Bedürfnisse externer weltweiter Märkte einzugehen“, sagte Sabo. Die Belugas könnten trotz ihres Alters noch „15 bis 20 Jahre in Betrieb sein“ und hätten erst die Hälfte ihrer rund 30.000 geplanten Flugzyklen erreicht.
Neue Produkte sorgen für einfache Beladung der Beluga
Damit die Be- und Entladung reibungslos abläuft, hat Airbus drei Neuheiten entwickelt. So gibt es eine neue Palette, auf der die transportierte Ware gepackt werden kann. Ist sie im Frachtraum, verbindet sie sich mit fixen Befestigungspunkten am Boden der Beluga.
Die Palette kann hochgehoben werden mit einem On-Board Cargo Loader. Dieses Gerät soll in der Lage sein, bis zu 20 Tonnen Fracht autonom zu be- und entladen. Es kann an Bord mitfliegen und soll ab Mitte dieses Jahres eine Lösung für Flughäfen sein, die über keine geeignete Lade- und Entladeplattform verfügen.
Zudem werden neu gestaltete Außenbordplattformen entwickelt, die zu Beginn an mindestens sechs verschiedenen, strategisch wichtigen Flughäfen stehen und bei Bedarf schnell zu anderen Orten transportiert werden können. Innerhalb eines Tages sollen sie auf- und abgebaut werden können.