Hamburg. “Ohne gute Beschäftigung wird das grüne Jobwunder nicht funktionieren“, warnt Daniel Friedrich. Warum die Verträge jetzt nötig sind.

Hamburg ist ein wichtiger Standort für Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien – und etliche dieser Firmen müssen sich offenbar nun auf veränderte Beschäftigungsbedingungen einstellen. Denn die IG Metall will in diesem Jahr in großem Stil Tarifverträge in der deutschen Windkraftindustrie durchsetzen.

„Wir bereiten jetzt in mehreren Betrieben das Thema Tarifbewegung vor, weil noch nicht so viele Betriebe bisher Mitglied des Flächentarifvertrages sind“, sagte der Bezirksleiter Küste der Gewerkschaft, Daniel Friedrich: „Wir werden ganz aktiv das Thema Firmentarifverträge im Windbereich angehen. Ohne gute Beschäftigung wird auch das grüne Jobwunder nicht funktionieren.“

Erneuerbare Energien: Anteil soll erhöht werden

Die neue Bundesregierung plant, den Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch auf 80 Prozent im Jahr 2030 zu erhöhen. Damit dürfte ein erheblich beschleunigter Ausbau der Windenergie an Land und auf See in den kommenden Jahren einhergehen. Bislang verlief dieser Ausbau eher stockend und mit Unterbrechungen, auch zulasten der Beschäftigung.

„Wir haben Fachkräftemangel, viele unserer Betriebsräte bemängeln, dass Beschäftigung abgebaut wurde“, sagte Friedrich. „Jetzt suchen wir wieder händeringend. Wir stellen fest, dass wir in unseren Betrieben, zum Beispiel im Windservicebereich, enormen Beschäftigungsaufbau haben.“

Weniger Tarifgebundenheit bei Enercon, Vestas und Nordex

Auf der anderen Seite gebe es aber „einen klaren Wunsch nach guter Bezahlung, guter Arbeit, da kriegen wir die Diskussion über Tarifverträge“. Nach Darstellung der größten deutschen Gewerkschaft unterliegen zwar viele Zulieferer der Windindustrie, zum Beispiel Maschinenbauer, traditionell dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. „Aber alles das, was direkt näher am Hersteller ist, da haben wir in der Regel weniger Tarifgebundenheit“, sagte Friedrich. Namentlich erwähnte er die Windanlagenhersteller Enercon, Vestas und Nordex, als eine Ausnahme mit Tarifbindung nannte er Siemens Gamesa.

„Bisher hat sich da die Windbranche bei den Herstellern und im Servicebereich einer Flächenlösung verweigert“, sagte Friedrich. Nach seiner Auffassung ist es wichtig, dass betriebliche Tarifverträge auch Teil der Flächentarifverträge werden.

Gesamtheit würde von Tarifverträgen profitieren

Der Gewerkschafter wies dazu auf die ordnungspolitische Rolle von Tarifverträgen hin, die für Arbeitgeber und Arbeitnehmer branchenweit für einheitliche Bedingungen sorgen können: „Am besten wäre natürlich, wenn die Betriebe für sich erkennen, dass so ein Flächen­tarifvertrag auch einen Wert hat“, sagte er. „Wenn sich die Firmen im Kampf um Fachkräfte kannibalisieren, dann hat das natürlich für den einzelnen Beschäftigten einen Vorteil, aber für die Gesamtheit ist es natürlich besser, wenn die Arbeitsbedingungen gemeinsam geregelt werden.“