Hamburg. Mehrkosten von bis zu 400 Euro im Jahr. Auch Strom wird teurer. Familien müssen im Schnitt 49 Euro mehr bezahlen.

Auf die rund 150.000 Kunden des städtischen Versorgers Hamburg Energie kommen im neuen Jahr Preiserhöhungen von bis zu 37 Prozent zu. Vor allem Hamburger, die von dem Unternehmen Gas beziehen, müssen ab 1. Februar mit deutlichen Mehrausgaben von bis zu 400 Euro im Jahr rechnen. Dieser Musterrechnung liegt ein Verbrauch von 18.000 Kilowattstunden (kWh) zugrunde. Danach steigt die Jahresrechnung von 1056 Euro auf 1452 Euro. Bei einem Verbrauch von 10.000 kWh sind es 220 Euro mehr im Jahr. Betroffen sind Zehntausende Kunden.

Der Arbeitspreis pro kWh steigt von 5,25 Cent auf 7,45 Cent, was einer Erhöhung von 42 Prozent entspricht. Bundesweit steigt er nach Angaben des Vergleichsportals Check24 um 28,2 Prozent. Der monatliche Grundpreis bleibt mit 9,25 Euro unverändert.

Hamburg Energie rechtfertigt Gaspreise

„Wie bereits viele Versorger in Deutschland vor uns, ist auch für uns aufgrund der weltweit drastisch gestiegenen Großhandelspreise für Strom und Gas eine Erhöhung der Preise unumgänglich“, sagt eine Sprecherin von Hamburg Energie. „Die Energiebeschaffungskosten sind seit Beginn dieses Jahres um teilweise mehr als 200 Prozent beim Gas und etwa 140 Prozent beim Strom gestiegen“. So müssen sich auch die rund 90.000 Stromkunden im nächsten Jahr auf höhere Preise einstellen.

Denn die Kilowattstunde wird um 3,3 Prozent teurer und kostet künftig 30,53 Cent. Der monatliche Grundpreis erhöht sich um 12,3 Prozent auf 10,90 Euro. Ein Single muss mit einem Jahresverbrauch von 1500 kWh mit einer Erhöhung von 5,2 Prozent rechnen und eine Familie (3500 kWh) mit 4,3 Prozent. Bei der Familie steigt die jährliche Stromrechnung um 49 Euro, beim Single nimmt sie um 29 Euro zu.

Wird Strom in Hamburg 17 Prozent teurer?

Kunden berichten sogar von Preiserhöhungen von bis zu 17 Prozent. So zahlte Leser Peter N. bisher 25,97 Cent je kWh und muss künftig 30,53 Cent entrichten. Sein monatlicher Grundpreis verteuert sich um 16 Prozent auf 10,90 Euro. Das zeigt, dass Bestandskunden deutlich stärker von Preiserhöhungen betroffen sein können.

„Zu Abweichungen bei der Preisanpassung nach oben und unten kann es kommen, wenn Kundentarife bisher keine Anpassung der Preise erfahren haben und von einem deutlich niedrigeren Preisniveau kommen“, sagt eine Hamburg Energie-Sprecherin und verweist darauf, dass die neuen Tarife bei Gas und Strom günstiger als die Grundversorgung und auch günstiger als andere Neukundentarife seien. Bei einem Gasverbrauch von 18.000 kWh zahlen Familien bei Hamburg Energie monatlich 121 Euro, während der günstigste Anbieter bei Check24 167 Euro verlangt.

Doch eine zweijährige Preisgarantie gibt es auch bei Hamburg Energie nicht mehr. „Das können wir angesichts der volatilen Energiemärkte nicht mehr leisten“, so die Sprecherin.

Bei Hamburg Energie dürfte angesichts einer langfristigen Beschaffungsstrategie zumindest die Belieferung gesichert sein – andere Anbieter beenden einfach die Gaslieferung an die Kunden. So wie bei gas.de Anfang Dezember. Verbraucherschützer raten Einzugsermächtigungen und Daueraufträge zu kündigen. Zählerstände sollten an den zuständigen Grundversorger gemeldet werden. Wenn sich Kunden keinen neuen Anbieter suchen, fallen sie in die Grundversorgung. Das dürfte deutlich teurer als bei Hamburg Energie werden.

Warum Gas und Strom deutlich teurer werden

Kräftige Verteuerungen beim Erdgas, aber auch beim Heizöl und den Kraftstoffen an der Tankstelle tragen zu einem ungewöhnlich hohen Anstieg der Verbraucherpreise in Hamburg bei. Im November hat die Inflationsrate hier wie in der gesamten Bundesrepublik auf 5,2 Prozent zugelegt. Preissteigerungen von mehr als vier Prozent gab es in Deutschland zuletzt kurz nach der Wiedervereinigung.

Derart hohe Teuerungsraten schmälern nicht nur die Spargelder, sie treffen auch in besonderem Maße die Geringverdiener, die nahezu ihr gesamtes Einkommen für Lebensnotwendiges ausgeben müssen.