Hamburg. Frank Ulrich Montgomery kritisiert mangelhafte Corona-Sicherheitskontrollen. Was Flughafen und Bundespolizei dazu sagen.
Frank Ulrich Montgomery gehört zu den Menschen, die derzeit aus beruflichen Gründen den Flughafen in Fuhlsbüttel häufiger nutzen. Aus seiner Sicht: leider. Denn was er da am vergangenen Freitag gesehen hat, kritisiert der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes scharf. Die Sicherheitskontrollen seien „absolut insuffizient organisiert“, schreibt der 69-Jährige an Hamburgs Flughafenchef Michael Eggenschwiler per Mail, die dem Abendblatt vorliegt.
Montgomery habe am Vormittag 45 Minuten in der sich „lindwurmartig windenden Schlange vor der Personenkontrolle“ gestanden. Die in Corona-Zeiten notwendigen Abstände seien dabei zu keinem Zeitpunkt einzuhalten gewesen. Etwa fünf Prozent der Wartenden hätten – oft bewusst und provokativ – die Masken unter der Nase oder sogar unter dem Kinn getragen.
Flughafen Hamburg: Verhalten „absolut verantwortungslos“
„Ihre Mitarbeiter haben zu keinem Zeitpunkt reagiert – man hatte den Eindruck, dass sie sogar bewusst weggeguckt haben. Da niemand kontrolliert, ob die Wartenden geimpft oder getestet sind, kann Ihre Warteschlange ein gefährlicher Superspreader werden“, schreibt Montgomery. Eggenschwiler könne dies ändern, indem er für eine zügige Personenkontrolle sorge und die Mitarbeiter anweise, konsequent auf falsch getragene Masken zu achten. Eggenschwilers gegenwärtiges Verhalten sei „absolut verantwortungslos“, schreibt Montgomery.
Der Flughafen äußert sich auf Anfrage nicht zu den konkret beschriebenen Ereignissen am Freitag. „Nach unseren bisherigen Erfahrungen halten sich die Gäste am Hamburg Airport vorbildlich an die dort geltende Maskenpflicht“, sagt Sprecherin Janet Niemeyer. Zumal der Großteil der Menschen in den Gebäuden Reisende seien, die im Flugzeug ohnehin einen medizinischen Mundschutz tragen müssten. „Wartezeiten oder vorübergehende Schlangenbildung sind in Spitzenzeiten des Tages leider nie ganz auszuschließen“, sagt Niemeyer.
Bundespolizei zuständig für Sicherheitskontrolle
Dies gelte insbesondere, weil Buchungen in Pandemiezeiten häufig kurzfristig erfolgen und sich das Verkehrsaufkommen dadurch schwieriger prognostizieren lässt. Zusätzliche Reisedokumente erhöhen zudem den Kontrollaufwand. Im Flughafen als öffentlicher Raum würden Landespolizei und Bundespolizei wachen und Menschen ansprechen, falls sie gegen die Maskentragepflicht verstoßen. Die eigenen Sicherheitskräfte seien unterstützend tätig. Die Sicherheitskontrolle liege in der Zuständigkeit der Bundespolizei.
Die Bundespolizei bestätigt dies dem Abendblatt. Die Sicherheitskontrollen würden durch Mitarbeiter eines beauftragten Dienstleisters durchgeführt, so die Pressestelle. Der Bedarf dieser Luftsicherheitsassistenten werde anhand der Fluggastprognosen ermittelt, die man vom Airport erhält. Diese wichen mitunter aber vom tatsächlichen Eintreffverhalten der Passagiere ab. „Eine kurzfristige Personalnachforderung kann durch den Dienstleister nur in begrenztem Maße erfolgen“, so die Bundespolizei.
Bundespolizei appelliert an Eigenverantwortung
Dies könne zu längeren Wartezeiten führen, die bei steigenden Infektionszahlen nicht wünschenswert seien. Die Bundespolizei verweist aber auch auf die Corona-Eindämmungsverordnung der Stadt Hamburg, nach der das Abstandsgebot nicht gelte, „wenn seine Einhaltung aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen nicht möglich ist“.
Die Bundespolizei empfiehlt Passagieren, möglichst wenig Handgepäck mitzubringen und Flüssigkeiten rechtzeitig aus dem Handgepäck zu nehmen. Wie auch der Flughafen appelliert sie zudem an die Eigenverantwortung jedes einzelnen Bürgers beim Maskentragen. Würden die Streifen der Bundespolizei Verstöße gegen diese Regelung feststellen, würden die betreffenden Personen „selbstverständlich“ darauf hingewiesen.