Hamburg. Hamburger Snackfirma wird nach Integration in Schweizer Valora-Gruppe bald aus Essen gesteuert. Das passiert mit den Filialen.

Im September wurde die beabsichtigte Übernahme des Hamburger Unternehmens Backfactory durch die Schweizer Valora-Gruppe bekannt. Die Schenefelder Großbäckerei Harry-Brot wollte sich von dem Snackanbieter trennen. Das Bundeskartellamt habe dem Kauf ohne Auflagen zugestimmt, und die Akquisition sei erfolgreich abgeschlossen, teilte Valora nun mit – und verkündete zwei weitere Botschaften mit einschneidendem Hamburg-Bezug, für die Marke und die Verwaltung.

Gibt es Lösungen für Backfactory-Mitarbeiter?

So soll die Verwaltungsorganisation von Backfactory in Hamburg perspektivisch in jene von Valora Food Service Deutschland in Essen integriert werden. Was das für die Beschäftigten in der Hansestadt konkret bedeutet, blieb vage. „Einige Backfactory-Mitarbeitende haben bereits signalisiert, an den Sitz von Valora Food Service Deutschland ziehen zu wollen“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage des Abendblatts.

Es werde in Essen zu einem Stellenzuwachs kommen. Dort gebe es zahlreiche freie Arbeitsplätze, die zu besetzen seien. „Für diejenigen Mitarbeitenden, die nicht übernommen werden können, ist Valora bestrebt, faire und sozial verträgliche Lösungen anzubieten“, so die Sprecherin.

Backfaktory: Wie viele Mitarbeiter sind betroffen?

Wie viele Beschäftigte Backfactory in der Bahrenfelder Verwaltung hat – insgesamt sind es inklusive der Filialen mehr als 1000 –, sagte die Sprecherin nicht. Laut Backfactory-Homepage sind es 60 Frauen und Männer, die im Einkauf, in der Expansion, der Produkt- und Objektentwicklung sowie im Marketing und in der Franchiseabteilung tätig sind.

Neben Marktkenntnis und Know-how im Franchising mache die Aufstellung in Essen als Plattformorganisation „uns zur idealen Erwerberin – stets bereit und offen, weitere Food-Marken zu integrieren“, sagte Valora-Food-Service-Chef Thomas Eisele. Er freue sich, jetzt die Backfactory-Geschäfte mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Netzwerk konsequent weiterzuentwickeln.

Zusammenlegung von Einkauf und Logistik

Mit dem Zusammenziehen der Verwaltung soll es nicht getan sein. Weitere erhebliche Synergien und Skaleneffekte sollen sich aus einer angestrebten Zusammenlegung von Einkauf und Logistik ergeben. Mittelfristig rechnet Valora mit Synergieeffekten von knapp drei Millionen Euro pro Jahr.

Kunden werden sich daran gewöhnen müssen, dass es die Marke Backfactory bald nicht mehr geben wird. Sie solle in das zur Valora-Gruppe gehörende Label BackWerk übergeführt werden. BackWerk wurde 2017 für etwa 190 Millionen Euro von den Schweizern übernommen, die auch den Brezelbäcker Ditsch und die Bahnhofsbüchereien Press & Books im Portfolio haben. Es gibt bundesweit knapp 300 Filialen von BackWerk und mehr als 80 von Backfactory, in Hamburg sind es neun und zwei. Zum Sortiment gehören neben belegtem Gebäck Pizzaecken, Salate und Wraps.

Umstellung erfolgt in mehreren Schritten

Die Umstellung solle in mehreren Schritten erfolgen. Konkrete Zeitangaben mache man derzeit nicht, aber es werde sich um einen mehrjährigen Prozess handeln, sagte die Valora-Sprecherin. Wann Backfactory verschwindet, ist also offen. Im Zuge der Übernahme könne es zudem zu einer – bezogen auf das Netzwerk – „äußerst geringen Anzahl von Schließungen kommen“.

Und zwar dort, wo es Überschneidungen zu bestehenden BackWerk-Standorten gebe. Von Backfactory soll ein neues Kassensystem übernommen werden, bei dem mittels künstlicher Intelligenz die ausgewählten Getränke und Snacks in Sekundenschnelle erfasst werden. Bezahlt werde bargeld- und kontaktlos über ein NFC-Kartenlesegerät am Terminal.

Backfactory-Gründer Gabler übernimmt fünf Filialen

Auch die Struktur der Betriebe werde sich ändern. Bisher würden die Backfactory-Geschäfte etwa zur Hälfte von Franchisenehmern betrieben, die andere Hälfte in Eigenregie. Wie bei BackWerk sollen sie künftig nur noch von selbstständigen Unternehmern geleitet werden.

Der bisherige Geschäftsführer und Gründer von Backfactory, Peter Gabler, werde dabei selbst Franchisepartner und fünf Filialen übernehmen. „Peter Gablers Engagement ist ein großer Vertrauensbeweis“, sagt Karl Brauckmann, Geschäftsführer von Valora Food Service Deutschland. Die Nachfrage bestehender Franchisenehmer beider Marken sei ebenso gut wie von Existenzgründern.

Backfactory hat sich zum Snack-Profi entwickelt

Nach der Gründung im Jahr 2002 als Selbstbedienungsbäcker habe sich Backfactory zum „Snack-Profi“ weiterentwickelt, hieß es im September von Harry-Brot. Weil man sich nicht in der Systemgastronomie sehe, habe man sich entschlossen, Backfactory an ein „zukunftsfähiges Unternehmen“ zu verkaufen, sagte Harry-Brot-Geschäftsführer Frank Kleiner damals. Dies sei Valora.