Hamburg. Neues Gebäude für die Ausrüstungsmontage des A321XLR ist größer als ein Fußballplatz und erhält Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Auf dem neuen Flugzeug ruhen große Hoffnungen. „Der A321XLR ist ein wichtiges Zukunftsprojekt von Airbus“, sagte Deutschlandchef André Walter am Donnerstag.
Das einstige Mittelstreckenflugzeug des Verkaufsschlagers der A320-Familie hat einen neuen zentralen Tank im Gepäckraum, der 13.000 Liter Kerosin fasst. Das ermöglicht dem Flieger 8700 Kilometer nonstop zu fliegen und macht Direktverbindungen von Rom nach New York, von London nach Miami oder von Hamburg nach Chicago oder Mumbai möglich.
Airbus: Bisher gibt es gut 420 Bestellungen für den Flieger
Der DAX-Konzern hofft, mit dem Jet das wegen der Corona-Pandemie lahmende Langstreckengeschäft anzukurbeln. Denn mit dem 180 bis 220 Passagiere fassenden Flugzeug würde sich der Einsatz auf sogenannten dünnen Routen lohnen, auf denen die Nachfrage noch geringer als früher ist und herkömmliche Langstreckenjets zu gering ausgelastet wären. Mehr als 420 Bestellungen von gut 20 Kunden soll es geben.
Dem Hamburger Werk kommt bei dem Flieger die zentrale Rolle zu. Denn der A321XLR (XLR steht für extralange Reichweite) soll zunächst ausschließlich auf Finkenwerder endmontiert werden – und dafür investiert der Konzern an der Elbe.
Westhagemann sieht Beginn einer neuen Ära
Am Donnerstag fand die Grundsteinlegung für eine neue Halle statt. Dabei sei eine „Zeitkapsel“ in den Boden eingelassen worden, so das Unternehmen. Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) packte Münzen im Wert von 2,59 Euro hinein, die für den Hallennamen 259 stehen sollen. „Mit der heutigen Grundsteinlegung erfolgt der Startschuss für eine neue Ära an Flugzeugtypen von Airbus“, sagte Westhagemann und sprach von einem guten Zeichen für den Standort und die Luftfahrtbranche insgesamt.
A320-Programmchef Michael Menking legte ein Poster des A321XLR in die „Zeitkapsel“, Martin Rieskamp als Vertreter der Firma Köster Bau einen Bauplan der Halle und Thomas Jarzombek, Luftfahrt-Koordinator der Bundesregierung, eine aktuelle Ausgabe des Hamburger Abendblattes.
In der Halle erhält der Flieger künftig Kabel, Rohre und Fenster
In der Halle 259 soll nach der Fertigstellung die Ausrüstungsmontage ausschließlich für den A321XLR erfolgen. Es werden also in den zusammengebauten Rumpfabschnitten Kabel, Rohre und Isoliermaterial montiert.
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Die fast 24 Meter langen Bauteile werden auf einer automatisierten „Pulse-Line“ mit allen elektrischen und mechanischen Systemen sowie Fenstern, Fußbodenplatten und Außenantennen ausgestattet. Jede Rumpfsektion wird im Anschluss an die Systeminstallation ausgiebig getestet. Anschließend werden die Rumpfsektionen an die Endmontagelinie übergeben.
Etwa 100 Beschäftigte sollen in dem Hangar arbeiten
Der neue Hangar wird 110 Meter lang und 82 Meter breit sein und damit größer als ein Standard-Fußballplatz. Das Dach soll bis zu 38 Meter hoch sein und Platz für eine Photovoltaikanlage bieten, die die Halle mit Strom versorgt und Überschüsse ins Hamburger Netz abgibt.
Neben einer Produktionsfläche von 9100 Quadratmetern sind auf 120 Quadratmetern Büros geplant. In dem Hangar werden etwa 100 Beschäftigte in einem Zweischichtsystem arbeiten. Mitte des nächsten Jahres soll er bezugsfähig sein und dann der Aufbau der Produktionsanlagen beginnen. Die Höhe der Kosten wurde nicht genannt.
Der A321XLR soll im Jahr 2023 für Airlines fliegen
Der A321XLR soll 2023 in den Dienst gestellt werden. In Hamburg wurde mit den Arbeiten in der Strukturmontage (Zusammenbau der Rumpfschalen und des Flugzeuggerippes) begonnen. Sie finden in der neben dem neuen Gebäude liegenden Halle 260 statt. Derzeit wird an drei Testflugzeugen gearbeitet, die sich in verschiedenen Stadien befinden. Auch das Herzstück – der neue Tank im Frachtraum – soll schon eingebaut sein.