Hamburg. Millionendeal sorgt für gute Laune – und ein paar Tränen – bei Dümmel. Was sich durch die Übernahme in der Gründershow bei Vox ändert.
Es ist ein Geschäft unter Männern, die zu den medial bekanntesten Unternehmern der deutschen Wirtschaft zählen: Die Social Chain AG übernimmt die DS Gruppe von Geschäftsführer und Gesellschafter Ralf Dümmel. Und hinter der Social Chain AG wiederum steht als Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender Georg Kofler. Kofler und Dümmel gehören als so genannte „Löwen“ zudem zur Jury der erfolgreichen Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“, in der sie um Gründer buhlen und sich an Start-ups beteiligen. Nun beißt eine Raubkatze bei der anderen an.
In der Show hatte Ralf Dümmel als eloquenter, zugewandter und bestens vernetzter Handelsprofi bisher meist die Nase vorn und galt bei vielen Gründern als „Wunschlöwe“. Immerhin 122 Deals schloss er mit den jungen Firmen ab und profitiert damit von deren Erfindergeist und Engagement. Auch bei dem aktuellen Geschäft gehört der Hamburger wieder zu den Gewinnern: Sein persönliches Vermögen dürfte durch den Verkauf um etliche Millionen Euro steigen. Der Anteil Dümmels an der DS-Gruppe beläuft sich auf 25 Prozent, der Kaufpreis beträgt 220 Millionen Euro.
Höhle der Löwen: Ralf Dümmel wird von Georg Kofler geschluckt
Doch Dümmel sammelt nicht nur Millionen ein. Er erhält zugleich einen attraktiven Posten im Management: Im Zuge der Übernahme wird der 54-Jährige Vorstand der Social Chain AG, er verantwortet die Bereiche Vertrieb und Produkte. So viel der Kaufmann durch die Fusion auch gewinnt, für das Familienunternehmen DS Gruppe aus Stapelfeld geht nun eine Ära zu Ende, und damit auch ein wichtiger Lebensabschnitt Dümmels.
Mit Tränen in den Augen berichtete er bei der Pressekonferenz am Dienstag dann auch über die Historie des Handelsimperiums, das nun in der Social Chain AG aufgeht. „Es ist so, wie wenn man ein eigenes Baby hat - und nun ist es groß und wird verheiratet“, sagte Dümmel mit stockender Stimme über die Firma, der er viel zu verdanken hat. Denn bereits Ende der 1980er-Jahre kam Dümmel zur DS-Gruppe, wurde 1996 Gesellschafter – und im Jahr 2000 schließlich Geschäftsführer.
Schwiegersohn des Gründers der DS Gruppe bleibt in der Leitung
Dabei förderte der Gründer des in einer Garage gestarteten Betriebs, Dieter Schwarz, den Aufstieg Dümmels erheblich. Er ebnete dem Charismatiker trotz seiner schon mit der Realschule beendeten Schullaufbahn den Weg an die Spitze des Unternehmens. Zugleich arbeitet der Schwiegersohn des 2012 verstorbenen Gründers, Hanno Hagemann, in der Geschäftsführung.
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Der Oxford-Absolvent repräsentiert die Firma aber nicht so sehr nach außen wie Kommunikator Dümmel. Hanno Hagemann bleibt in der Leitung der DS Gruppe mit ihren 550 Mitarbeitern, besetzt aber kein Amt bei der Social Chain AG.
Ralf Dümmel holte attraktive Marken zur DS Gruppe – und nun zur Social Chain AG
Im Zuge des Kaufs sichert sich die Social Chain AG nicht nur Ralf Dümmel als prominenten Vorstand, sondern auch eine riesige Zahl attraktiver Marken: Inzwischen vertreibt die Firma mit Sitz in Stapelfeld mehr als 4000 Produkte, etwa Grills der Marke Landmann. 2021 kletterten die Erlöse auf 270 Millionen Euro. Etwa 15 Prozent seines Umsatzes erzielt DS dabei heute mit den Produkten der Gründer aus der Vox-Show, die durch die Dümmel-Deals unter das Dach der Gruppe gekommen sind.
Damit gehört das Unternehmen nach eigenen Angaben zu den europaweit größten Lieferanten von Artikeln für den Lebensmitteleinzelhandel, für Drogerien, Baumärkte, Versandhäuser, Homeshopping und Online-Marktplätze.
Social Chain AG bewirbt ihre Produkte mit Influencern
Die Social Chain AG wiederum ist eher in der digitalen Welt zu Hause. Das Berliner Unternehmen macht Produkte über Influencer bekannt und verkauft sie in Webshops. Bisher kommt die Firma damit auf einen Umsatz von 620 Millionen Euro. „Wir wollen die in Europa und den USA führende Social Commerce Plattform werden“, nannte Wanja S. Oberhof, Vorstandsvorsitzender der Social Chain AG, am Dienstag das ehrgeizige Ziel des fusionierten Unternehmens.
Die Idee hinter einer solchen Plattform: Menschen tauschen sich über Produkte aus, etwa über die Landmann-Grills der DS-Gruppe, bilden Communitys mit Rezepten und Barbecue-Events, Köche geben Tipps – und auf diese Weise wird das Produkt interessanter für den Handel. Georg Kofler betonte zugleich, dass auch die Gründer in der „Höhle der Löwen“ stets diese beiden Vorzüge, Dümmels Kompetenz im stationären Handel sowie Koflers Expertise im Social Commerce, betont hätten. „Wir ergänzen uns gut“, resümierte Kofler – und diese Win-win-Situation solle nun in der gemeinsamen Firma genutzt werden.
Social Chain AG will an die Frankfurter Börse – und weiter expandieren
Diese könnte bald auch für Aktionäre interessant werden, denn noch im laufenden Jahr sollen die Anteilsscheine der Social Chain AG an der Frankfurter Börse gelistet werden. Für Dümmel übrigens ein Grund, warum der Zusammenschluss der Firmen Sinn ergibt: „Wir hatten auch entsprechende Pläne“, verriet der Mitinhaber der DS-Gruppe über die Ziele der Stapelfelder.
Auch mit Hilfe der angepeilten Einnahmen aus neuen Aktien wird bei der Social Chain AG ein Wachstum auf mehr als eine Milliarde Euro Umsatz in den nächsten Jahren angepeilt. Einen Jobabbau müssen die Beschäftigten wegen dieser Expansionspläne nicht befürchten. „Im Gegenteil“, sagte Dümmel gestern, sowohl in Stapelfeld als auch am Logistikstandort in Gallin (Landkreis Ludwigslust-Parchim) würden Mitarbeiter gesucht.
Höhle der Löwen: Jury muss sich nach der Übernahme verändern
Verändern dürfte sich die Jury in der „Höhle der Löwen“. Schließlich repräsentieren Dümmel und Kofler ab sofort ein Unternehmen und können nicht mehr gegeneinander antreten. Zwar ändere sich für die aktuelle Staffel und die kommende Frühjahrsstaffel, die bereits aufgezeichnet wurden, nichts, hieß es bei Vox. „Wie es danach mit der Show weitergeht, werden wir wie immer mit allen Beteiligten zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe besprechen“, teilte ein Vox-Sprecher mit.
Kofler aber sagte am Dienstag bereits, er werde Dümmel den Vortritt lassen. Schließlich sei dieser der beliebteste Löwe. Und „eine Vox-Show, ohne dass es dümmelt, ist nicht vorstellbar“, ergänzte der promovierte Kommunikationswissenschaftler lachend.