Hamburg. Der Energieverbrauch im Haus lässt sich erheblich reduzieren. Welche direkten Zuschüsse und Kredite es für Hamburger gibt.

Heizen wird immer teurer. Wie teuer hängt vor allem vom energetischen Zustand des Gebäudes ab, in dem man wohnt. Schon für dieses Jahr spüren das Immobilienbesitzer und auch Mieter, weil seit Beginn des Jahres die CO2-Steuer greift: 25 Euro pro Tonne. Je nach Dämmung des Hauses liegen die jährlichen Mehrausgaben bei einer Gasheizung und einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern zwischen 50 und 162 Euro.

Wer noch mit Öl heizt muss bei einem hohen Energieverbrauch sogar mit zusätzlichen Kosten von bis zu 237 Euro rechnen, ermittelte das Vergleichsportal Verivox. „Vor allem Bewohner von unsanierten Häusern werden durch den CO2-Preis stark belastet“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte von Verivox.

Gas- und Ölheizungen können teuer werden

In wenigen Monaten könnte die Rechnung noch viel höher ausfallen. Bei einem Preis von 60 Euro je Tonne CO2, wie er von den Grünen gefordert wird, würden die Mehrkosten pro Jahr auf bis zu 390 Euro für Gasheizungsbesitzer und bei einer Ölheizung sogar auf bis zu 570 Euro steigen.

Doch es geht nicht nur um die Haushaltskasse. Für die Erreichung der Klimaziele muss der Ausstoß von CO2 im Gebäudesektor von aktuell 120.000 Kilotonnen bereits im Jahr 2030 auf 72.000 Kilotonnen reduziert werden. Eine Kilotonne entspricht 1000 Tonnen. „Nachhaltige Materialien im Zusammenspiel mit innovativer Technik, wie modernen Heizungsanlagen, verringern den Energieverbrauch und damit die Energiekosten des Eigenheims und sorgen zudem für ein angenehmes Raumklima“, sagt Andreas Tietgen von der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg.

Insbesondere für die Reduzierung des Energieverbrauchs im eigenen Haus gibt es umfangreiche staatliche Fördermittel, denn mehr als 80 Prozent des Energieverbrauchs im Haushalt gehen im Durchschnitt auf das Konto von Heizung und Warmwasser.

Das Zuhause energetisch verbessern: An wen wenden?

Seit Mitte des Jahres gibt es die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG WG). Damit werden im Bereich Wohngebäude die Programme Energieeffizient Bauen und Sanieren der staatlichen KfW Bank, also die Programme 152 und 153, ersetzt. Bereits seit Anfang Januar existiert eine Bundesförderung von Einzelmaßnahmen für effiziente Gebäude (BEG EM). Sie löste das sogenannte Marktanreizprogramm des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) ab.

„Durch die BEG wird vor allem der Einsatz erneuerbarer Energien gefördert. An das Bafa kann sich wenden, wer einen Zuschuss für einzelne Maßnahmen in einem bestehenden Gebäude erhalten möchte. Bei Krediten ist die KfW die richtige Ansprechpartnerin und zwar sowohl für Bestandsgebäude als auch für den Neubau“, sagt Kerstin Vogt, Geschäftsführerin des Forums für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik, dem Abendblatt. „Die Förderangebote unterstützen dabei, das eigene Zuhause auf ein besseres energetisches Niveau zu bringen.“

Welche Heizung nachhaltig einheizt

Für einzelne Sanierungsmaßnahmen von der Erneuerung der Heizung bis zum sommerlichen Wärmeschutz wie außenliegende Rollos steigt der Höchstkreditbetrag von 50.000 auf 60.000 Euro. Der Zinssatz für die ersten zehn Jahre liegt je nach der Gesamtlaufzeit des Darlehens zwischen 0,57 und 0,76 Prozent.

Neu ist, dass es die KfW-Förderkredite auch für den Austausch der Heizung gibt. Besonders lukrativ ist in diesem Fall der Austausch einer Ölheizung gegen eine Gas-Hybridheizung oder Pelletheizung, weil es dafür Tilgungszuschüsse von bis zu 50 Prozent gibt. Eine Hybridheizung verbindet mehrere Wärmequellen in einer Anlage, etwa eine Gasheizung mit Solarkollektoren auf dem Dach oder eine Gasbrennwertheizung in Kombination mit einer Luftwärmepumpe.

Erneuerbare Energien in Hamburger Haushalten

Neben Heizung und Sonnenschutz von außen gehören zu den förderfähigen Einzelmaßnahmen die Dämmung von Wänden, Dachflächen, Keller- und Geschossdecken, die Erneuerung von Fenstern und Außentüren und der Einbau von Lüftungsanlagen. Der Tilgungszuschuss liegt je nach Vorhaben zwischen 20 Prozent (Maßnahmen außerhalb der Heizungserneuerung) und bis zu 50 Prozent (Heizungstausch). „Der Tilgungszuschuss reduziert das Darlehen und verkürzt die Kreditlaufzeit, es muss also nicht der gesamte Betrag zurückgezahlt werden“, sagt eine Sprecherin der KfW-Bank.

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In Hamburg müssen Hausbesitzer ohnehin auf eine energieeffiziente Heizung mit einem Anteil an erneuerbaren Energien umsteigen. „Nach einem Heizungstausch oder dem nachträglichen Einbau einer Heizungsanlage muss in privaten Bestandsgebäuden seit 1. Juli ein Mindestanteil von 15 Prozent des Wärmeenergiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden“, sagt ein Sprecher der Umweltbehörde.

Solarthermieanlage: Heizen mit der Kraft der Sonne

Diese Regelung gilt für Gebäude, die vor dem 1. Januar 2009 errichtet wurden. Die Hamburger Vorgabe kann zum Beispiel mit einer Solarthermieanlage auf dem Dach erfüllt werden. Von der IFB (Hamburgische Investitions- und Förderbank) gibt es dafür für Bestandsbauten zusätzliche Fördermittel in Höhe von 100 bis 200 Euro je Quadratmeter Kollektorfläche. Als weitere Alternative verweist die Umweltbehörde auf den Anschluss an ein Wärmenetz mit 15 Prozent erneuerbarer Energie (EE).

Auch Sanierungen an anderen Gebäudeteilen, die zu einer Wärmeenergieeinsparung führen, können den Anteil erneuerbarer Energien ersetzen. Eine Solarthermieanlage auf dem Dach, die Wasser durch Sonnenenergie erhitzt, kann entweder nur das Trinkwasser erwärmen oder – wenn sie größer dimensioniert wird – auch die Heizung unterstützen. „Im Schnitt sprechen wir von Einsparpotenzialen von bis zu 30 Prozent“, sagt Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie.

Wie groß ist die Einsparung wirklich?

Doch das ist schon eine sehr optimistische Annahme, wie eine Beispielrechnung des Abendblatts mithilfe des Kalkulationsprogramms www.effizienzhaus-online.de zeigt. Ausgegangen wurde von einem Einfamilienhaus in Hamburg aus dem Jahr 1975 mit einer Wohnfläche von 140 Quadratmetern und jährlichen Heizkosten durch eine Gasheizung von 2400 Euro.

Danach bringt eine neue Heizung und eine Solarthermieanlage für Warmwasser und Heizungsunterstützung nur eine Einsparung von 16 Prozent, was 380 Euro an Heizkosten im Jahr entspricht. Dafür sind Investitionen von 17.500 Euro notwendig, wovon 30 Prozent nach den Bafa-Regeln gefördert werden.

Energetische Sanierung: Über Kredit Fördermittel beantragen

Das Haus wird dabei nicht zusätzlich gedämmt. Das beste Ergebnis bringt eine neue Gasheizung mit Solaranlage für Warmwasser und Heizungsunterstützung in Verbindung von Dämmungen der Geschossdecken und neuer Fenster, aber ebenfalls ohne Fassadendämmung. Die notwendigen Investitionen von knapp 36.000 Euro bringen eine Einsparung an Heizenergie von 42 Prozent, was rund 1000 Euro im Jahr entspricht.

Wer für die Sanierung einen Kredit benötigt, wendet sich an seine Hausbank, um über sie an die KfW-Fördermittel zu kommen. Auch Länderförderinstitute vermitteln KfW-Kredite. In Hamburg ist das die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) und im nördlichen Nachbarland die Investitionsbank Schleswig-Holstein.

Energiesparmaßnahmen nur mit Expertenrat

In jedem Fall gilt die Regel: Vor Beantragung der Mittel nicht mit der Auftragsvergabe beginnen. Die Immobilie muss mindestens fünf Jahre alt sein und die eingebaute Technik muss auch für die Förderung zugelassen sein. Direkte Zuschüsse müssen bei der Bafa (www.bafa.de) beantragt werden.

Allerdings erfordert das die Einbindung eines Energieberaters. Aber ohne eine unabhängige fachliche Beratung sollte ohnehin keine Energiesparmaßnahme angegangen werden. Denn am Ende können die Experten noch den einen oder anderen weiteren Kniff verraten.