Hamburg. Der Führerschein, das Studium und noch ein mögliches Auslandsjahr - der Nachwuchs ist euer. Wer vorsorgen will, muss Risiken eingehen.

Spätestens zur Schuleinführung steckt es in der Schultüte: ein Sparbuch. Denn Eltern oder Verwandte wollen, dass es ihren Sprösslingen an nichts fehlt und sorgen vor. Dabei geht es um beträchtliche Summen. Dank Taschengeld und Geldgeschenken verfügen bereits die Sprösslinge im Alter zwischen vier und 13 Jahren über knapp drei Milliarden Euro an Kaufkraft, wie auch einer Studie von Verlagen hervorgeht. Taschengeld und Geldgeschenke summieren sich auf 405 Euro pro Jahr.

Das weckt bei Geldinstituten Begehrlichkeiten, denn nicht alles von diesem Geld wird sofort ausgegeben. So werben die Banken in Hamburg um die Kunden von morgen. Bei der Hamburger Sparkasse gibt es das Mäusekonto. Bis zu einem Betrag von 500 Euro spendiert die Sparkasse noch zwei Prozent Zinsen jährlich. Darüber hinaus gehende Beträge werden allerdings praktisch nicht mehr verzinst, denn der Zinssatz liegt bei 0,01 Prozent.

Sparen für die Kinder: Studierende brauchen im Schnitt 918 Euro

Bei der Hamburger Volksbank beträgt der Zinssatz – ebenfalls bis 500 Euro – noch drei Prozent im Jahr. Für höhere Beträge gibt es nur noch 0,10 Prozent. In zinslosen Zeiten ist das Konto der Genossenschaftsbank besser als das der Haspa, denn nicht nur der Zinssatz ist höher, die jungen Sparer können auch bis zum 18. Lebensjahr davon profitieren, während sich bei der Has­pa die Mäuse nur bis zum 14. Geburtstag vermehren. Bei der Commerzbank gibt es ein Sparkonto für Kinder zwischen fünf und neun Jahren. Dort können bis zu 10.000 Euro angespart werden – mit einem Zins von 0,55 Prozent.

Doch große Sprünge sind mit den maximalen Zinserträgen pro Jahr von 55 Euro (Commerzbank), 15 Euro (Hamburger Volksbank) und 10 Euro (Haspa) nicht möglich. Diese Angebote eignen sich, um erste Spargelder sicher anzulegen und den Kindern den Umgang mit Geld auf dem Konto nahezubringen. „Damit das Geld nicht nur für Konsum ausgegeben wird, sollten Eltern mit ihrem Kind auch über das Thema Sparen sprechen“, sagt Silke Barth, Vorsorge­expertin von CosmosDirekt.

„Dabei ist wichtig, dass die Ersparnisse mit Einverständnis des Kindes angelegt werden und dem Kind erklärt wird, dass es auch weiterhin sein Geld bleibt.“ Doch die Zinsen reichen nicht aus, um die aktuelle Inflationsrate auszugleichen. Aber spätestens zum Ende der Schulzeit haben die Kinder viele Wünsche, die teuer sind. Führerschein? Kostet rund 2000 Euro. Nach dem Abitur erst mal chillen? Drei Monate Australien schlagen mit 6000 Euro zu Buche. Und auch ein Studium oder eine duale Ausbildung kosten Geld.

Unverheiratete Studenten mit eigenem Haushalt brauchen im Monat durchschnittlich 918 Euro, also insgesamt rund 55.000 Euro bei zehn Semestern, so das Deutsche Studentenwerk. Einkalkuliert sind dabei ein auswärtiger Wohnort, die Semestergebühren, Heimfahrten zu den Eltern und die gesamte Lebensführung. Für eine zumeist dreijährige duale Berufsausbildung in Betrieb und Berufsschule sollte ein Finanzpolster von 20.000 Euro vorhanden sein – obwohl es eine Ausbildungsvergütung gibt.

Renditen liegen deutlich unter Inflationsrate

Im ersten Jahr liegt die laut DGB im Schnitt bei 784 Euro, im dritten Lehrjahr bei 929 Euro. Aber: Ein Ausbildungsort fern des Elternhauses oder ein Auto für das Pendeln zwischen Berufsschule und Ausbildungsplatz kann zu zusätzlichen Ausgaben führen.

Die Eltern sind schon mit den laufenden Ausgaben für die Kinder gefordert, das Sparen für den Nachwuchs eher eine Aufgabe für Großeltern. Paare mit einem Kind geben rund 763 Euro im Monat für ihren Nachwuchs aus. Damit machten die Ausgaben für das Kind rund 21 Prozent der gesamten Konsumausgaben dieses Haushaltstyps in Höhe von monatlich 3593 Euro aus. Die Ausgaben für Kinder bestehen unter anderem aus der materiellen Grundversorgung wie Ernährung, Bekleidung und Wohnen.

Attraktives Sparen war früher mit Banksparplänen möglich. Jetzt gibt es nur noch wenige Anbieter, und die Renditen liegen deutlich unter der Inflationsrate. Wer etwa monatlich 100 Euro über fünf Jahre anspart, bekommt bei der Deniz Bank insgesamt 23 Euro an Zinsen und bei der Haspa 8 Euro, wie ein Vergleich der FMH-Finanzberatung ergibt.

Diese Angebote eignen sich für das langfristige Ansparen also nicht. Auch Tagesgeldkonten mit einem maximalen Zinssatz von 0,30 Prozent sind keine Alternative mehr. Festgeldkonten eignen sich, wenn bereits ein gewisser Betrag angespart wurde und das Guthaben für zwei bis drei Jahre gesichert werden soll. „Denn dann steht Verfügbarkeit und Sicherheit an erster Stelle“, sagt Kerstin Becker-Eiselen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Knapp ein Prozent Zinsen kann für diesen Zeitraum bei ausländischen Banken erwartet werden. Mit deutscher Einlagensicherung ist es nur die Hälfte.

Depots für Minderjährige in der Regel kostenlos

Wenn Eltern und Großeltern gleich nach der Geburt beginnen, Geld für die Ausbildung zurückzulegen, hat die in den 18 Jahren bis zum Ausbildungsbeginn angesparte Summe schon deutlich an Kaufkraft verloren. Nimmt man nur eine Inflationsrate von zwei Prozent an, so müssen für Azubis schon 28.600 Euro (statt 20.000 Euro) und für Studenten sogar 78.500 Euro (statt 55.000 Euro) angespart werden, um den Kaufkraftverlust auszugleichen.

Solche Sparergebnisse lassen sich mit vertretbarem Aufwand nur noch über einen langfristigen Aktiensparplan erreichen. Bernd Schimmer, Wertpapierstratege der Haspa, ist überzeugt,dass noch auf Jahre hinaus die Inflationsrate höher sein wird als die von den Banken gezahlten Zinsen. In dieser Phase werden Aktien eher eine reale Rendite bringen. Für diese Sparform muss ein Depot bei einer Bank eröffnet werden. Depots für Minderjährige sind in der Regel kostenfrei.

Um möglichst breit zu investieren, eignet sich ein börsengehandelter Indexfonds, ein sogenannter Exchange Traded Funds (ETF), der einen sehr breiten Aktienindex abbildet. „Infrage kommen ETFs auf den MSCI World Index, der rund 1600 Aktien aus Industrienationen bündelt, oder der MSCI All Countries World Index, der Aktien von rund 3000 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern umfasst“, sagt der Anlageexperte Michael Gott von der Hamburger Sutor Bank.

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Risiko bei ETF-Anlage teils höher

Das Institut rechnet mit einer durchschnittlichen Rendite von fünf Prozent und stützt sich dabei auf Statistiken des Fondsverbandes BVI. Demnach erzielte die Fondsgruppe „Aktienfonds global“ bei regelmäßigen Einzahlungen über 20 Jahre hinweg in der Vergangenheit eine Wertentwicklung von durchschnittlich 5,4 Prozent pro Jahr. In den Beispielrechnungen (siehe Grafik) werden fünf Prozent Rendite angenommen. Zudem sind Kosten von 1,5 Prozent der jeweiligen Sparrate berücksichtigt.

Je nach Sparziel betragen die monatlichen Aufwendungen für die finanzielle Absicherung von Auszubildenden 60 oder 85 Euro (mit Inflationsausgleich). Für künftige Studenten müssen monatlich sogar 160 Euro oder 230 Euro angespart werden. Wer diese Ergebnisse mit Zinssparen erreichen will, muss schon für den Azubi monatlich 90 Euro aufwenden, um nach 18 Jahren rund 20.000 Euro zu erreichen. Mit Inflationsausgleich müssten monatlich 125 Euro investiert werden. Für den künftigen Studenten ergeben sich aber bei konventioneller Anlage Sparbeiträge von 245 Euro oder 350 Euro (mit Inflationsausgleich), die sich kaum eine Familie selbst mit großzügiger Hilfe der Großeltern noch leisten kann.

Allerdings ist auch das Risiko bei einer ETF-Anlage wegen möglicher Börsenturbulenzen in der Ansparphase höher. Denn eine Garantie, dass der angestrebte Betrag dann auch wirklich exakt zum 18. Geburtstag zur Verfügung steht, gibt es nicht. Sind die Börsenkurse dann gerade im Keller, ist die Anlage weniger wert. Ist das Sparziel schon vor dem 18 Geburtstag erreicht, sollte man zumindest einen Teil des Geldes in sichere Anlagen umschichten. Andererseits wird nicht gleich zu Beginn von Studium oder Ausbildung die gesamte angesparte Summe benötigt.

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