Hamburg. Beschäftigte von Otto, Baur und Witt bekommen zwei Prozent mehr. Gewerkschaft fordert 4,5 Prozent .
Nachdem die Fronten im Tarifkonflikt im Einzelhandel seit Wochen verhärtet sind, will die Hamburger Otto Group jetzt freiwillig höhere Löhne zahlen. Der Handels- und Dienstleistungskonzern werde bei seinen an den Einzelhandelstarifvertrag gebundenen Unternehmen vor Abschluss der aktuellen Tarifverhandlungen das Entgelt um zwei Prozent anheben, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Unter anderem gelten die Lohnerhöhungen für Otto sowie Witt und Baur.
„Die freiwillige tarifliche Vorab-Entgelterhöhung ist ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber unseren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, denen wir in den vergangenen Monaten viel abverlangt haben“, sagt Petra Scharner-Wolff, Konzern-Vorständin für Finanzen, Controlling und Personal der Otto Group. Die Entgelterhöhungen gelten rückwirkend.
Familienunternehmen grätscht in die laufenden Tarifvereinbarungen
Mit der Ankündigung grätscht das Familienunternehmen in die laufenden Tarifvereinbarungen. Zuvor hatte der Handelsverband Deutschland (HDE) den Schritt Unternehmen, die wirtschaftlich vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen waren, den Schritt als „Teillösung für den stockenden Tarifkonflikt im Einzelhandel“ empfohlen.
Ver.di fordert für die 70.000 Beschäftigen im Hamburger Einzelhandel unter anderem 4,5 Prozent mehr Geld, ein Mindesteinkommen von 12,50 Euro pro Stunde sowie eine Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge. "Die vom HDE ins Spiel gebrachte Erhöhung der bisherigen Tariflöhne von zwei Prozent (nach mehreren Nullmonaten) bleibt noch hinter der für 2021 prognostizierten Inflationsrate zurück. Die Beschäftigten, die im vergangenen Jahr noch als Heldinnen und Helden gefeiert wurden, sollen nun für ihren Einsatz mit Reallohnverlusten bestraft werden", empört sich ver.di in einer Mitteilung.Zuletzt hatten die Arbeitnehmervertreter den Druck mit Warnstreiks erhöht.
Arbeitgeber werfen Gewerkschaft „mangelnde Verhandlungsbereitschaft“ vor
Die Arbeitgeber kritisieren die Gewerkschaft und werfen ihr „mangelnde Verhandlungsbereitschaft“ vor. Vor allem der nicht systemrelevante Nonfood-Handel leide bis heute stark unter der Corona-Krise, sagte Steven Haarke, HDE-Geschäftsführer für Arbeit und Soziales.
Das zeigen auch aktuelle HDE-Umfragen, nach denen die Nonfood-Händler und vor allem die stationären Textilhändler um ihre wirtschaftliche Existenz bangen müssen. Nach Angaben des Handelsverbands haben außer der Otto Group mehrere Handelsunternehmen wie etwa Ikea, REWE sowie Regionalgesellschaften des EDEKA Verbundes bereits verbindlich erklärt, die freiwillige Lohnerhöhung mit ihren tarifgebundenen Einzelhandelsgeschäften umsetzen zu wollen.