Hamburg. Im Angebot sind zwei Modelle. Niederländer profitieren von der steigenden E-Bike-Nachfrage. So lange muss man warten.
Die Fahrräder vor dem Laden fallen sofort ins Auge. Minimalistisches Design. Es gibt keine Kabel, kaum Schrauben. Weder Scheinwerfer, Schloss oder die Batterie für den Elektroantrieb sind von außen zu sehen. Immer wieder bleibt jemand vor den E-Bikes der Marke VanMoof stehen. Einfach nur zum Gucken oder um eine Probefahrt zu machen. „Wir haben sehr viele Anfragen“, sagt Phillip Bowen. Dass die niederländischen Trendmarke gerade in der Innenstadt den ersten Service-Stützpunkt in Hamburg eröffnet, hat sich unter Kennern schnell rumgesprochen.
„Eigentlich sind wir noch im Aufbau“, sagt Bowen, der bis zum Arbeitsbeginn des Standortchefs die Geschäfte am Großen Burstah führt. Softopening nennt man das. Die Termine für Testfahren sind trotzdem schon jetzt gut gebucht. Für den nächsten Tag ist oft schon nichts mehr frei.
Brüder wollen ein perfektes Citybike entwickeln
Hinter VanMoof stecken die Brüder Taco und Ties Carlier. 2009 hatten sie ihre eigene Fahrradmarke gegründet mit der Idee, ein perfektes Citybike zu entwickeln. Das Besondere: Die meisten Teile sind in dem multifunktionsfähigen Rahmen mit zahlreichen elektronischen Komponenten verbaut. Das ungewöhnliche Design hat der Marke schon viel Aufmerksamkeit eingebracht. Auch sonst grenzt sich der Hersteller von normalen Fahrradfirmen ab.
Von der Gestaltung, über die Produktion bis zum Vertrieb und Kundendienst ist alles in einer Hand. Das erinnert eher an die Tech-Branche. Und ähnlich wie bei Apples iPhone wird jeweils nur die neuste Generation angeboten. Aktuell gibt es die beiden Unisex-Varianten S3 mit 28-Zoll-Reifen (für Menschen ab 1,70 Meter) und X3 mit 24-Zoll-Reifen (ab 1,55 Meter) in jeweils zwei Farbnuancen – mit eigener App, über die sich Reichweite, Standort und auch die interne Alarmanlage steuern lassen. Preis: 1998 Euro.
Verkaufszahlen im Corona-Jahr 2020 fast vervierfacht
150.000 Fahrräder wurden nach Unternehmensangaben bislang verkauft. Das Geschäft läuft ausschließlich online. Weltweit gibt es acht Markenshops, in Deutschland ist die einzige Niederlassung in Berlin. In den vergangenen beiden Jahren hat VanMoof vom stark steigenden E-Bike-Trend profitiert. Während des Lockdowns schafften die Niederländer ein globales Umsatzwachstum von 220 Prozent. Vor allem in Deutschland läuft es für die smarten Fahrräder.
Nach Angaben einer Sprecherin haben sich die Verkaufszahlen hierzulande im Corona-Jahr 2020 fast vervierfacht. Nachdem VanMoof im vergangenen Jahr eine weitere Finanzierungsrunde in Höhe von 40 Millionen Dollar abgeschlossen hat, ist das Unternehmen jetzt auf Expansionskurs. Bis Ende 2021 sollen weltweit 50 neue Service-Stützpunkte eröffnet werden.
Typische Start-up-Atmosphäre
In dem Ladenlokal am Großen Burstah herrscht typische Start-up-Atmosphäre. In wenigen Tagen hat das Team die Fläche nach langem Leerstand eingerichtet. Regale auf Rollen, variable Werkstatt-Arbeitsplätze. Hier soll vor allem beraten und repariert werden. Wer ein VanMoof haben will, muss es im Netz bestellen. Insgesamt arbeiten sieben Beschäftigte an dem Service-Punkt, darunter drei sogenannte Bikedoctors.
Phillip Bowen war schon im vergangenen Jahr in einem Pop-up-Shop der Marke nur wenige Meter von dem heutigen Standort dabei. Damals waren mehr 1000 Räder innerhalb von drei Monaten verkauft worden. „Für viele Kunden war es ein Problem, dass es in der Region keine direkte Anlaufstelle gab. Das wollten wird mit Eröffnung der Service-Station ändern“, erklärt der 19-Jährige, der parallel noch ein Onlinestudium absolviert.
Das Interesse ist offenbar vorhanden. Allerdings schlagen sich auch bei VanMoof die aktuellen Lieferengpässe in der Branche nieder. Die Wartezeiten für ein neues Rad liegen laut Bowen bei bis zu vier Wochen für das S3 und bei 13 Wochen für das X3.