Hamburg. Studie zeigt, dass Menschen ab 60 mit Wohneigentum über mehr Geldbestände als ihre Altersgenossen verfügen. Aber es gibt ein Problem.

Schaut man auf die finanzielle Situation der Hamburger Senioren (60 plus), so geht es ihnen im Durchschnitt besser als den Altersgenossen im Umland. Wie aus einer aktuellen Studie des Forschungs- und Beratungsinstituts Empirica und der Deutschen Teilkauf hervorgeht, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt, verfügt ein Hamburger Seniorenhaushalt über ein durchschnittliches Geldvermögen von 79.554 Euro. Hierunter fallen Sparguthaben, Aktien und bereits erworbene Ansprüche an Versicherungen. Im Landkreis Harburg sind es 70.780 Euro, in Pinneberg 53.682 Euro und in Stormarn 59.338 Euro.

Doch bei gut jedem dritten Seniorenhaushalt (34 Prozent) in der Hansestadt bleibt es nicht beim Geldvermögen. Sie verfügen darüber hinaus über eine Immobilie. In Hamburg beläuft sich der durchschnittliche Wert dieser Immobilie auf 466.607 Euro. Dabei sind Villen, ebenso wie kleinste Wohnungen berücksichtigt. Im Landkreis Harburg liegt dieser Wert bei 261.896 Euro, in Pinneberg sind es 237.657 Euro und in Stormarn 256.829 Euro.

Hamburgs Seniorenhaushalte besitzen im Schnitt 236.384 Euro

Schaut man sich nun das gesamte Geld- und Immobilienvermögen der Über-60-Jährigen in Hamburg an, so kommt man auf ein durchschnittliches Gesamtvermögen aller Seniorenhaushalte von 236.384 Euro. Wer eine Immobilie besitzt, schneidet allerdings mit einem Durchschnittswert von 610.576 deutlich besser ab. Dies gilt auch entsprechend für die Regionen im Hamburger Speckgürtel. So haben die Senioren im Landkreis Harburg 256.020 Euro (mit Immobilie: 349.294 Euro), in Pinneberg 199.045 Euro (mit Immobilie: 309.963 Euro) und in Stormarn 230.528 Euro (mit Immobilie: 332.681 Euro).

Die monatlichen Einkommen der Hamburger Seniorenhaushalte liegen laut Studie übrigens bei netto 3023 Euro. Hier schneiden die Über-60-Jährigen im Landkreis Harburg mit 3296 Euro und in Stormarn mit Nettoeinkommen von 3104 Euro sogar besser ab. Für Pinneberg ergibt sich laut Studie ein Wert von exakt 2834 Euro pro Seniorenhaushalt.

Die Eltern haben Immobilien gekauft? Alles richtig gemacht!

Sie wollen es Ihren Eltern gleichtun: Ein Einfamilienhaus oder eine Wohnung erwerben und so auch für das Alter vorsorgen. Die Nachfrage nach Immobilien in Hamburg ist ungebremst, die Preise steigen seit Jahren.

Die Eltern, die vor drei Jahrzehnten eine Immobilie in der Hansestadt gekauft haben, können sich entspannt zurücklehnen, sie haben alles richtig gemacht. Ob die Rechnung für ihre Kinder auch noch aufgeht, muss sich erst noch zeigen. Ein Einfamilienhaus müsste dann – drei Jahrzehnte später – rund drei Millionen Euro kosten, wenn man die Preisentwicklung seit 1991 in Hamburg fortschreibt.

Nehmen wir an, die Elterngeneration hat 1991 ein frei stehendes Einfamilienhaus in Hamburg erworben. Nach den Zahlen des Gutachterausschusses, der die notariellen Kaufverträge auswertet und damit den besten Überblick hat, bezahlte sie dafür umgerechnet 265.000 Euro. Im Jahr 2020 wurden nach der gleichen Quelle für ein vergleichbares Objekt 903.000 Euro fällig – eine Wertsteigerung um den Faktor 3,4.

Heute kostet ein Mittelreihenhaus 517.000 Euro

Wenn die Eltern nicht so gut bei Kasse waren, für ein Mittelreihenhaus für 167.200 Euro reichte es bestimmt. Heute müssen dafür 517.000 Euro ausgegeben werden. Der Wertsteigerungsfaktor fällt mit 3,1 nur geringfügig niedriger als beim Einfamilienhaus aus. Kein Wunder, dass Hamburgs Senioren mit Immobilieneigentum in einer beneidenswerten Lage sind, wie eine Studie des Forschungs- und Beratungsinstituts Empirica und der Deutschen Teilkauf zeigt, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt.

Ob laufendes Einkommen oder Geldvermögen, die Senioren mit Grundbesitz sind deutlich besser gestellt als ihre Altersgenossen, die zur Miete wohnen. Das fast abbezahlte Immobilienvermögen kommt noch obenauf. Im Umland liegt die Immobilienbesitzquote bei 70 Prozent, was zeigt, dass sich dort auch schon vor drei Jahrzehnten deutlich mehr Bewohner als in Hamburg den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen konnten. Einziger Nachteil für die Immobilienbesitzer im Alter: Die Restschulden sind in der Hansestadt bei den Immobilienbesitzern mehr als doppelt so hoch wie in der vergleichbaren Altersgruppe. Mit 27.900 Euro sind aber die Restschulden in Hamburg verkraftbar.

Im Umland gibt es die höchsten Immobilienwerte in Harburg

Größter Vermögensbestandteil ist das Immobilienvermögen. 34 Prozent der Hamburger ab 60 Jahren profitieren davon. Ihr Haus oder ihre Wohnung haben im Schnitt einen Wert von 466.600 Euro. Deutlich geringer fällt es in den umliegenden Landkreisen aus, weil dabei nicht nur die Kreisstädte mit schon re­lativ hohen Immobilienpreisen in die Rechnung eingehen, sondern auch die vielen kleinen Gemeinden.

Im Umland gibt es die höchsten Immobilienwerte in Harburg (261.900 Euro), gefolgt von Stormarn mit 256.800 Euro und Lüneburg mit 245.500 Euro. Das geringste Immobilienvermögen gibt es im Kreis Steinburg mit 151.400 Euro. In einem komplizierten Verfahren hat Empirica das Einkommen, das Immobilienvermögen, das Geldvermögen und die Schulden von Seniorenhaushalten in Hamburg und dem Umland errechnet.

Mieter sparen auch weniger als Immobilieneigentümer

Senioren sind dabei als 60-Jährige und älter definiert, was zum Teil auch das hohe laufende Einkommen insbesondere in Hamburg erklärt, weil sie noch berufstätig sein können. Die Daten stammen aus der Einkommen- und Verbrauchsstichprobe (EVS), die alle fünf Jahre in Form von Befragungen durch das Statistische Bundesamt erhoben wird, letztmalig 2018. „Da viele Daten nur auf der Ebene von Bundesländern vorliegen, mussten wir sie auf Kreisebene umrechnen. Wir haben etwa Sudoku gespielt“, sagt Reiner Braun, Vorstandsvorsitzender von Empirica. Denn natürlich müssen die Ergebnisse auf Kreisebene dann wieder zu den Daten des Bundeslandes passen.

Mieter sparen auch weniger als Immobilienbesitzer. Das zeigt sich in Hamburg wie im Umland. In der Region haben die Hamburger Senioren mit Immobilieneigentum mit im Schnitt rund 144.000 Euro Geldvermögen überproportional viel Geld auf der hohen Kante. Dazu zählen Sicht- und Spareinlagen, Wertpapiere wie Aktien und Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen. Die vergleichbaren Mieterhaushalte in der Hansestadt kommen nur auf 79.600 Euro. Im Hamburger Umland liegen die Werte der älteren Immobilienbesitzer deutlich niedriger. Sie bewegen sich bei 65.400 Euro im Kreis Steinburg und 87.400 Euro im Landkreis Harburg.

Hamburgs Senioren liegt mit Geldvermögen im Mittelfeld

„Immobilieneigentümer haben größere Sparanreize, weil sie ihr Haus instand setzen müssen und dafür unvorhergesehene Ausgaben fürchten“, sagt Braun. Auch eine größere Flexibilität von Immobilienkrediten kann eine Rolle spielen. So sind bei neueren Verträgen zusätzliche Tilgungen möglich, was den Sparanreiz erhöht. In der Folge ist ein Darlehen schneller abgezahlt.

Im Vergleich der sieben größten Städte in Deutschland liegen aber Hamburgs Senioren mit ihrem Geldvermögen nur im Mittelfeld. In der Regel gilt: Je teurer die Immobilien, desto mehr Geld ist auch noch auf den Konten und in den Depots vorhanden. So beläuft sich das Immobilienvermögen der Münchner auf 674.700 Euro und ihr Geldvermögen auf 183.400 Euro. Die Frankfurter Senioren blicken auf einen Immobilienwert von 491.300 Euro und auf 174.500 Euro Geldvermögen. Nur die Stuttgarter haben bei geringerem Immobilienvermögen (431.100 Euro) als die Hamburger noch deutlich mehr Geld als die Hamburger zusammengespart (181.400 Euro), was für die sparsamen Schwaben spricht.

Deutsche Teilkauf ermöglicht Verkauf eines Teils der Immobilie

Beim monatlichen Netto-Einkommen ragen die Hamburger Immobilienbesitzer ab 60 Jahren heraus. Mit 4278 Euro liegen sie gleich hinter den Münchnern mit 4561 Euro. „Hier macht sich im Durchschnittswert dann doch die Hamburger Millionärsdichte bemerkbar“, sagt Braun. Auch die Erwerbstätigkeit eines Teils der Seniorengruppe spielt bei diesem hohen Durchschnittswert eine Rolle. Das Einkommen liegt rund 40 Prozent höher als das der vergleichbaren Haushalte ohne Immobilienbesitz (3023 Euro). Am zweithöchsten ist das Einkommen im Landkreis Harburg mit 3639 Euro, gefolgt von Stormarn (3518 Euro) und Pinneberg (3313 Euro).

Marian Kirchhoff, geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Teilkauf
Marian Kirchhoff, geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Teilkauf © Deutsche Teilkauf

Aber Durchschnittswerte bedeuten eben auch, dass das Einkommen und Vermögen sehr unterschiedlich verteilt sein kann „41 Prozent der älteren Immobilienhaushalte in Hamburg haben kein auskömmliches Einkommen“, sagt Marian Kirchhoff, geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Teilkauf. Das Unternehmen ermöglicht es Immobilienbesitzern, einen Teil ihrer Immobilie zu verkaufen, ohne ausziehen zu müssen. So kann das darin gebundene Kapital freigesetzt werden. Allerdings müssen die Besitzer im Gegenzug eine Miete für die Immobilienhälfte bezahlen.

Kredit kommt für die meisten Senioren nicht infrage

Kein auskömmliches Einkommen heißt für Kirchhoff, dass die Haushalte weniger als insgesamt 1600 Euro im Monat zur Verfügung haben. In Hamburg sind das immerhin 36.000 Haushalte in der Gruppe der über 60-Jährigen Immobilienbesitzer. „Ihnen fehlt das Geld für Renovierungen oder um sich etwas leisten zu können“, sagt Kirchhoff. Deshalb hat er die finanzielle Lage der Immobilienbesitzer in allen über 400 Landkreisen in Deutschland von Empirica untersuchen lassen. Eine Kreditaufnahme kommt für die meisten Senioren nicht infrage. 71 Prozent lehnen das nach einer Umfrage von YouGov ab. Gute Aussichten für die Deutsche Teilkauf und ihre Wettbewerber.