Hamburg. Große Anbieter wie Meridian, Aspria und Kaifu halten ihre Preise trotz der Corona-Krise stabil. Wie sie ihre Kunden halten können.
Hamburg ist Deutschlands Fitnesshochburg, nirgendwo stählen sich so viele Menschen in Fitnessclubs, trainieren auf dem Laufband oder greifen zu Langhanteln. Doch Corona hat den Anlagen wie Kaifu, Aspria oder Meridian monatelange Zwangsschließungen gebracht. Wegen des ersten Lockdowns mussten die Fitnessstudios in Hamburg vom 16. März bis zum 28. Mai schließen. Gemeinsamer Sport in Innenräumen ist auch derzeit wieder – seit fast einem halben Jahr – wegen der Ansteckungsgefahr verboten.
Viele Mitglieder haben den Clubs daher den Rücken gekehrt und sind ausgetreten. Doch die Treue der Kunden ist sehr unterschiedlich. Vergleichsweise gut sind die renommierten, höherpreisigen Hamburger Clubs durch die Zeit gekommen. Kaifu, Meridian und Aspria haben nach eigenen Angaben kaum mehr Mitglieder eingebüßt als in „normalen“ Zeiten, vor Corona.
In Hamburg hängt Treue von Zahlungsbedingungen ab
Bundesweit haben die Anbieter, darunter Marken wie BestFit Group oder Clever fit während der Pandemie rund zehn Prozent der Kunden verloren, ergab eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte. Trainierten 2019 im Durchschnitt noch 1206 Mitglieder in einer Anlage, waren es 2020 noch 1081. Insgesamt hatten Ende des vergangenen Jahres gut zehn Millionen Menschen eine Mitgliedschaft bei einem Fitnessbetreiber.
In Hamburg hängt die Treue zum Club auch von den Zahlungsbedingungen während der Pandemie ab. Viele teurere Premium-Anlagen haben sich die Zeit, während die Clubs geschlossen waren und sind, nicht bezahlen lassen. „Obwohl wir seit Beginn der Pandemie keine staatliche Unterstützung erhalten haben, haben wir weder im ersten Lockdown noch seit November 2020 im zweiten Lockdown Mitgliedsbeiträge erhoben“, sagt eine Sprecherin der Kaifu-Lodge in Eimsbüttel über ihre Kunden, die üblicherweise monatlich rund 60 Euro zahlen.
Kaifu-Lodge verspricht: Preise erhöhen sich nicht
„Bei uns bewegt sich der Austritt von Mitgliedern im normalen Bereich, nur minimal höher als vor der Pandemie“, sagt die Sprecherin. Die Preise sollen sich nach Ende der Schließungen nicht erhöhen.
Bei Aspria, die in Hamburg auf der Uhlenhorst und in Poppenbüttel vertreten sind, waren die Mitglieder „nicht verpflichtet, ihre Beiträge während der behördlich angeordneten Schließung zu zahlen“, sagt Geraldine Seibel-Lübbke, Geschäftsführerin Aspria Hamburg. Es wurde den Mitgliedern zugleich im ersten Lockdown angeboten, ihre Beiträge trotz der Schließung weiterzuzahlen. Dafür stellte der Club in Aussicht, zusätzliches Guthaben für Leistungen wie Massagen aufzubauen.
Beiträge des Aspria-Clubs sollen stabil bleiben
Diese ersparten Summen können nach der Wiedereröffnung eingelöst werden. Die Beiträge in den Aspria-Clubs in Hamburg mit ihren 10.000 Mitgliedern betragen monatlich ab etwa 80 Euro, diese sollen stabil bleiben. Die Praxis während der Krise habe die verunsicherten Kunden unter den Mitgliedern lediglich zu einer Ruhezeit veranlasst, aber nicht in großem Maße zu einem Austritt, hieß es.
Auch bei Meridian Spa & Fitness liegt der Rückgang der Kunden mit rund sechs Prozent weit unter dem bundesweiten Durchschnitt der Branche. Meridian betreibt in Hamburg fünf Anlagen, mit 25.000 Mitgliedern. Die Beiträge von derzeit 73 bis 105 Euro sollen sich nicht erhöhen, hieß es von der Kette.
Beschwerden in Hamburg
Einige Clubs haben in der Pandemie auch Beiträge abgebucht, die als Zahlungen für die Zeit nach der Schließung gelten sollen. Darüber hatte es in Hamburg Beschwerden gegeben, sagte Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale. „Diese betreffen die einseitige Vertragsverlängerung um die coronabedingte Schließzeit. Das Problem ist somit nach hinten verlagert“, erklärt Rehberg die Kritik der Kunden. „Das Studio bucht zwar nicht ab, geht aber von einer Verlängerung des Vertrages aus.“
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Im Schnitt kostete die Mitgliedschaft in deutschen Fitnessclubs 2020 monatlich 42,09 Euro brutto und damit 50 Cent weniger als im Vorjahr. Hintergrund ist der gestiegene Anteil der Kettenbetriebe, von denen viele zum Discount-Segment gehören und Mitgliedschaften für weniger als 30 Euro im Monat anbieten, ergab die Branchenstudie.
Corona-Schließungen haben Spuren hinterlassen
Die behördlich angeordneten Schließungen bereits im vergangenen Jahr haben Spuren bei den Betreibern hinterlassen. So sind die Umsätze der Branche in Deutschland 2020 um 24,5 Prozent auf 4,16 Milliarden Euro gesunken, ergab die Studie von Deloitte. Die Rückgänge bei den Erlösen betreffen alle Studiobetreiber in ähnlichem Ausmaß.
Bei der Zahl der Anlagen ist die Lage unterschiedlicher. Insgesamt gab es hier einen Rückgang von 1,4 Prozent, das heißt, dass 2020 netto 131 Anlagen aus dem Markt ausgeschieden sind. Am stärksten ist dabei das Segment der kleineren Einzelkämpfer im Markt betroffen. Hier gibt es bundesweit nun etwa 150 Anlagen weniger als vor der Pandemie.
Kettenbetreiber konnten Anlagenzahl ausbauen
Die Kettenbetreiber, darunter speziell aus dem Discount-Segment, konnten die Anlagenzahl dagegen mit einem Zuwachs von 23 Standorten sogar ausbauen. Gründe hierfür sind insbesondere finanzielle Rücklagen aus den vorangegangenen Wachstumsjahren sowie eine langfristig geplante Expansionspolitik.