Hamburg. 105 Ziele sollen von Fuhlsbüttel aus angesteuert werden – doch die Planung ist in Corona-Zeiten schwierig.
Faik Bozdogan hat von seinem Arbeitsplatz aus das Vorfeld des Hamburger Flughafens fest im Blick, auf dem am Mittwochmorgen nur wenige Flugzeuge stehen. Der 39-Jährige leitet die Airport Lounge im dritten Stock des Terminals 1. Im Jahr 2019 zählte er im Schnitt 520 Gäste täglich. Dann wurde die Lounge geschlossen, umgebaut und auf 800 Quadratmeter vergrößert. Im April 2020 sollte die Eröffnungsfeier sein – doch Corona funkte dazwischen.
Die Party platzte. Offen ist die Lounge mit 300 Sitzplätzen dennoch, aber nur an einigen Wochentagen und zu reduzierten Öffnungszeiten. „Momentan liegt unsere Auslastung bei fünf bis 15 Prozent“, sagt Bozdogan. In den Sommerferien hofft er, auf 30 bis 50 Prozent zu kommen.
Flughafen Hamburg verdoppelt Abflugszahlen
So langsam geht es in der heftig von der Pandemie betroffenen Luftfahrt wieder aufwärts. Ende März vermeldete der Helmut-Schmidt-Flughafen jeweils etwa 28 Starts und Landungen pro Tag, einen Monat später waren es je 36. Nun seien es gut 40 und an Spitzentagen sogar 50, heißt es. Vom Vor-Corona-Niveau mit jeweils mehr als 200 Starts und Landungen pro Tag ist man aber noch weit entfernt – und wie wird es im Sommer?
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In den großen Schulferien würden voraussichtlich 45 Fluglinien 105 Ziele anbieten, sagt Gesa Zaremba. Die 41-Jährige betreut als Head of Airline and Traffic Development die Fluglinien und betreibt die Neuakquise. Derzeit sind es rund zwei Dutzend Destinationen weniger. Gefragt ist vor allem Griechenland. „Wir hören von den Airlines, dass sie im vergangenen Jahr dort gute Erfahrungen gemacht haben“, sagt Zaremba. Deswegen weiten sie ihre Verbindungen dorthin aus. Gut ein Dutzend Ziele sind aus der Hansestadt direkt erreichbar – von Athen über Kos, Kreta und Rhodos bis zu Santorin und Zakynthos.
Hamburger buchen Urlaub nun kurzfristiger als früher
„Bei den anderen Destinationen gibt es viel altbewährt Gutes“, sagt Zaremba und listet Palma de Mallorca, die spanische Küste, die Kanaren und die Türkei auf. Allerdings sei das Buchungsverhalten der Kunden viel kurzfristiger geworden. Das macht für die Fluglinien die Planung schwieriger.
Vor Corona habe man mit den Airlines langfristig zusammengearbeitet. Es gab einen Sommer- und einen Winterflugplan. Zu den Wechseln habe man sich angeschaut, wo es Veränderungspotenzial gebe, sagt Zaremba: „Nun sprechen wir über einen Zwei-Wochen-Horizont bei den Airlines.“ Die Airlines schauen sich in diesem Intervall an: Was hat sich an den Corona-Regelungen und Inzidenzen in Hamburg und in den Zielgebieten geändert? Wie kann sich das auf die Nachfrage auswirken? Wie müssen die Flugpläne angepasst werden?
Sommerprognose für Flugbewegungen gibt es nicht
Unter normalen Umständen wäre der Sommerflugplan längst fixiert, der Winter würde geplant und an den Sommer 2022 schon gedacht. Im Moment ist das wegen der vielen Unwägbarkeiten mit veränderten Reisebestimmungen und weiteren Impffortschritten oder -rückschritten nicht möglich.
Daher wagt Zaremba auch keine Prognose darüber, wie viele Starts und Landungen es im Sommer pro Tag geben wird. Aber man sei „vorsichtig optimistisch“, dass das Geschäft mit einer höheren Durchimpfung etwas planbarer wird und wieder mehr Passagiere fliegen. Derzeit sind es rund 5000 Fluggäste pro Tag. An Spitzentagen werden 6500 gezählt – 2019 waren es im Schnitt gut 47.000.
Flughafen Hamburg musste Betriebskosten senken
Um die Betriebskosten zu senken, schloss der Flughafen das Terminal 2 vorübergehend. Die dort beheimateten Airlines Lufthansa, Iberia, Vueling, British Airways, Wizz Air und Ryanair zogen um in Terminal 1. „Ich hoffe, dass wir im Sommer Terminal 2 im normalen Betrieb nutzen können“, sagt Mirjam Fröhlich (32), die für das Terminalmanagement und die Gepäckförderanlage zuständig ist.
Die Airlines zögen dann wohl an ihren angestammten Platz zurück. Zudem sollen wahrscheinlich die skandinavischen Fluglinien SAS und Finnair dorthin umziehen. Wer mit diesen Airlines reist, würde dann (wieder) von Terminal 2 aus fliegen. An diesem Wochenende wird von Freitag bis Sonnabend das Terminal 2 für alle Eurowings-Flüge für drei Tage geöffnet.
Passagiere können Gepäck am Automaten selbst einchecken
In Corona-Zeiten zunehmend mehr gefragt sind die Gepäckautomaten, an denen man seinen Koffer oder seine Tasche selbst aufgibt. „Etwa 65 bis 70 Prozent der Passagiere in Hamburg können den Self-Bag-Drop-Automaten nutzen“, sagt Fröhlich. Ende Mai wird wohl nach der Lufthansa-Gruppe, Easyjet und SAS auch Finnair zu den Nutzern gehören. 20 dieser Automaten gibt es in Terminal 1, zehn in Terminal 2. Ihr Vorteil in Pandemiezeiten: Die Kontakte zu anderen Menschen werden reduziert.
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Einige Passagiere möchten sich aber gern beim Personal absichern, ob sie alles richtig gemacht haben – dann können sie auf Nina Ludwig (28) treffen. Die stellvertretende Betriebsleiterin im Passagierservice ist neben ihrer Tätigkeit im Welcome Center häufig im Terminal zu finden, hilft beim Selbst-Check-in, der Kofferaufgabe und schickt Passagiere zum richtigen Schalter oder bei Bedarf ins Corona-Testzentrum – am Flughafen gibt es zwei Anbieter an vier Standorten.
83 Prozent der rund 2000 Beschäftigten sind in Kurzarbeit
„Bei größeren Schlangen achten wir darauf, dass die Abstände eingehalten werden. Aber die Gäste haben das schon sehr gut verinnerlicht“, sagt Ludwig, die wie 83 Prozent der rund 2000 Beschäftigten in Kurzarbeit ist. Im Sommer soll der Passagierservice aber schnell aufgestockt werden, heißt es vom Airport.
Das Reinigungspersonal arbeitet hingegen so wie vor Corona. Auf durch stillgelegte Bereiche reduzierter Fläche werde nun intensiver und in kürzeren Intervallen geputzt. Für saubere Hände gibt es 115 Desinfektionsspender und 70 -säulen. Für sein Hygienekonzept erhielt der Flughafen vom weltweiten Airport-Verband ACI gerade als vierter deutscher Flughafen eine Zertifizierung.
Neue Airport Lounge darf jeder Fluggast nutzen
Als in der Airport Lounge zwei Gäste gehen, nimmt Bozdogan schnell zwei blaue Schilder von den Tischen. Diese zeigen an, dass der Platz gereinigt ist. Ein exklusiver Club ist der Ort übrigens nicht. „Jeder Fluggast darf die Lounge nutzen“, sagt Bozdogan. Während Passagiere mit Business-Class-Ticket oder einem gewissen Meilenstatus bei einigen Airlines umsonst hineindürfen, müssen andere Reisende zahlen.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Statt regulär 35 Euro werden derzeit 25 Euro Eintritt verlangt. Dafür gibt es Zugang zum Ruheraum, zu zwei Duschen und zum Büfett, an dem man in normalen Zeiten so viel essen und trinken kann, wie man will – wegen der Corona-Regeln gibt es derzeit aber nur eine Lunchbox zum Mitnehmen.