Hamburg. Der Flugzeugbauer treibt den Jobabbau in Hamburg und dem Norden mit Abfindungen voran. Der Löwenanteil kommt erst noch.

Bei Airbus schreitet die Umsetzung des geplanten Stellenabbaus voran. Im Juli verkündete der MDAX-Konzern, dass man in der Flugzeugsparte wegen der Corona-Krise in Deutschland 5100 Jobs streichen will. In den vergangenen knapp acht Monaten ist man dem Ziel nähergekommen – auch durch ein Programm für freiwillige Aussteiger.

„Es sind mehr als 1000 Beschäftigte auf Finkenwerder, in Stade, Bremen und Buxtehude, die die Airbus Operations GmbH über diesen Weg verlassen haben“, sagte Emanuel Glass dem Abendblatt. Er ist Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Region Hamburg. Das Programm stufte er als erfolgreich ein. „Viele Kolleginnen und Kollegen nehmen das Angebot freiwillig an und sehen für sich eine neue Perspektive außerhalb von Airbus“, sagte Glass. Wie viele Hamburger Beschäftigte den Konzern gegen die Zahlung einer Abfindung freiwillig verlassen haben, ließ der Gewerkschafter offen.

Airbus: Die meisten Stellen sollen in Finkenwerder wegfallen

Im vergangenen Sommer standen an den vier norddeutschen Standorten Hamburg, Buxtehude, Stade und Bremen zusammen 3128 Stellen auf der Streichliste. Den Löwenanteil mit 2260 Arbeitsplätzen machte dabei das Werk auf Finkenwerder aus. Es ist mit 15.000 Beschäftigten der mit Abstand größte deutsche Airbus-Standort. Es ist daher zu erwarten, dass der Großteil der freiwillig ausgeschiedenen Airbus-Mitarbeiter an der Elbe beschäftigt war.

Airbus kommentierte die Anfrage zu dem bereits vollzogenen Jobabbau nur knapp. „Zu laufenden Verhandlungen und Zahlen wollen wir uns nicht äußern“, sagte ein Sprecher. Allerdings hatte Vorstandschef Guillaume Faury am vergangenen Donnerstag in der Bilanz-Pressekonferenz zu den Gesprächen Stellung bezogen. Man habe den Sozialplan noch nicht abgeschlossen, „aber wir bewegen uns vorwärts“, sagte Faury.

Ein Drittel des veranschlagten Personalabbaus sei bereits bis Ende 2020 umgesetzt worden. Es müsse aber noch mehr in dem Bereich passieren – auch wenn dank der Unterstützung der Regierungen auf ein Drittel des Jobabbaus verzichtet werden könne, so Faury. Dank der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes und vermehrter Forschungsgelder geht es bundesweit also um den Abbau von rund 3400 Stellen.

Airbus will die Fertigung in Hamburg wieder hochfahren

Weil nun mehr Personal an Bord bleibe als geplant, könne verstärkt an der Entwicklung von Technologien, Innovationen und Produkten gearbeitet und die Fertigung zu einem späteren Zeitpunkt hochgefahren werden, sagte der Franzose. Airbus hat dies im dritten Quartal vor. Bei der für Hamburg wichtigen A320-Familie – mehr als jeder zweite Jet der Reihe wird auf Finkenwerder endmontiert – soll die Produktionsrate dann wieder auf 43 Maschinen pro Monat steigen, im Schlussquartal sollen es 45 Exemplare sein. Im April 2020 hatte der Flugzeugbauer die Rate von 60 auf 40 pro Monat um ein Drittel gekürzt.

Die Luftfahrtindustrie steckt wegen der Pandemie in der schwersten Branchenkrise ihrer Geschichte. Weltweit ist das Passagieraufkommen gering. Daher parken viele Fluglinien ihre Maschinen langfristig. Der Bedarf für neue Jets ist gering. Zudem fehlt den Airlines durch die wegbrechenden Ticketeinnahmen das Geld, neue Maschinen zu bezahlen – das belastet das Geschäft von Airbus.

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Noch in dieser Woche werden die Gespräche zwischen Arbeitnehmervertretern und Management über einen neuen Konzerntarifvertrag weitergehen. „Wir sind auf der Ziellinie“, sagte Glass. Die Kernforderung der IG Metall bleibe der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen. Dieser gilt bisher nach einer dreimonatigen Verlängerung bis Ende März.

„Gewerkschaft und Betriebsräte sind der festen Überzeugung, dass betriebsbedingte Kündigungen nach dem erfolgreichen Freiwilligenprogramm nicht mehr notwendig sind. Das fordern wir auch vom Arbeitgeber ein“, so Glass. Der Konzern wollte sich dazu unter Verweis auf die laufenden Gespräche mit den Sozialpartnern nicht äußern.

Bei langjährigen Airbus-Mitarbeitern sind sechsstellige Summen möglich

Beschäftigte können sich auch weiterhin für ein freiwilliges Ausscheiden melden – auch wenn der finanzielle „Turbo“-Zuschlag für Schnellentschiedene im Januar ausgelaufen ist. Für langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien dem Vernehmen nach zum Abschied sechsstellige Summen möglich. Eine beliebte Variante bei Älteren soll für ein Jahr der Wechsel in eine Transfergesellschaft sein. Im Anschluss folgen bis zum Renteneintritt zwei Jahre Arbeitslosigkeit.

Zudem wird es in den Gesprächen um eine Reduzierung der Arbeitszeit um bis zu 20 Prozent gehen. Im Gegenzug soll es einen Teilentgeltausgleich für die Mitarbeiter geben. „Leiharbeiter und befristet Beschäftigte waren nicht Teil des Stellenabbauplans“, sagte ein Airbus-Sprecher. An einer Corona-Front hat sich die Lage derweil beruhigt. Nach den Corona-Fällen in der Belegschaft war eine A320-Linie vorübergehend geschlossen worden. Seit zwei Wochen arbeitet sie wieder. Sie laufe „im Normalbetrieb“, hieß es.