Hamburg. Fehlbetrag von 58 Millionen Euro. Entscheidung über internationalen Logistikkongress ITS soll spätestens Anfang April fallen.

Messe-Menschen sind geborene Optimisten“ – so die Selbsteinschätzung von Bernd Aufderheide, Chef der Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC). Diese Eigenschaft kann er auch mit Blick auf 2021 gut gebrauchen. Jedenfalls hofft Aufderheide derzeit auf einen „Neustart“ des Geschäfts im Sommer, wie er am Mittwoch im virtuellen Jahrespressegespräch sagte.

Seit Mai 2020 befindet sich ein Großteil der Beschäftigten in Kurzarbeit, die bis zum Ende der Hamburger Sommerferien verlängert wurde. Für Ende August ist nun die verschobene Flugzeugkabinenmesse Aircraft Interiors Expo als eine der ersten real stattfindenden Veranstaltungen nach der Zwangspause geplant und für Ende September die Premiere des Festivals Photopia Hamburg, zu dem neben Fachleuten auch Hobbyfotografen kommen sollen.

Durchführung von Weltkongress für Intelligente Verkehrssysteme ist noch nicht gesichert

„Wir haben ein tolles Konzept entwickelt und hoffen natürlich sehr, dass wir die Veranstaltung 2021 auch durchführen können“, so Aufderheide. Ein „Fragezeichen“ steht nach seinen Worten auch immer noch hinter dem Weltkongress für Intelligente Verkehrssysteme (ITS), der am 11. Oktober beginnen soll. Derzeit diskutiere man im Veranstalterkreis darüber, wie man mit der Unsicherheit im Hinblick auf die Corona-Lage umgehen muss.

Bis Ende März oder Anfang April werde eine Entscheidung fallen: „Für einen solchen Kongress sind wir natürlich besonders darauf angewiesen, dass Menschen aus aller Herren Länder anreisen können.“ Im vorigen Jahr begrüßte die HMC immerhin 306.413 Besucher – darunter waren aber auch 26.300 Studenten, die in den Messehallen ihre Klausuren mit dem nötigen Abstand schreiben konnten.

Leitmessen mussten gestrichen werden

Im Jahr 2018, das vom üblichen Messeturnus her vergleichbar ist, waren es 722.769 Besucher. Während zuvor für den Umsatz ein neuer Rekord von 111 Millionen Euro erwartet wurde, lag er vorläufigen Zahlen zufolge tatsächlich bei gerade einmal 20 Millionen Euro. Der Jahresverlust weitete sich gegenüber 2018 von neun Millionen Euro auf 58 Millionen Euro aus. Damit war 2020 für die HMC nach eigenem Eingeständnis das schwächste Jahr der Unternehmensgeschichte.

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Leitmessen wie die WindEnergy Hamburg und die Meerestechnik-Industrieschau SMM mussten gestrichen werden und konnten nur in digitaler Form stattfinden. Auch die Gastronomiemesse Internorga wird nun Mitte März rein virtuell präsentiert. Dabei betrete die HMC technisches Neuland, erklärte Aufderheide: „Die Aussteller werden mit den Teilnehmern online kommunizieren können.“

Internorga-Erlebnis nicht über das Internet möglich

Er räumte jedoch ein, dass sich das sonst von der Internorga gewohnte Erlebnis nicht vollständig über das Internet transportieren lasse: „Die Düfte, die durch die Hallen wehen – das ist etwas ganz anderes als die digitale Version davon.“ Für 2021 mochten Messe-Chef Aufderheide und Geschäftsführer Uwe Fischer keine Umsatzprognose nennen. Es wird aber ein erneuter Verlust erwartet. Ein „Lichtblick“ sei, dass das Kongresszentrum CCH nach jahrelanger Modernisierung im August oder September neu eröffnet werden könne.

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Trotz der erheblichen finanziellen Einbußen soll es kein Arbeitsplatzabbauprogramm geben, frei werdende Stellen würden aber schon seit einiger Zeit nicht neu besetzt. Aufderheide ließ keinen Zweifel daran, dass reale Präsenzveranstaltungen nach seiner Überzeugung das Kerngeschäft von Messebetreibern bleiben werden.

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Globale Leitmessen würden es künftig jedoch schwerer haben, während „regionale“ Veranstaltungen an wirtschaftsstarken Standorten profitieren könnten. Gerade die HMC, deren Hallen und das CCH mitten in der Stadt liegen, habe da gute Voraussetzungen. Branchen, Aussteller und Besucher warteten jedenfalls sehnlichst darauf, dass es wieder Messen und Kongresse mit physischer Präsenz geben kann, so Aufderheide: „Die Menschen wollen sich wieder persönlich begegnen.“